MEDIENHAFEN DÜSSELDORF (02/2004, Düsseldorf und Köln)

Interview mit Oberbürgermeister Joachim Erwin

PERSPEKTIVEN DES DÜSSELDORFER MEDIENHAFENS
Interview mit Oberbürgermeister Joachim Erwin

Büroanzeiger: Heute kommt es mehr und mehr darauf an, wie ein Standort europaweit platziert ist. Wie beurteilen Sie hier die Position Düsseldorfs und der Region?

OB Erwin: Düsseldorf und die Region nehmen eine herausragende Stellung in Europa ein. Zum einen ist zu beachten, dass in der Region in einem Umkreis von 80 km circa 11 Mio. Menschen leben. Zum anderen ist von Düsseldorf aus jede europäische Metropole in ein bis zwei Stunden mit dem Flugzeug zu erreichen.

Büroanzeiger: Welche Rolle spielt dabei die Entwicklung im Düsseldorfer Hafen?

OB Erwin: Der Düsseldorfer Hafen hat bei der Umstrukturierung die Chance gegeben, neue architektonische Formensprachen in der Stadt zu verwirklichen. Damit wurde der Hafen nicht nur interessant für viele Branchen, sich in dieser wunderbaren Atmosphäre zu etablieren, sondern es wurde auch ein Highlight für interessierte Städteplaner und Besucher aus aller Welt geschaffen.

Büroanzeiger: Wenn Sie eine vorläufige Bilanz des Projektes MedienHafen ziehen, was war positiv und was würden Sie aus heutiger Sicht anders machen?

OB Erwin: Die innovativen Ideen konnten in der Regel zügig umgesetzt werden. Dies ist sicherlich positiv zu werten. Allerdings ist das große Thema des Wohnens im Hafen aus meiner Sicht zu lange verschleppt worden. Hier haben wir heute auch die ersten Schritte zur Umsetzung eingeleitet, das hätte aus meiner Sicht aber schon früher erfolgen sollen.

Büroanzeiger: Ist die Positionierung "MedienHafen" weiterhin richtig und tragfähig, wo sich doch immer mehr Unternehmen aus anderen Branchen wie z.B. Anwaltskanzleien, Unternehmensberatungen oder Modefirmen hier ansiedeln?

OB Erwin: Im Hafen sind immer noch zahlreiche Firmen aus der Medienbranche angesiedelt. Es ist auch weiterhin mein Ziel, den Standort für den Bereich zu stärken und auszubauen. Gleichzeitig ist es natürlich, dass die von Ihnen angesprochenen Nutzungen, insbesondere Anwälte und Unternehmensberater, dieser Branche folgen. Zudem sind im Hafen hochwertige Büroflächen entstanden, die ganz natürlich für weltweit operierende Büros der genannten Branchen hochinteressant sind.

Büroanzeiger: Worin besteht Ihrer Ansicht nach das Erfolgsrezept dieses Stadtquartiers?

OB Erwin: Das Erfolgsrezept liegt einerseits in den hochmodernen Flächen, andererseits in dem Ambiente, dem Reiz der Lage im Wasser bei gleichzeitiger Anbindung an die infrastrukturellen Vorteile einer Großstadt.

Büroanzeiger: Wie beurteilen Sie die Perspektiven des Hafenareals und welche zukünftigen städtebaulichen Planungen gibt es?

OB Erwin: Der Hafen als solcher wird auf ein wirtschaftlich sinnvolles Maß schrumpfen. Einzelne Nutzungen werden infrastrukturell notwendig und damit auch erhalten bleiben. Der Rest des Hafengebietes wird hochwertigeren Nutzungen weichen. Dies ist allerdings ein Prozess, der natürlich vonstatten gehen wird. Es wird keine Nutzung seitens der Stadt verdrängt werden. Planerisch werden zur Zeit Vorschläge erarbeitet, die das Wohnen an verträglichen Standorten vorsehen. Gewerbegebiete und Mischgebiete werden so angeordnet werden, dass die Nutzungen sich gegenseitig nicht ausschließen, sondern eine allgemeine Belebung möglich wird.

Büroanzeiger: Wichtig für die nachhaltige Attraktivität des Hafens ist die verkehrliche Erreichbarkeit und Erschließung sowie das Parken. Hier gab es in der Vergangenheit noch Defizite. Welche Inhalte hat Ihr weiteres Verkehrskonzept?

OB Erwin: Parkflächen stehen auch heute schon in einem ausreichenden Maß in Tiefgaragen zur Verfügung. Wir haben in der Vergangenheit feststellen müssen, dass viele Autofahrer lieber ein Protokoll für Falschparken riskieren, als die kostenpflichtigen Tiefgaragen aufzusuchen. Dem ist bereits durch intensive Kontrollen Rechnung getragen worden. Die Erreichbarkeit des Hafens ist grundsätzlich gegeben. Optimierungen sind selbstverständlich immer möglich und werden ständig untersucht.

Wir haben bereits mit der Verbesserung der Erschließung begonnen. Die Holzstraße wird künftig 4-spurig ausgebaut. Der Verkehr zum Gewerbehafen kann damit von dem des MedienHafens getrennt werden.

Büroanzeiger: Bisher ist der Hafen überwiegend ein Büro- und Gastronomiestandort. Welche weiteren Nutzungsformen sollten sich hier ansiedeln, wenn es nach Ihrer Wunschvorstellung ginge?

OB Erwin: Wie bereits mehrfach erwähnt, halte ich den Hafen für einen herausragenden Wohnstandort, zudem ist es nach Umsetzung etwaiger Konzepte dringend erforderlich, auch die Nahversorgung über Lebensmittelläden, Apotheken, Reinigungen etc. sicherzustellen. Auch noch mehr Künstler, die im Hafen wohnen und arbeiten, wünsche ich mir zur Belebung der Szene. Nicht störendes Gewerbe als so genannte "Pufferzone" zu den sensiblen Nutzungen gehört zu einem Branchenmix dazu.

Büroanzeiger: Mehr als die Hälfte der hier ansässigen Unternehmen haben weniger als 19 Mitarbeiter. Wäre es nicht auch denkbar, an diesem Standort die eine oder andere Konzernzentrale anzusiedeln, um so auch großflächige Anmietungen zu realisieren? Inwieweit kann die Wirtschaftsförderung hier Unterstützung leisten?

OB Erwin: Firmen, die mehrere tausend m2 anmieten, sind zwischenzeitlich ebenso im Hafen angesiedelt wie kleinere und mittlere Unternehmen. Auch hier halte ich eine Mischung für ideal für den Standort. Gerade die von Ihnen angesprochenen Unternehmen haben den Hafen zu dem gemacht, was er heute ist.

Büroanzeiger: Vorausgesetzt, nach der Wahl in diesem Jahr steht Ihnen eine weitere Legislaturperiode als OB zur Verfügung, welche Ziele streben Sie in den nächsten vier Jahren für den Standort Düsseldorf an?

OB Erwin: An der Wiederwahl habe ich keine Zweifel. Der Standort Düsseldorf wird in den kommenden Jahren in dem Sinn weiter entwickelt werden, wie wir dies in der Vergangenheit gemacht haben. Das bedeutet, dass die Stadt durch viele so genannte weiche Standortfaktoren für junge Familien interessant bleiben muss. Weiterhin sollen auch die bedeutenden Unternehmen attraktive Standortvoraussetzungen in Düsseldorf vorfinden.

Büroanzeiger: Zum Schluss eine ganz persönliche Frage: Welche Kriterien sind für Sie bei der Wahl eines neuen Büros wichtig und wo wäre ­ mal angenommen, Sie hätten die freie Wahl ­ Ihr Lieblingsstandort?

OB Erwin: Da ist zum einen die zentrale Lage, zum anderen die Hightech-Ausrüstung und ein guter Ausblick. Ein Büro im Medienhafen mit Blick über den Rhein zur Altstadt wäre sicher sehr schön.

Das Interview führte Andreas P. Lienig
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