Wien aktuell (08/2004, Wien)

In Zukunft Wien Perspektiven der Stadtentwicklung

Die Wiener Stadtentwicklung legt nicht nur den Grundstein für attraktive Wohnbereiche, sondern forciert vor allem auch Betriebsansiedlungen und schafft somit die Voraussetzungen für Tausende neue Arbeitsplätze. Zu einer erfolgreichen Stadtentwicklung gehört aber auch mehr: Fragen der Zukunft und der damit verbundenen Forcierung neuer Technologien, die Beseitigung von Barrieren sowohl im baulichen Sinne als auch in den Köpfen noch so mancher Planer, geeignete Instrumente, um den BürgerInnen die Teilhabe am Geschehen in ihrer Stadt zu ermöglichen und dadurch einen weiteren Beitrag zur Lebensqualität zu leisten sowie nicht zuletzt auch der sprichwörtliche "Blick über den Tellerrand", also die gemeinsame Kooperation mit unseren Nachbarländern und -regionen. Das Motto, unter das wir alle unsere diesbezüglichen Bemühungen dabei gestellt haben, lautet: "In Zukunft: Wien". Dass Wien nicht nur Zukunft hat, sondern diese auch aktiv gestaltet, soll der folgende kurze Abriss zeigen.

Europaregion CENTROPE

Mit der Europaregion Wien, Brno, Bratislava, Trnava, Györ, Sopron, Eisenstadt, St. Pölten - "CENTROPE" - wird die Zusammenarbeit in diesem zentraleuropäischen Raum auf eine nachhaltige Grundlage gestellt. Zielsetzung ist die Stärkung der Wirtschaftskraft durch die Nutzung und Entwicklung der vorhandenen hochwertigen Potenziale. Die Europaregion soll zu einem Qualitätsstandort für alle Lebensbereiche werden. Es geht um gemeinsame Regional- und Standortentwicklung ebenso wie um Infrastrukturplanung und -realisierung, Bildungs- und Forschungspolitik, eine engere Kooperation im Bereich der Umweltpolitik sowie den Aufbau von Netzwerken in Kultur, Tourismus und Freizeit.

Die Zusammenarbeit in der Europaregion wurde im September 2003 durch eine gemeinsame Willenserklärung der Landeshauptmänner von Wien, Niederösterreich und Burgenland bekräftigt.

Europäisch denken - regional handeln - Wien entwickeln

Die Europäische Dimension bestimmt auch wesentlich die Arbeiten sowohl am neuen Strategieplan für Wien bzw. dem neuen Stadtentwicklungsplan, der 2005 dem Gemeinderat vorgelegt werden soll. Unter dem Motto "Europäisch denken - regional handeln - Wien entwickeln" hat sich die Stadtregierung das Ziel gesetzt, den neuen Herausforderungen durch die EU-Erweiterung mit einem umfassenden Bündel an Maßnahmen entgegenzutreten, um die Rolle der Bundeshauptstadt als DIE Metropole im südöstlichen Zentraleuropa weiter zu stärken. Der Strategieplan wurde in Kooperation aller Geschäftsgruppen erarbeitet und beinhaltet strategische Maßnahmen und Ziele, mit denen der Wirtschaftsstandort Wien weiter ausgebaut und Wien als Stadt mit höchstem sozialen Niveau sowie höchster Umwelt- und Lebensqualität gesichert werden soll. Grundsätze und Schwerpunkte der 41 Strategiemaßnahmen sind:

  • Nachhaltige Entwicklung als Grundsatz in allen Politikfeldern
  • die Erweiterung der EU und die europäische Integra-tion als das wichtigste und vitalste Zukunftsprojekt Europas und als DIE Chance für Wien (Europaregion CENTROPE)
  • Integrierte Standortpolitik - im Zusammenwirken von Wirtschafts- und Stadtentwicklungspolitik und weiteren Ressorts
  • Gender Mainstreaming als querschnittsorientierte Politik
  • Integrations- und Diversitätspolitik für ZuwandererInnen als Querschnittsmaterie
  • Fokus auf Umsetzung - kompaktes und massiv erweitertes Handlungsprogramm

Der Strategieplan wurde am 19. Mai 2004 dem Wiener Gemeinderat präsentiert und zur Diskussion gestellt.

Die räumliche Ausprägung des Strategieplanes stellt der neue Stadtentwicklungsplan STEP 05 dar, der 2005 zur Beschlussfassung vorliegen soll. Mit dem STEP 05 wird neuen Rahmenbedingungen, vor allem vor dem Hintergrund der bestehenden EU-Erweiterung und der zu erwartenden demografischen Entwicklung, Rechnung getragen.

Nicht nur inhaltlich, sondern auch im Entstehungsprozess unterscheidet sich der neue Stadtentwicklungsplan vom STEP 94. Die Inhalte des STEP 05 werden in einem breiten Diskussionsprozess erarbeitet. Er entsteht im Dialog zwischen den BürgerInnen aus Wien und der Region, der Verwaltung, der Stadtpolitik, den Investoren, Bauträgern, Interessensvertretungen und anderen. Darüber hinaus bestimmen die Prinzipien eines alltags- und frauengerechten Planens und Bauens (Gender Mainstreaming) den gesamten Prozess.

Die Dynamik der Wiener Stadtentwicklung

Der Schwerpunkt in der weiteren Entwicklung Wiens liegt gemäß dem Regierungsprogramm "100 Projekte für Wien" in der Nutzung innerstädtischer Areale (Bahnhofsareale) und der Schaffung neuer Bezirks- und Stadtteilzentren - die Dynamik, die sich in den letzten drei Jahren dabei entwickelt hat, ist an vielen Ecken und Enden Wiens sichtbar. Nicht nur in den Gebieten nördlich der Donau und rund um die Wiener Gasometer, sondern auch im Süden Wiens "tut sich was". Seit den Wahlen 2001 hat die Wiener Stadtentwicklung die planerischen Voraussetzungen für eine Stadt im Ausmaß von Salzburg geschaffen - und das im Radius von vier Kilometern rund um das Wiener Zentrum. Dies entspricht rund 5 Millionen m2 Bruttogeschossfläche - anschaulicher formuliert: Raum für 40.000 Wohnungen oder - im anderen Extrem - für rund 100.000 Arbeitsplätze.

Die "Stadt in der Stadt" - Masterpläne und Leitbilder für neue Stadtteilzentren

Als Basis für die weitere Entwicklung setzt Wien verstärkt auf Struktur- und Masterpläne, die einen Rahmen für neue Stadtteile in geordneten Phasen schaffen. Durch die Vorlage im Gemeinderat wird so mehr Sicherheit für die PlanerInnen geboten - andererseits sind Masterpläne auch ein Instrument, das eine frühzeitige Einbindung der Bevölkerung in die weiteren Planungen ermöglicht.

Die Aspanggründe sowie das südliche Gasometervorfeld am Stadtentwicklungsgebiet "mais wien" (Neu Erdberg - Simmering) bildeten den Anfang. Mit einem neuen Masterplan, basierend auf den Entwürfen des französischen Architekten Dominique Perrault, wurden nunmehr die konkreten weiteren städtebaulichen Schritte für die Donaucity festgelegt.

Besonders deutlich zeigt sich die Dynamik der Stadtentwicklung im Bereich und weiteren Umfeldes des Praters und des Messegeländes: Die Umgestaltung des Pratersterns, den Masterplan des französischen Themenpark-Experten Mongon für die Neugestaltung des Praters, die Aktivitäten rund um die MesseWienNeu. Und nicht zuletzt durch das 2003 beschlossene "Leitbild U2" vom Praterstern bis zur Donauquerung erfährt dieses Gebiet einen besonders deutlichen Entwicklungsschub.

Am Nordbahnhofgelände wurden für das Projekt "Wohnen im Park" sowie "Alte Busgarage" die Wettbewerbe abgeschlossen und damit auch der Grundstein für den großen neu zu errichtenden Park in Wien gelegt. Ebenso wurde das Siegerprojekt für die Neugestaltung des Westbahnhofes präsentiert, der Masterplan dafür erarbeitet. Mit dem internationalen Vorzeigeprojekt Kabelwerke in Meidling, dem Wienerberg, den Projekten TownTown und Monte Laa sowie dem Brauereiareal in Liesing werden auch im Süden und Osten der Stadt wesentliche Entwicklungsimpulse gesetzt und neue Bezirkszentren geschaffen.

Alt versus neu?

Im Zuge der Entwicklung einer Stadt geht es aber nicht nur darum, neue Stadtteile zu schaffen - die Stadtplanung bewegt sich dabei stets auch in einem Spannungsfeld zwischen der Verantwortung für das historische Erbe und dem Anspruch, Platz für Neues und Innovatives zu bieten.

Als im Jahr 2001 der Wiener Innenstadt das Prädikat "Welkulturerbe" der UNESCO verliehen wurde, war noch nicht voraussehbar, dass die offizielle Überreichung erst 2003 erfolgen wird. Kontroversielle Diskussionen rund um das Hochhausprojekt Wien Mitte provozierten eine generelle Debatte darum, wie mit historischer Bausubstanz umgegangen und welcher Stellenwert moderner Architektur eingeräumt werden soll. Wichtig dabei ist: Wien ist sich der Verantwortung für ihre Geschichte bewusst, eine internationale Metropole und gewachsene Stadt wie Wien besteht allerdings nicht nur aus historischen Bauten, sondern braucht immer Elemente und Akzente der modernen Architektur.

Im Umgang mit dem Erbe geht es Wien nicht darum, "Alt" gegen "Neu" auszuspielen, uns geht es nicht um ein Gegeneinander von Denkmalschutz und zeitgenössischem Bauen. Vielmehr muss architektonische Qualität als oberstes Prinzip gelten.

Sowohl die großen Kraftanstrengungen rund um das Projekt Wien Mitte, als auch der sensible Umgang mit Dachausbauten in der Inneren Stadt zeigen, dass unsere Bemühungen dahin gehen, Neues und Unkonventionelles in die gewachsenen Strukturen so zu integrieren, dass sich daraus ein harmonisches Ganzes ergibt - oder, wie es anlässlich einer Diskussion im Rahmen des "Stadtdialoges" formuliert wurde, sei "das Problem der Stadtentwicklung und neuer Bautätigkeit unter dem Gesichtspunkt von Stadtbild, von Ästhetik, von Stadtgestaltung aber oft nicht so sehr das Problem des einzelnen Gebäudes, sondern der Einordnung in oder der Schaffung von komplexen räumlichen Strukturen. Die Stadt ist nicht die Summe von Gebäuden, sondern ein historisch geprägter, in vielen Schichten überlagerter Raum.

Es geht also nicht um ein Match von Alt gegen Neu, sondern es geht darum, was von der historischen Bausubstanz bewahrt / erhalten werden soll und wie das Neue selbst aussähe, vor allem aber, wie es sich in die lokale Stadtstruktur einfügt: als Reagieren auf einen konkreten Bauplatz, als Raum für neue Bedürfnisse und neue Nutzungen sowie auch als Provokation, als Autonomie, als Dialog etc."

Architektonische Qualität durch Wettbewerbe

Zur Sicherung der geforderten architektonischen Qualität und Vielfalt sind Wettbewerbe ein ganz wichtiger Beitrag. Dazu gehört nicht nur die Förderung des Wettbewerbsgedankens, sondern auch eine entsprechende Transparenz der Entscheidungen, ein fairer Umgang mit Partnern und die Sicherstellung der Planungsqualität bei gleichzeitiger Beachtung der Wirtschaftlichkeit.

Die Handhabung von Architektur- und Städtebauwettbewerben ist allerdings - nicht zuletzt aufgrund von EU-Regelungen hinsichtlich der Vergabe von geistig-schöpferischen Leistungen - zunehmend komplexer geworden.

Vor dem Hintergrund dieser neuen Rahmenbedingungen hat die Stadt Wien 2003 daher in Kooperation mit der Architektenkammer für Wien, NÖ und Burgenland eine neue Grundlage für die Durchführung von Wettbewerben auf dem Gebiet der Architektur und des Städtebaus erarbeitet.

Ebenso intensiv beschäftigte sich die Stadtentwicklung mit Fragen des Dachausbaus. Dass dabei eine Kombination historischer Bausubstanz mit innovativer und qualitätsvoller Architektur gelingen kann, wurde in der Ausstellung "draufsetzen", die seitens der Gebietsbetreuung Ottakring gemeinsam mit der für Architektur und Stadtgestaltung zuständigen Magistratsabteilung 19 konzipiert wurde, anhand herausragender Beispiele von Dachausbauten in Gründerzeitvierteln dokumentiert.

Ein Drittel des gesamten Wiener Gebäudebestandes (rund 32.000 Gebäude) stammt aus der Zeit von 1848 -1918, der Gründerzeit. Die großteils unausgebauten Dachböden stellen eine massive Wohnraumreserve, in zumeist gut erschlossenem Stadtgebiet, dar. Dachausbauten sind gerade für ein junges, urbanes Publikum besonders attraktiv und oft eine Alternative zum Einfamilienhaus am Stadtrand. Bei der Architektur muss auch Mut zu Neuem und Unkonventionellem - abseits von den vielfach üblichen Gaupenlösungen - gezeigt werden.

Architekturjahr 2005

2005 wird sich ein UNESCO-Kongress in Wien konkret mit der Frage der Vereinbarkeit von historischer Bausubstanz mit moderner Architektur auseinandersetzen.

Wien nahm die Einladung der UNESCO, diesen Kongress auszurichten, gerne an - ist sie doch eine Auszeichnung und Bestätigung, dass "wir mit unserer gebauten Geschichte sorgsam umgegangen sind". Im Rahmen des Kongresses sollen in der Diskussion zwischen Institutionen, Experten, Architekten und Bauherren verbindliche Kriterien für den Umgang mit dem historischen Erbe formuliert werden.

2005 steht aber nicht nur im Zeichen der Auseinandersetzung mit unserer gebauten Vergangenheit. Im Rahmen eines "Architekturjahres 2005" soll eine Fokussierung auf alle Aspekte von Architektur und Stadtentwicklung stattfinden und diese Thematik wieder verstärkt ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden.

Als im Jahr 1995 der damalige Planungsstadtrat Hannes Swoboda die Veranstaltungsserie "80 Tage Architektur" ins Leben gerufen hat, stieß die Stadtplanung Wien in ein Fast-Vakuum vor:

Das Architekturzentrum Wien war eben erst gegründet worden und steckte in den Kinderschuhen, die Wiener Planungswerkstatt machte erste Gehversuche. Architektur war in der Öffentlichkeit kaum ein Thema, das Internet war eben erst der militärischen Nutzung entsprungen.

Zehn Jahre danach hat sich vieles geändert - und gibt es viele Gründe, das kommende Jahr als Architekturjahr zu proklamieren: Das AzW ist zur Wiener Institution mit europäischer Wirkung geworden. Mehrere Einrichtungen präsentieren ständig Architektur, die Wiener Planungswerkstatt ist als "homebase" der Stadtentwicklung Wien nicht mehr wegzudenken.

Die Österreichische Gesellschaft für Architektur (ÖGFA) veranstaltet regelmäßig Führungen durch neue Bauten. Galerien wie Ringturm, Zumtobel Staff oder die Generali Foundation präsentieren immer wieder Architekturausstellungen. Das Architekturfestival "TurnOn" ist fixer Bestandteil der Szene. Das ORF-Landesstudio Wien präsentiert in "Wien Heute" in diesem Sommer 10-mal "Gesichter der Stadt", eine ambitionierte Führung durch alte und neue Wiener Architektur.

Mit "Capacity" liegt die erste Nummer eines Print-Produktes mit dem Schwerpunkt Architektur vor, das über die "fachliche Öffentlichkeit" hinaus wirkt.

Auf Basis eines Internet-Projektes, das von "Nextroom" an die Stadtentwicklung Wien herangetragen worden ist, sollen die (Wiener) Architektur-Events vernetzt werden. http://www.wienarchitektur.at/ ist ein täglich aktualisiertes Kalendarium.

Der Wiener Tourismus-Verband (WTV) wird den Schwerpunkt Architekturjahr sowohl auf seiner Homepage als auch in seinen Print-Produkten weltweit bewerben.

Aus den Erfahrungen, die mit dem Diskussionsforum "Stadtdialog" gewonnen werden konnten, wird es in Zusammenarbeit mit dem AzW eine Serie von Gesprächen zum Thema Architektur und Stadtentwicklung geben. In Ausarbeitung ist ein spezielles Rundfahrten- und Stadtführungsprogramm, das Begegnungen und Begehungen mit und von gebauter Architektur bieten wird.

Stadtentwicklung bedeutet aber nicht nur die Schaffung attraktiver Stadtteile und die Auseinandersetzung mit Architektur - neue Stadtteile brauchen auch neue, adäquate Verkehrsanbindungen. Wenn wir unsere Rolle als zentrale Metropole im südöstlichen Zentraleuropa festigen und ausbauen wollen, ist darüber hinausgehend auch internationalen Infrastrukturerfordernissen Rechnung zu tragen.

Masterplan Verkehr 2003

Mit dem Masterplan Verkehr, der im Herbst 2003 vom Gemeinderat beschlossen wurde, wurden die generellen Zielsetzungen der Wiener Verkehrspolitik festgeschrieben. Dabei setzt die Stadt vor allem auf den weiteren Ausbau der umweltfreundlichen Verkehrsmittel.

Die "Öffis" (z.B. 4. Ausbauphase U-Bahn), aber auch das Radwegenetz sollen massiv erweitert, den FußgängerInnen mehr Platz im öffentlichen Raum gegeben werden. Insgesamt soll der Radverkehr bis 2008 auf 8% verdoppelt werden und das Radwegenetz bis 2006 auf über 1.000 km anwachsen. Insgesamt werden bis 2008 ca. 30 Mio. in den Ausbau des Radwegenetzes fließen. Weitere Eckpunkte des Masterplans Verkehr sind u.a. der Abbau von Barrieren im Straßenraum, die Prinzipien des Gender Mainstreaming, die Einrichtung von Tempo-30-Zonen in Wohngebieten, ein effizientes Verkehrsmanagement und nicht zuletzt auch sinnvolle Ergänzungen des Straßennetzes.

Neue Stadtteile brauchen neue Verkehrsanbindungen - "Öffis zuerst"

Mit der bereits vierten Ausbauphase für hochrangige öffentliche Verkehrsmittel soll sichergestellt sein, dass nach dem Ausbau der U1 und U2 nach Norden nahtlos mit der Erweiterung des öffentlichen Verkehrsnetzes fortgesetzt werden kann.

Die wesentlichen Eckpunkte dabei sind u.a. die Verlängerung der U6 nach Stammersdorf, der U1 nach Rothneusiedl sowie der U2 ins Stadtentwicklungsgebiet Flugfeld Aspern. Darüber hinausgehend sollen Schnell-Straßenbahnen das hochrangige Verkehrsnetz ergänzen.

Das Prinzip "Öffis zuerst" ist auch grundlegendes Ergebnis der Strategischen Umweltprüfung für den Nordosten Wiens. Für die weitere Entwicklung der Bezirke nördlich der Donau gilt, dass noch vor dem Ausbau der Straßen-infrastruktur der ÖV ausgebaut werden muss - und dieser Anforderung wird seitens der Stadt auch Rechnung getragen, u.a. durch die U2-Verlängerung zum Flugfeld, sowie drei zusätzliche Straßenbahnlinien als Verbindung zwischen Floridsdorf und Donaustadt.

Für die notwendige Verlängerung der S1 nach Norden sieht die Wiener Variante eine 6. Donauquerung in Tunnelführung sowie die Untertunnelung der Lobau an der schmalsten Stelle und die unterirdische Weiterführung der Straße vor.

Mit den Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen wird auch die Anbindung des Stadtentwicklungsgebietes Flugfeld Aspern sichergestellt, das zu einem neuen Stadtzentrum mit multifunktionaler Struktur (Wohnen, Arbeiten, Einkaufen...) entwickelt werden soll.

Bahnhof Wien - Europa Mitte

Wien gewinnt aufgrund seiner zentralen Lage in Europa wieder zunehmend an Bedeutung. Besonderen Stellenwert hat Wien als Verkehrsknoten: hier kreuzt der in West-Ost-Richtung verlaufende Donau-Korridor die Nord-Süd-Achse Berlin-Prag-Wien.

Parallel zum Donau-Korridor verläuft die so genannte "Magistrale für Europa", eine Eisenbahn-Hochleistungsverbindung zwischen den Städten Paris, Straßburg, Stuttgart, München, Salzburg, Wien und Budapest, für deren Ausbau die Stadt Wien verstärkt eintritt.

Der Donauraum war seit jeher Kultur- und Wirtschaftsachse. Durch die Reformen in Osteuropa und den Erweiterungsprozess der EU besteht die Chance, den Donauraum als West-Ost Korridor Europas wiederzubeleben.

Gleichzeitig ist aber auf den Ausbau eines hochleis-tungsfähigen Schienennetzes Bedacht zu nehmen, da sonst eine enorme Zunahme des Straßenverkehrs zu befürchten ist. Eine der wichtigsten Anforderungen an einen internationalen Verkehrsknoten ist die Durchlässigkeit. Diese soll in Wien durch den Bau des neuen Durchgangsbahnhofes künftig gewährleistet werden.

Die Notwendigkeit der Errichtung eines Bahnhofes Wien im Bereich des Südbahnhofes ist daher nach wie vor vordringliches Anliegen und Ziel Wiens.

Seit vielen Jahren werden in Wien Diskussionen zur Standortfrage und zur Realisierung eines zentralen Durchgangsbahnhofes geführt, nachdem die großen Wiener Bahnhöfe, wie in anderen Großstädten auch, als Kopfbahnhöfe ausgebildet sind.

Im Rahmen der Kohäsionspolitik der europäischen Union sind im europäischen Raumentwicklungskonzept und im Rahmen der transeuropäischen Netze, aber auch im Verkehrsmasterplan Österreichs und im Masterplanverkehr der Stadt Wien die Verknüpfung und Durchbindung der Eisenbahnlinien ein zentrales Element der Infrastrukturplanung.

In einem Letter of Intent unterzeichneten Stadt Wien, ÖBB und Bund im Herbst 2003 schließlich eine grundsätzliche Absichtserklärung über die Realisierung dieses wichtigen Projekts.

Durch die Errichtung des neuen Durchgangsbahnhofes im Bereich des Südbahnhofes würde aber nicht nur die verkehrspolitisch dringend notwendige Anbindung Wiens an die transeuropäischen Netze garantiert, sondern gleichzeitig - durch die städtebauliche Nutzung des Areals am Frachtenbahnhof - ein wesentlicher Stadtentwicklungsimpuls gegeben.

Dazu wurde im Sommer 2004 ein städtebaulicher Wettbewerb in Kooperation der ÖBB mit der Stadt Wien und der Post durchgeführt, aus dem als Siegerprojekte die Entwürfe der Architektenteams Hotz / Hoffmann bzw. Albert Wimmer hervorgegangen sind. Die beiden Architektenteams arbeiten nunmehr gemeinsam an einem Masterplan für diesen Bereich, der noch im Herbst 2004 vorliegen soll und die Basis für die weitere Flächenwidmung bildet.

Zu hoffen bleibt, dass alle Beteiligten auch nach wie vor mit vereinten Kräften an der Umsetzung dieses Infrastrukturprojekts weiterarbeiten. Um im Konzert der internationalen Eisenbahnverbindungen eine wichtige Rolle spielen zu können, muss der Bahnhof bis 2010 fertig gestellt sein.

Die Prämissen der Stadtentwicklung

Neben dem bereits erwähnten Gender Mainstreaming ist auch die Partizipation, also die Beteiligung der BürgerInnen, als "Experten vor Ort" am Geschehen in ihrer Wohnumgebung eine der Prämissen, die übergeordnet über alle Fragen der Stadtentwicklung stehen.

Ein "Baustein" in der Forcierung der Partizipation ist die Schaffung der Organisationsstrukturen für die sukzessive Ausweitung der "Lokalen Agenda 21" auf alle Wiener Bezirke.

Die Lokale Agenda 21 - als Auftrag der UNO-Konferenz von Rio 1992 an die Kommunen - hat zum Ziel, dass Städte und Gemeinden gemeinsam mit den BürgerInnen Programme und Projekte für eine zukunftsbeständige und nachhaltige Entwicklung erarbeiten. 1996 trat Wien der "Charta von Aalborg", dem Umsetzungsprogramm auf europäischer Ebene, bei.

Nach einem Pilotversuch am Alsergrund sind mittlerweile sechs Bezirke Agenda-Bezirke, jedes Jahr soll ein weiterer Bezirk folgen. Wien geht mit seiner stark dezentralen und qualitätsvollen Ausprägung der Lokalen Agenda 21 auch einen international vielbeachteten und gewürdigten Weg: Die EU lobte das Wiener Modell bereits als "sehr gut finanziert und strukturiert und als einen Prozess, der Ergebnisse bringt".

Zweite Grundlage der Stadtentwicklungspolitik ist auch die Selbstverständlichkeit eines alltags- und frauengerechten Planens und Bauens. So schwer der Fachbegriff "Gender Mainstreaming" zu übersetzen ist, so wichtig ist es, die Anliegen ernst zu nehmen.

Dabei geht es nicht darum, eine Bevölkerungsgruppe zu bevorzugen, sondern einzig und allein, bestehende Be-nachteiligungen - sei es bei der Gestaltung des öffentlichen Raums, sei es in der Architektur - zu beseitigen. Ganz pragmatische Beispiele dafür sind Mindestmaße für Gehsteigbreiten oder Gehsteigabsenkungen - also bestehende Barrieren zu beseitigen.

Dort, wo die Barrieren noch in den Köpfen verankert sind, ist durch geeignete Maßnahmen der Bewusstseinsbildung entgegenzuwirken. Etwa durch einen im Rahmen der Wettbewerbsleitlinien festgeschriebenen 25%-Mindestanteil an Frauen bei geladenen Wettbewerben oder in Jurys.

Mit dem Pilotprojekt "Gender Mainstreaming-Musterbezirk" in Mariahilf werden auch erstmals in einem Bezirk alle Maßnahmen im öffentlichen Raum auf Alltagstauglichkeit unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Lebensbedingungen von Frauen und Männern untersucht und umgestaltet.

Dabei wurde in den letzten 12 Monaten mehr Platz für FußgängerInnen geschaffen, das subjektive Sicherheitsgefühl verbessert und zahlreiche Wünsche und Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen erfüllt.

eVienna - neue Technologien für noch mehr BürgerInnen-Service

Last not least ist eine der wichtigsten Zukunftsfragen auch die Schaffung der Rahmenbedingungen für eine optimale Nutzung und einen breiten Zugang aller Bevölkerungsschichten zu neuen Kommunikations- und Informationstechnologien.

Die Stadt Wien schafft die technischen Grundlagen für die zahlreichen Serviceangebote im Rahmen von eVienna / eGovernment bzw. auch für die optimale Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnologie im Magistrat.

Die magistratsinterne EDV-Abteilung MA 14 betreibt eines der größten Computer- und Telefonnetze Europas und unterstützt 35.000 MitarbeiterInnen des Magistrats beim Umgang mit ihren 1,5 Millionen Kunden, den BürgerInnen Wiens.

Viele Services der Stadt Wien sind unter www.wien.at abrufbar, das Internetportal ist mit 3,5 Millionen Abrufen pro Woche einer der größten Anbieter in Österreich.

Neben der Diskussionsplattform www.forum.wien.at hat die Stadt Wien eine internationale Spitzenstellung bei unbürokratischen Behördenwegen via Internet (z.B. Parkpickerl, Terminvereinbarungen, Staatsbürgerschaftsnachweise, Heiratsurkunden), bietet umfassende Informationen über das Geschehen in der Stadt (z.B. Baustellen, Planungsprojekte) und die Möglichkeit, sich an aktuellen Themen auch direkt zu beteiligen.

Der breite Zugang zu den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien wird sukzessive forciert. Ein Beispiel dafür ist eine Übereinkunft der Stadt Wien mit der Telekom Austria, im Rahmen derer herkömmliche Telefonzellen in Zukunft durch moderne "Multimedia-Stations" abgelöst werden.

Die neuen Multimedia-Stationen bieten alle Funktionen neuer Informationstechnologien (Internet, e-mail, Bild-telefonie...), der Zugang zu den Internetangeboten der Stadt ist dabei gratis.

Zukunft aktiv gestalten

Wien hat den Schritt ins dritte Jahrtausend gut bewältigt. Dank der vorausblickenden Politik der vergangenen Jahrzehnte ist Wien eine Weltstadt mit höchstem Niveau in allen Bereichen wie Lebensqualität, soziale Standards, Aus- und Weiterbildung, Gesundheitsvorsorge, Umwelt u.v.a. Basis dafür ist eine Wirtschafts- und Finanzpolitik, die sich nicht darin erschöpft, Steuergelder nur zu verwalten, sondern durch effizienten und vor allem innovativen Einsatz maßgebliche Impulse setzt. Eine breit angelegte Studie zur Lebensqualität in Wien, im Rahmen derer über 8.000 Personen befragt wurden, hat gezeigt, dass Wien am richtigen Weg ist:

95 Prozent aller Wienerinnen und Wiener leben gerne in ihrer Stadt: Sowohl Wohn- als auch Umweltqualität, die Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln und sozialen Einrichtungen, das hohe Freizeit- und Kulturangebot wurde mit Höchstnoten ausgezeichnet.

Dieses überaus positive Ergebnis ist wahrscheinlich kaum noch zu toppen - dennoch ist es für uns eine permanente Herausforderung, das hohe Niveau der Lebensqualität zu halten und weiter auszubauen.

Mit den "Wiener Visionen 2010" und dem Regierungsprogramm "100 Projekte für Wien" hat die Wiener Stadtregierung ein ambitioniertes Programm, mit dem wir die Herausforderungen, die auf Wien zukommen, nicht nur annehmen und auch bestens bewältigen werden, sondern unsere Zukunft auch selbst aktiv gestalten.
Facts:
Rückfragen STADT WIEN
Lothar Fischmann
Email fis@gsv.magwien.gv.at
Web www.wien.at
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