Titelthema (10/2004, Düsseldorf und Köln)

Benrather Karree - Deka Immobilien / Hines

Viel Bewegung zwischen Kö und Altstadt

Imposante neue Officehäuser, revitalisierte historische Gebäude und drei Luxushotels

Große Baustellen machen derzeit viel Lärm um Düsseldorfs Bankenviertel zwischen Königsallee und Altstadt. Neue Bürogebäude und die Sanierung denkmalgeschützter Altbauten verändern sein Gesicht. Mehr als nur einem Facelifting unterzogen sich gleich vier Gebäude. Das Wilhelm-Marx-Haus an der Heinrich-Heine-Allee machte den Anfang. Im Jahre 1924 fertig gestellt, ist es mit 56 Metern eines der ersten Hochhäuser in Deutschland. Das Gebäude mit der ausdrucksstarken roten Backsteinfassade entstand in der bis dahin für den Hochhausbau in Deutschland einmaligen Stahl-Beton-Bauweise. Nach der behutsamen Sanierung haben in dem Wahrzeichen von Düsseldorf auf 13 Etagen mit insgesamt 8.600 m2 namhafte Kreditinstitute ihren Sitz. Im Erdgeschoss verführen diverse Modeläden dazu, sich an den Schaufenstern die Nase platt zu drücken. Gelangt man in den großzügigen Innenhof, erwischt man hier mit etwas Glück einen der begehrten Terrassen-Plätze. Und bestellt dann den vielleicht besten Milchkaffee der Stadt.

Sanierte Schmuckstücke

Der neue Stahlhof in der Breite Straße, gleichfalls ein Hochhaus in roter Backsteinarchitektur, wurde im Sinne der ursprünglichen Planung und Ausführung geradezu mustergültig restauriert. Teile der Fassade tragen nahezu gotische Züge. Das historische Gebäude aus dem Jahre 1928 besticht im Inneren insbesondere durch seine Büros mit ihrer teilweise außergewöhnlichen lichten Raumhöhe von annähernd drei Metern. Die 8.800 m2 Bürofläche teilen sich eine internationale Rechtsanwaltskanzlei, eine Bank und ein Verlagshaus.

Auch bei der Sanierung des quasi benachbarten GALILEO in der Karl-Theodor-Straße bewies man viel Geschick. Im Jahre 1955 erbaut, war das Bürogebäude mit der charakteristischen Rundung bis 1997 Hauptsitz der IKB Deutsche Industriebank.

Hinter der auffälligen Fassadenstruktur aus Naturstein verbirgt sich hochmoderne Technik. Verteilt auf acht Geschosse bietet das GALILEO knapp 10.000 m2 Bürofläche. Hauptmieter ist auch hier eine internationale Anwaltssozietät.

Als letztes Sanierungsprojekt im Bankenviertel wurde soeben ein klassizistischer Bau, ebenfalls in der Breite Straße, mit viel Glas und Stahl in das Rheinische Palais verwandelt. Auf acht Geschosse verteilen sich fast 7.000 m2 Bürofläche. Bereits eingezogen ist eine Rechtsanwaltskanzlei für Patentrechte.

Drei neue Perlen

In unmittelbarer Nachbarschaft entsteht das BroadwayOffice. Dafür musste ein nicht unter Denkmalschutz stehender Jugendstilbau von 1906 weichen. Er beherbergte zuletzt das Städtebauministerium. Damit der neue, achtgeschossige Bürobau nicht zu massiv wirkt, wurden die oberen zwei Stockwerke leicht zurückgesetzt und vorwiegend aus Glas gestaltet. Zwei begrünte Innenhöfe sind zur Entspannung gedacht. Im November dieses Jahres soll das BroadwayOffice mit seinen fast 12.000 m2 Bürofläche bezugsfertig sein.

Das so genannte Benrather Karree füllt den Block zwischen Breite Straße und Kasernenstraße. Ein wenig mächtig kommt er schon daher, der zehngeschossige Neubau mit seiner Glasfassade und den davor gehängten Steinpaneelen aus Onyx. Denn immerhin umfasst das Benrather Karree 29.000 m2 Bürofläche. Bedeutendster Mieter auf 15.000 m2 ist – wenig überraschend – erneut eine große international tätige Anwaltssozietät. Auch hier kann man vor dem alltäglichen Stadtlärm Zuflucht in einem idyllischen Innenhof suchen. Im Erdgeschoss wird Starbucks Kaffee in allen Variationen angeboten. Der Küchentempel Cucinaria und der Einrichter Proforma bieten alles rund um Küche, Bad und Wohnen.

Ein echtes Highlight am südlichen Ende des Bankenviertels bildet das GAP 15 mit seiner 90 Meter hohen Glasfassade und insgesamt 23 Etagen. Auf dem ehemaligen Gelände der Deutschen Telekom am Graf-Adolf-Platz wird das Gebäude derzeit hochgezogen. Im Sommer 2005 soll das Ensemble aus denkmalgeschützter Fassade des alten Postgebäudes und dem ellipsenförmigen Hochhaus bezugsfertig sein. Die 40.000 m2 Bürofläche sind bereits seit Dezember 2002 an eine internationale Wirtschaftsprüfungsgesellschaft vermietet. Für das Erdgeschoss sind Gastronomie und Einzelhandel vorgesehen.

Luxusherbergen an der Kö

Auch entlang der Königsallee tut sich einiges. In friedlicher Nachbarschaft wird demnächst der Bildung gehuldigt und dem Luxus gefrönt. Das Görres-Gymnasium mit seinem denkmalgeschützten Altbau aus dem Jahre 1906 erhält nicht nur seine Fassade und Turmhaube nach historischem Vorbild zurück, sondern auch einen neuen Erweiterungsbau. Ende der Winterferien 2004 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Der Bau des 5-Sterne-InterConti-Hotels schreitet zügig voran. Im glasüberdeckten Atrium sind Lobby, Bar, Lounges und Konferenzräume untergebracht. Im Untergeschoss können in einem Ballsaal bis zu 850 Menschen tanzen. Restaurants locken Gäste aus den annähernd 300 Zimmern, die sich nach dem Schwelgen die Kalorien im 4.000 m2 großen Wellness Club auch wieder abtrainieren können. Auf fünf Geschosse verteilt entstehen darüber hinaus um die 8.200 m2 Bürofläche. Die Eröffnung ist für Mai 2005 geplant.

Noch weit davon entfernt ist der geplante Neubau des Ritz Carlton. Das Luxushotel soll den seit fünf Jahren leer stehenden Breidenbacher Hof ersetzen. Doch ein Abbruch erfolgte nicht, und so gammelt Düsseldorfs Hotel-Ruine weiter vor sich hin. Dabei schien Mitte März bereits alles klar zu sein. Letzte Hürden für die Baugenehmigung waren genommen, doch immer wieder wurde der Abrisstermin verschoben. Nach Aussagen des Investors steht die Finanzierung und der Pachtvertrag mit Ritz Carlton sei abgeschlossen. Das neue Hotel soll seinen Gästen 200 Zimmer und eine Suite anbieten können. Im Erdgeschoss ist wieder eine Ladenzeile mit 3.000 m2 Einzelhandelsfläche beabsichtigt. Gespannt sein dürfen die Düsseldorfer auch weiterhin, wann denn nun endlich die Abrissbirne kommt.

Sven Bliso, Partner bei der Trombello Kölbel Immobilienconsulting GmbH
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