Der spitze Winkel
Her mit dem „Fun-Factor”!
„Brr, ist das kalt!” Meine Frau neben mir auf der verschneiten Piste (ohnehin nicht besonders heißblütig auf die Welt gekommen) schnatterte und bibberte. Die Sonne hatte sich hinter die Baumwipfel zurückgezogen und der Wind merklich zugelegt. Das Thermometer, sonst ein zuverlässiger Befindlichkeits-Messer, zeigte vergleichsweise komfortable +5 Grad Celsius. Wir aber fühlten uns, als hätten wir aus dem schönen Berner Oberland einen Sprung in die Antarktis gemacht. Gleich käme sicherlich Reinhold Messner ums Eck gestapft. Und der Yeti obendrein.
Am Abend erfuhren wir den Grund im Fernsehen, Kachelmann und Co. sei Dank. Es war der so genannte „Chill-Factor” – amerikanisch wie alles Moderne – der Zitter-, Bibber-, Frost- oder Kältefaktor. Unterstützt durch scharfen Wind und mangelnde Sonneneinstrahlung konnten so aus „echten” 5 Grad plus ganz schnell „gefühlte” 10 Grad minus werden.
Was hat das mit Immobilien zu tun?, fragen Sie zu Recht. Nun, ein Begriff muss auch die nüchternsten Immobilien-Experten immer wieder interessieren: das Gefühl. Es ist verantwortlich dafür, dass wir uns in einem preisgünstigen Bürogebäude in ruhiger Stadtrandlage, leicht erhöht gelegen, in unmittelbarer Waldesnähe, vorkommen wie der King des Ruhrgebiets. In Hattingen wie in Hamm, in Hagen wie in Haltern.
Das Gefühl macht sich nichts aus wichtig klingenden Namen im gewerblichen Umfeld, wohl aber aus den vielen kleinen Annehmlichkeiten, die das harte Büroleben leichter machen: Der delikate Italiener für die intime Kundenbesprechung, der frische Gemüse-Türke an der Ecke für den kleinen Einkauf in der Mittagspause, das Fitness-Studio für den nötigen Schub Energie, die lebendige Künstlerszene mit den jungen wilden Galerien für den kleinen kreativen Hunger zwischendurch.
Wie wäre es also, wenn wir dem Gefühl die Bedeutung beimessen, die es wirklich verdient? Wenn wir neben dem m2-Preis als Beliebtheitsrichtwert auch noch einen Wohlfühlfaktor hätten? Oder, wem’s englisch besser klingt, einen „Feel-”, „Joy-”, oder „Fun-Factor”?
Wie die Schlafmützen oder die Sterne eines Hotels auch eine gute und informative Ergänzung zu dessen Zimmerpreisen darstellen, würde uns der „Fun-Factor” die Klasse des Immobilien-Umfeldes anzeigen.
Oder denken Sie an ein anderes Metier, wo es um Spitzenlagen geht – nicht in punkto Gebäuden, sondern Gewächsen. Als Weinliebhaber achten Sie sicher auf die begehrten Johnson-Sterne oder Parker-Punkte. Die sagen uns etwas sehr Wertvolles: Erst mit Klasse macht man Kasse.
Mit einem hohen „Fun-Factor” würde vielleicht so manche bisher weniger beachtete Randlage durch handfeste „gefühlte” Vorzüge wieder ins Zentrum des Interesses rücken. Und auf Dauer eben auch wieder an Wert ge-winnen.
Speziell dem Ruhrgebiet mit seinen unzähligen Kultur- und Freizeit-Attraktionen, mit seinen geradezu magischen Orten von Rhein bis Lippe, die viele immer noch nicht kennen, würde das sicher gut tun.
Sollten Sie in einen hohen „Fun-Factor” investieren, was glauben Sie wohl, wie Ihre Mitarbeiter reagieren, wenn Sie sie derart „immobil” motivieren?
Bei derart guten „vibes” bleiben sie freiwillig mal ein Stündchen länger. Verlegen den Workshop oder die Projektarbeit mal eben ins Freie (bald ist ja wieder Sommer). Stellen sich an lauen Sommerabenden noch einen Gartenstuhl auf die firmeneigene Terrasse und begießen den neuen Etatgewinn mit einem süffigen Roten vom Weinlädchen nebenan.
Sie mögen einwenden, das Gefühl sei nicht objektiv messbar, sondern eine rein subjektive Angelegenheit. Stimmt. Jede CD-Kritik oder Buchbesprechung ist subjektiv. Aber ist sie deswegen weniger hilfreich?
Also weg mit den langweiligen und überteuerten Lagen, her mit dem neu gewonnenen Spaß am Leben und Arbeiten.
Her mit dem „Fun-Factor”!
Das empfiehlt, teils ernst, teils heiter, herzlichst
Ihr
Harald Breidenbach
Werbekreativer, Querdenker,
Geradeaus-Schreiber
und spitzfindiger Beobachter
„Brr, ist das kalt!” Meine Frau neben mir auf der verschneiten Piste (ohnehin nicht besonders heißblütig auf die Welt gekommen) schnatterte und bibberte. Die Sonne hatte sich hinter die Baumwipfel zurückgezogen und der Wind merklich zugelegt. Das Thermometer, sonst ein zuverlässiger Befindlichkeits-Messer, zeigte vergleichsweise komfortable +5 Grad Celsius. Wir aber fühlten uns, als hätten wir aus dem schönen Berner Oberland einen Sprung in die Antarktis gemacht. Gleich käme sicherlich Reinhold Messner ums Eck gestapft. Und der Yeti obendrein.
Am Abend erfuhren wir den Grund im Fernsehen, Kachelmann und Co. sei Dank. Es war der so genannte „Chill-Factor” – amerikanisch wie alles Moderne – der Zitter-, Bibber-, Frost- oder Kältefaktor. Unterstützt durch scharfen Wind und mangelnde Sonneneinstrahlung konnten so aus „echten” 5 Grad plus ganz schnell „gefühlte” 10 Grad minus werden.
Was hat das mit Immobilien zu tun?, fragen Sie zu Recht. Nun, ein Begriff muss auch die nüchternsten Immobilien-Experten immer wieder interessieren: das Gefühl. Es ist verantwortlich dafür, dass wir uns in einem preisgünstigen Bürogebäude in ruhiger Stadtrandlage, leicht erhöht gelegen, in unmittelbarer Waldesnähe, vorkommen wie der King des Ruhrgebiets. In Hattingen wie in Hamm, in Hagen wie in Haltern.
Das Gefühl macht sich nichts aus wichtig klingenden Namen im gewerblichen Umfeld, wohl aber aus den vielen kleinen Annehmlichkeiten, die das harte Büroleben leichter machen: Der delikate Italiener für die intime Kundenbesprechung, der frische Gemüse-Türke an der Ecke für den kleinen Einkauf in der Mittagspause, das Fitness-Studio für den nötigen Schub Energie, die lebendige Künstlerszene mit den jungen wilden Galerien für den kleinen kreativen Hunger zwischendurch.
Wie wäre es also, wenn wir dem Gefühl die Bedeutung beimessen, die es wirklich verdient? Wenn wir neben dem m2-Preis als Beliebtheitsrichtwert auch noch einen Wohlfühlfaktor hätten? Oder, wem’s englisch besser klingt, einen „Feel-”, „Joy-”, oder „Fun-Factor”?
Wie die Schlafmützen oder die Sterne eines Hotels auch eine gute und informative Ergänzung zu dessen Zimmerpreisen darstellen, würde uns der „Fun-Factor” die Klasse des Immobilien-Umfeldes anzeigen.
Oder denken Sie an ein anderes Metier, wo es um Spitzenlagen geht – nicht in punkto Gebäuden, sondern Gewächsen. Als Weinliebhaber achten Sie sicher auf die begehrten Johnson-Sterne oder Parker-Punkte. Die sagen uns etwas sehr Wertvolles: Erst mit Klasse macht man Kasse.
Mit einem hohen „Fun-Factor” würde vielleicht so manche bisher weniger beachtete Randlage durch handfeste „gefühlte” Vorzüge wieder ins Zentrum des Interesses rücken. Und auf Dauer eben auch wieder an Wert ge-winnen.
Speziell dem Ruhrgebiet mit seinen unzähligen Kultur- und Freizeit-Attraktionen, mit seinen geradezu magischen Orten von Rhein bis Lippe, die viele immer noch nicht kennen, würde das sicher gut tun.
Sollten Sie in einen hohen „Fun-Factor” investieren, was glauben Sie wohl, wie Ihre Mitarbeiter reagieren, wenn Sie sie derart „immobil” motivieren?
Bei derart guten „vibes” bleiben sie freiwillig mal ein Stündchen länger. Verlegen den Workshop oder die Projektarbeit mal eben ins Freie (bald ist ja wieder Sommer). Stellen sich an lauen Sommerabenden noch einen Gartenstuhl auf die firmeneigene Terrasse und begießen den neuen Etatgewinn mit einem süffigen Roten vom Weinlädchen nebenan.
Sie mögen einwenden, das Gefühl sei nicht objektiv messbar, sondern eine rein subjektive Angelegenheit. Stimmt. Jede CD-Kritik oder Buchbesprechung ist subjektiv. Aber ist sie deswegen weniger hilfreich?
Also weg mit den langweiligen und überteuerten Lagen, her mit dem neu gewonnenen Spaß am Leben und Arbeiten.
Her mit dem „Fun-Factor”!
Das empfiehlt, teils ernst, teils heiter, herzlichst
Ihr
Harald Breidenbach
Werbekreativer, Querdenker,
Geradeaus-Schreiber
und spitzfindiger Beobachter
