Bochum (10/2007, National)

Wirtschaftsförderung: Heinz-Martin Dirks

EIN TOP-STANDORT FÜR VIELE BRANCHEN

Interview mit Heinz-Martin Dirks, Leiter der Wirtschaftsförderung Bochum

Der Bürostandort Bochum zeichnet sich durch relativ stabilen Flächenumsatz und unterdurchschnittliche Leerstandsquoten aus. Welche Erklärungen haben Sie für diese Abkopplung von den ausgeprägten Schwankungsbreiten anderer Märkte?

Nach Einschätzung der Marktteilnehmer ist der Bochumer Büroimmobilienmarkt charakterisiert durch seine überschaubare Größe und seine stabile Nachfrage- und Vermietungssituation. Das vorsichtige Agieren der lokalen Projektentwickler und das nach wie vor moderate Fertigstellungsvolumen an spekulativ errichteten Büroflächen hat die Leer-standsquote in den letzten zehn Jahren zwischen erfreulich geringen 3,5 % bis derzeit 4,8 % pendeln lassen. Unsere Prognosen gehen zwar davon aus, dass sich das Flächenangebot von rund 68.000 m2 kurzfristig erhöhen wird, ab dem Jahr 2008 wird es aber bei einem reduzierten Fertigstellungsvolumen und einer gleichzeitig steigenden Nachfrage wieder zu einem Rückgang des Leerstands kommen.

Auch das Kaufinteresse von Investoren aus dem In- und Ausland für Bochumer Immobilien ist im letzten Jahr stark gestiegen. Nennen Sie uns doch bitte einige spektakuläre Deals und die Akteure sowie deren Beweggründe, sich in Bochum zu engagieren?


Im letzten Jahr hatten Portfolio-Deals wie der Kauf der Stadtbad-Galerie durch die DIC Asset AG einen hohen Anteil an den in Bochum getätigten Transaktionen. Weitere Hauptakteure des Investmentmarktes in 2006 waren u. a. die Fortress Investment Group LLC (Eurocastle), Fay Property Management, Unimo Real Estate Holding AG, A/S Ejonomsvaekst und die Bochumer Akteure Häusser-Bau Unternehmensgruppe sowie die Kappel Grundstücks- und Verwaltungsgesellschaft.

Insgesamt ist festzustellen, dass sich die meisten Transaktionen auf die Innenstadtbereiche Bochums konzentrierten, in der Regel handelte es sich dabei um gemischt genutzte Büro- und Einzelhandelsimmobilien. Dabei sind die sehr geringe Leerstandsrate und eine stabile Mietentwicklung die starken Argumente für den Büroimmobilienstandort Bochum. Das gesteigerte Investmentinteresse hat zwar auch in Bochum zu einer sinkenden Rendite geführt, mit 6,5 % in zentralen Lagen liegt diese aber weiterhin auf einem hohen Niveau.

Wo gibt es noch interessante Development- und Investitionschancen in Ihrer Stadt?

Entlang der Entwicklungsachse Universitätsstraße finden Sie optimale Entwicklungsmöglichkeiten. Für Zielgruppen aus dem Bereich der Gesundheitswirtschaft bieten wir hier mit dem BioMedizinPark-Ruhr auf einer bebaubaren Fläche von rund 55.000 m2 Grundstücke für Unternehmen und Investoren an. Als ergänzender Anknüpfungspunkt an die Branchenentwicklung der Gesundheitswirtschaft entstehen in direkter Nachbarschaft auf dem Campus der Ruhr-Univer-sität 6.000 m2 Büro- und Laborflächen, die ab Frühjahr 2008 mit dem BioMedizinZentrum-Ruhr fertig gestellt sein werden.

Das Projekt „seven stones bochum“ bietet Dienstleistern auf ca. 39.000 m2 flexible Möglichkeiten, einen rentablen, werthaltigen und adressbildenden Firmensitz zu realisieren. Bis zu 16 Geschosse können hier in einer verkehrstechnisch idealen Lage realisiert werden.

Ein ganz besonderes Projekt für Bochum wird das Exzenterhaus werden. Ein 15-geschossiger Büroturm direkt an der Universitätsstraße soll als städtebauliches Highlight auf einem vor-handenen Rundbunker entstehen, der als Sockel erhalten bleibt. Dieser 60 m hoch geplante Glaskörper bietet mit ca. 5.500 m2 Nutzflächen und einem flexiblen Raum- und Nutzungskonzept ganz neue Perspektiven für Büronutzer in Bochum.
Besonders erwähnen möchte ich darüber hinaus das Areal City-Tor Süd, das sich in der südlichen Innenstadt befindet. Auf einer Kulturachse zwischen dem Schauspielhaus, dem geplanten Konzerthaus und der Jahrhunderthalle steht auf einem ehemaligen Bahngelände ein rund 45.000 m2 großes Grundstück zur Verfügung, das sich besonders für Dienstleis-tungsunternehmen aus dem kreativen Sektor anbietet. Bereits heute sind viele kreative Berufe und Büros, zum Beispiel Webdesign und Marketing, in den Obergeschossen des nahe gelegenen gastronomischen Quartiers Bermuda3Eck zu Hause. Kreative Köpfe können am City-Tor Süd einen neuen Standort mit ausreichenden Entfaltungsmöglichkeiten finden.

Welche Merkmale und Vorteile zeichnen Bochum als Unternehmensstandort aus?

Kurz und prägnant gesagt ist Bochum ein Ort der Bildung, der Gesundheit und der neuen Technologien. Die Ruhr-Universität Bochum als eine der größten Universitäten konnte sich zum Beispiel kürzlich über ihren großen Erfolg bei der „Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder“ freuen. In der Gesundheitswirtschaft konnte Bochum seine Führungsposition ausbauen. Und daneben möchte ich auch die Technologiezentren nicht unerwähnt lassen: Optimale Arbeitsbedingungen finden junge Unternehmen und Existenzgründer/ innen hier in einer großen Bandbreite. Von der Kulturwirtschaft über die Medizinwirtschaft bis zu technologieorientierten Unternehmen hat Bochum in diversen Technologiezentren etwas zu bieten. Und all das mitten im Ruhrgebiet, dem größten Ballungsraum Deutschlands, das heißt: große Märkte, leistungsfähige Netzwerke, schnelle Verbindungen.

Stichwort Strukturwandel: In welchen Bereichen und Branchen liegen die zukünftigen Kompetenzfelder in Ihrer Region?

Sie haben Recht, Bochum hat sich im Rahmen des Strukturwandels gründlich verändert. Heute ist Bochum ein zentraler Wirtschaftsstandort im Mittleren Ruhrgebiet, in dem die mittelständischen Unternehmen zu Motoren der Konjunktur und des Fortschritts geworden sind. Ein Bochumer Schwerpunktthema ist dabei die Gesundheitswirtschaft. Nach Studien des Instituts für Arbeit und Technik ist die Gesundheitswirtschaft der Beschäftigungsmotor für Bochum und das Mittlere Ruhrgebiet. Aktuell arbeiten rund 24.000 Beschäftigte in Bochum im Bereich der Gesundheitswirtschaft. Mit der Ruhr-Universität Bochum sowie den verbundenen Universitätskliniken verfügt Bochum über große Stärken in der klinischen und anwendungsnahen Forschung. Die technologischen Kompetenzen werden bereits jetzt von etwa 100 Unternehmen aus den Bereichen Medizintechnik, Biotechnologien und Biomedizin genutzt.

Daneben sind die Verkehrstechnik, Geother-mie und Kultur- und Kreativwirtschaft die Kompetenzfelder, in denen Bochum dank zahlreicher Entwicklungen eine Spitzenposition einnimmt.

Das Interview führte Andreas P. Lienig


Der Bürostandort Bochum im Expertenurteil

„In unseren Analysen wird Bochum seit langem als potenzieller Kandidat gesehen, in die Liste der 20 wichtigsten deutschen Immobilienstandorte aufzusteigen.

Geprägt wird dies besonders durch die Chancen in der weiteren Entwicklung des lokalen Büroimmobilienmarktes. Die große Ruhr-Universität, die zentrale Ruhrgebietslage und weiche Standortfaktoren wie eine attraktive und lebendige Kulturszene machen ein Bürobeschäftigtenwachstum möglich, das über den Nachbarstädten der Region liegen könnte. Voraussetzung sind neue Büroprojekte oder Modernisierungsprojekte, die potenziellen Unternehmen eine „Story“ und ein Standortprestige liefern. Mit innovativen Projekten wie dem BioMedizinPark-Ruhr oder dem Exzenterhaus ist Bochum hierbei auch zukünftig gut positioniert. Ein jährlicher Flächenumsatz von rund 40.000 m2 beweist dabei, dass Projektentwickler in dieser Stadt auf einer ausreichenden Marktbasis planen können.“

BulwienGesa AG ist das größte unabhängige deutsche Unternehmen für Immobilienmarktanalysen und betreut die Stadt Bochum seit einigen Jahren in den jährlichen Büromarkt-Erhebungen. (Andreas Schulten, Vorstand BulwienGesa AG)
Facts:
Stadt Bochum • Wirtschaftsförderung
Marion Behn
Viktoriastr. 10 • 44787 Bochum
Tel. 0234 – 910 24 50
www.bochum.de/wirtschaftsfoerderung
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