AKTUELLES (06/2009, DEAL-Magazin)

Die Wohnbürgschaft im Visier, Christian Marchsreiter

DIE WOHNBÜRGSCHAFT IM VISIER

Im gewerblichen Bereich längst gängige Praxis, können jetzt auch die Vermieter und Verwalter von Wohnimmobilien die Kautionsverwaltung bargeldlos abwickeln: Im November 2008 hat die Deutsche Kautionskasse mit der „Wohnbürgschaft“ die erste bankenunabhängige, versicherungsgedeckte Kautionsbürgschaft auf den deutschen Markt gebracht. Seine Stärken zeigt das neue Verfahren vor allem im direkten Vergleich mit Barkautionen. DEAL-Magazin Chefredakteur Bernd Eger sprach mit Christian Marchsreiter über die Wohnbürgschaft und die ehrgeizige Aussage: “Wir wollen bis Ende 2012 eine Million Kunden gewinnen”

Herr Marchsreiter, was genau ist die „Wohnbürgschaft“?

Christian Marchsreiter: Die „Wohnbürgschaft“ ist ein neues Verfahren, mit dem ein Mieter im Internet schnell, bequem und bargeldlos eine Mietkaution stellen kann. Formal handelt es sich dabei um eine Bürgschaft auf erstes Anfordern, die von einer Versicherung getragen wird.

Ganz neu ist die Idee, Kautionen in Form einer Bürgschaft zu stellen, ja nicht. Auch Banken bieten Bürgschaften an. Was unterscheidet denn die „Wohnbürgschaft“ von einer Bankbürgschaft?

Christian Marchsreiter: Die Wohnbürgschaft ist nur entfernt mit einer Bankbürgschaft vergleichbar. Zwar handelt es sich in beiden Fällen um eine Bürgschaft auf erstes Anfordern. Aber damit hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Unsere Wohnbürgschaft ist unabhängig von der bestehenden Bankverbindung. Jeder Mieter in Deutschland kann sie bekommen, und zwar ohne Bargeld oder sonstige Sicherheiten zu hinterlegen oder ein Gehaltskonto zu verpfänden. Das macht die Wohnbürgschaft so einzigartig.

Welche Vorteile bietet die „Wohnbürgschaft“ gegenüber den gängigen Mietkautionsformen?

Christian Marchsreiter: Die Wohnbürgschaft macht die Kautionsabwicklung und -verwaltung einfacher, schneller und sicherer als je zuvor. Schneller, weil der gesamte Prozess von der Eingabe der Antragsdaten über die Online-Bonitätsprüfung bis hin zur Erstellung der Antragsdokumente gerade einmal fünf Minuten dauert. Einfacher wird die Kautionsverwaltung mit der Wohnbürgschaft, weil viele Punkte, die den Vermietern und Verwaltern das Leben bei der Barkaution so schwer machen, wie etwa das Recht auf Teilzahlung, einfach wegfallen. Und sicherer, weil die Zusage der Wohnbürgschaft in jedem einzelnen Fall an eine aufwändige und detaillierte Bonitätsprüfung gekoppelt ist, die in Deutschland ohne Beispiel ist. Sicherer aber auch deshalb, weil die Inanspruchnahme der Kaution erstmals klar und unmissverständlich geregelt ist.

Bei einer Bürgschaft muss der Mieter die Kaution nur dann leisten, wenn der Kautionsfall auch tatsächlich eintritt – im Idealfall also gar nicht. Andererseits fallen, anders als beim Sparbuch, keine Zinsen an. Ist also doch nur Bares Wahres?

Christian Marchsreiter: Oft hören wir „Ich habe das Geld auf dem Konto im Zugriff, soll doch der Mieter klagen“. Das ist eine verbreitete Illusion, denn tatsächlich gestaltet sich der Zugriff im Kautionsfall wesentlich schwieriger als gedacht. Das liegt daran, dass Mieter bei einer Barkaution alle möglichen Einwendungen geltend machen können oder die Kaution einfach abwohnen. Die Wohnbürgschaft ist robuster gegen Einwendungen und wird in der Regel sogar noch schneller ausgezahlt. Für die Mieter hat die Barkaution den großen Nachteil, dass sie die Liquidität belastet. Gerade beim Umzug ist die finanzielle Belastung ohnehin schon extrem hoch. Da ist das Geld für die vorherige Kaution noch gebunden, für die neue Wohnung sollen ebenfalls drei Monatsmieten aufgebracht werden, es fallen Umzugs- und Maklerkosten an und eine neue Einrichtung wäre auch ganz schön. Die Belastung für einen Umzug summiert sich schnell auf fünf Monatsmieten auf. Da ist es schon ganz angenehm, wenn man für die neue Kaution nicht auch noch Geld hinterlegen muss.

Für welche Wohnungsmieter ist denn die „Wohnbürgschaft“ interessant?

Christian Marchsreiter: Für alle Mieter mit guter Bonität. Anders als man erwarten könnte, kommt die Wohnbürgschaft nicht nur bei Mietern gut an, die kein großes finanzielles Polster haben, sondern auch bei vielen Gutverdienern, die einfach nur die Verfügungsgewalt über ihr Geld behalten wollen. Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten wird das für viele Menschen immer wichtiger. Zu unseren Kunden gehören durchaus auch Topmanager großer Industriekonzerne, die trotz üppiger Gehälter von ihrer Bank genötigt wurden, für eine Bürgschaft Sicherheiten zu hinterlegen. Das ist die traurige Realität.

Wie wollen Sie Vermietern und Verwaltern bei bestehenden Mietverhältnissen den Wechsel schmackhaft machen?

Christian Marchsreiter: Ganz einfach: Bei einer Umstellung der Kautionsverwaltung auf ein bargeldloses System können die Vermieter/Verwalter zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Sie können nämlich Kosten einsparen und im Regelfall gleichzeitig mehr Sicherheit bekommen. Das gilt vor allem für Regionen mit hohem Leerstand. In solchen Mietermärkten lässt sich der gesetzlich zulässige Kautionsspielraum mit der Wohnbürgschaft wesentlich besser ausschöpfen als mit einer Barkaution. Die Erfahrungen, die wir in den ersten Umdeckungsprozessen sammeln, sind durchweg positiv. Dabei erhalten diejenigen Mieter, die weniger als drei Monatsmieten Kaution hinterlegt haben, ihre Kaution nur zurück, wenn im Gegenzug eine Wohnbürgschaft in maximaler Höhe hinterlegt wird. Die Umstellung erfolgt ohne großen Aufwand. Wir beraten zusammen mit den Vermietern/Verwaltern im Vorfeld über die beste Strategie. Dann entwickeln wir ein individuelles Kampagnenkonzept, das von unserer professionellen Marketingabteilung umgesetzt wird. Mehr Sicherheit ohne Aufwand – auf diesen Nenner lassen sich die Vorteile bringen.

In die Zustimmung, die Sie aus der Wohnungswirtschaft erfahren, mischen sich auch kritische Stimmen – selbst aus den Reihen der Vermieter. Wie erklären Sie sich das?

Christian Marchsreiter: Wir waren selbst etwas überrascht über manche Reaktion. Auf Nachfrage hat sich dann aber sehr schnell gezeigt, dass einfach zu wenig Informationen über die Wohnbürgschaft vorlagen und die Vorteile nicht klar oder bekannt waren. Hier haben wir unsere Hausaufgaben gemacht und für Aufklärung gesorgt. In vielen Fällen haben wir ein überraschtes „Aha“ geerntet. So mancher Skeptiker konnte sich schlichtweg nicht vorstellen, dass sich Kautionen so einfach und schnell abwickeln lassen wie mit der Wohnbürgschaft.

Woher nehmen Sie die Zuversicht, dass sich die Deutsche Kautionskasse mit der „Wohnbürgschaft“ am Markt durchsetzt?

Christian Marchsreiter: Wir bringen Bewegung in einen Markt, in dem sich über Jahre kaum etwas getan hat. Es ist klar, dass es da einige Zeit braucht, bis sich die Vorteile bei allen herumsprechen. Und als Erster im Markt bekommt man natürlich auch das ganze „Fett“ ab. Das war nicht anders, als vor einigen Jahren die ersten Internetportale Baufinanzierungen angeboten haben. Damals konnte sich auch niemand vorstellen, eine Finanzierung über mehrere hunderttausend Euro komplett übers Internet abzuwickeln. Verbraucherschützer verteufelten die Anbieter wegen der Datenpreisgabe, Banken warnten in seltener Einigkeit vor dem neuen Vertriebsweg. Heute werden über Portale wie interhyp oder planethome Baufinanzierungen im Milliarden-Euro-Maßstab abgewickelt. Das und die unwiderlegbaren Vorteile bargeldloser Kautionen geben uns die Gewissheit, dass sich die Wohnbürgschaft als vierte Kautionsgattung fest etablieren wird. Dafür sprechen auch die Erfahrungen unserer Nachbarländer.

Sie spielen auf die Schweiz an. Dort sind Kautionsbürgschaften im Wohnungsmarkt längst gängige Praxis. Der Marktführer Swisscaution kommt auf einen Marktanteil von gut 13 %. Halten Sie für den deutschen Markt ähnliche Zahlen für möglich?

Christian Marchsreiter: Ja, wir denken, dass langfristig ein Viertel aller Mieter in Deutschland ihre Kaution bargeldlos stellen wird, so wie heute praktisch jeder eine oder gar mehrere Kreditkarten hat – und das, obwohl es doch auch EC-Karten und Bargeld gibt. Wir wollen bis Ende 2012 eine Million Kunden gewinnen, was einem Marktanteil von 5 % entspricht. Deshalb werden wir gerade in den ersten ein bis zwei Jahren viel Aufklärungsarbeit leisten müssen. Aber dafür sind wir bestens gerüstet und über unsere professionellen Kapitalgeber, die größtenteils aus der Immobilienwirtschaft kommen, auch ausreichend finanziert.

Mit einer Million Kunden hätten Sie ein gewaltiges Vermarktungspotenzial. Deshalb noch abschließend eine Frage: Können Sie sich vorstellen, Ihr Angebot um verwandte Produkte zu erweitern, um diese Potenziale auch anderweitig zu nutzen?

Christian Marchsreiter: Wir verstehen uns in erster Linie als Servicepartner für die Wohnungswirtschaft, vor allem eben als Spezialist für bargeldlose Mietkautionen. Dieser Kernkompetenz werden wir sicher treu bleiben.

Herr Marchsreiter, vielen Dank für die offenen Worte.
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