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07.06.2021 Die grünen Lügen unserer Banken

BREAKING NEWS: Eine bekannte britische Bank vollzog plötzlich eine Kehrtwende und stoppt mit sofortiger Wirkung die Finanzierung von Kohlekraftwerken sowie die Unterstützung von Öl-, Gas- und Kohleunternehmen. Die nicht genannte Bank zahlt dann auch Entschädigungen an die von den Kohleprojekten am meisten betroffen Gemeinden, die diese Bank (mit)finanziert hat.

Klingt zu schön, um wahr zu sein? Das ist es leider auch. Diese Meldung wurde vor Kurzem von der Jugendbewegung Fridays for Future (FFF) versendet und war Teil einer Kampagne, bei der die Aktionsgruppe die britische Bank – mit einer gefälschten Website, einem gefälschtem Twitter-Account und einer inszenierten Pressekonferenz – spielte. Bei der Live-Pressekonferenz, auf der die Bank die Einzelheiten ihrer neuen Strategie enthüllen sollte, erschien dann der „Vorstand“ der Bank, bestehend aus mehreren jungen FFF-Frauen mit aufgeklebten Schnurrbärten.

Die Jugendlichen konfrontierten die Bank auf ausgesprochen schmerzhafte Weise mit der enormen Diskrepanz zwischen ihrer grünen Werbung und dem tatsächlichen Handeln: Slogans wie „Here for Good“ und „Good enough will never change the world“ in Werbespots mit niedlichen Kaninchen und springenden Walen passen absolut nicht zur Position dieser Bank – als Europas größtem Geldgeber für Betreiber von Kohlekraftwerken. Zudem wird die erst vor kurzem angepasste Strategie dieser Bank zur Finanzierung fossiler Industrie erst ab 2027 wirklich greifen.

Leider stellt diese britische Bank keine Ausnahme dar. Weltweit versprechen zahlreiche Banken, Versicherungen und Pensionsfonds, Verantwortung zu übernehmen, teilweise mit dem ausdrücklichen Versprechen, die Finanzierung der fossilen Industrie zu reduzieren. Die Verantwortung, die sie tragen, ist enorm, denn: Wer zahlt, bestimmt. Banken, Versicherungen und Pensionsfonds mit ethischen Grundsätzen sollten daher Forderungen an Unternehmen stellen, denen sie Kredite oder Versicherungen gewähren oder in die sie investieren.

Allerdings gibt es hier Grenzen, die den Institutionen auch bekannt sind: Laut einer kürzlich durchgeführten Umfrage glauben nur 17 Prozent der größten institutionellen Investoren daran, dass sich zum Beispiel Ölkonzerne in grünere Unternehmen verwandeln werden. Und das passt ganz und gar nicht zu dem Argument von Finanzinstituten, sie unterstützten solche Unternehmen nur, um den Kurs der jeweiligen Unternehmen positiv zu beeinflussen. Warum engagieren sie sich, wenn sie davon überzeugt sind, dass die eigenen Bemühungen folgenlos bleiben?

Manchmal ist es also besser, die Finanzierung ganz einzustellen. Würden Banken, Versicherungen und Pensionsfonds dies tun, wären die umweltschädlichsten Unternehmen gezwungen, sich verstärkt für Nachhaltigkeit einzusetzen, um an die benötigten Gelder zu kommen. Wenn sie das nicht tun und dadurch nicht überleben, stellt dies aus ökologischer Sicht auch kein Problem dar. Bislang ist dies jedoch keinesfalls der Fall: Seit dem Pariser Klimaabkommen 2015 haben die 60 weltweit größten Banken die fossile Industrie mit satten 3,8 Billionen Dollar unterstützt. Grüne Werbeslogans, aalglatte Nachhaltigkeitsversprechen auf und angekündigte Strategieänderungen sind oft nicht mehr als ein sorgfältig befestigter Schnurrbart, der nur schwer als aufgeklebt zu erkennen ist.

Natürlich wird beispielsweise in Europa über Gesetze und Vorschriften versucht, derartigen Verschleierungstaktiken entgegenzuwirken, indem z. B. mehr Transparenz gefordert wird. Auf diese Weise sollten Sie und ich besser zwischen Finanzinstituten unterscheiden können, die nur den Schein wahren möchten, und solchen, die wirklich etwas bewirken wollen. So notwendig und begrüßenswert dies auch ist – leider handelt es sich um einen langwierigen Prozess. Deshalb haben Aktionen zur Entlarvung derartiger Heucheleien wie die oben beschriebene FFF-Aktion jetzt und in Zukunft einen enormen Wert.

(Analyse von: Joeri de Wilde, Investmentstratege bei Triodos Investment Management)






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