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28.06.2021 Forderung nach politischem Druck für grünen Immobilienbestand

Dr. Christine Lemaitre, geschäftsführender Vorstand der DGNB, im Gespräch mit Christof Hardebusch, Geschäftsführer RUECKERCONSULT. Fotocredit: RUECKERCONSULT GmbH
Die kommenden fünf bis zehn Jahre sind entscheidend, um die Erwärmung des Klimas noch zu stoppen. In Deutschland hinkt der Gebäudesektor bislang den von der Politik gesteckten Zielen hinterher. Einem gemeinsamen Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), der Bundesarchitektenkammer (BAK) und der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zufolge liegt die Lösung im Bestand. Von der im September zu wählenden neuen Bunderegierung fordern die Verbände eine Million Sanierungen, eine Million Sanierungsfahrpläne, 100 Prozent Transparenz und 100 Tage für die entsprechende Weichenstellung.

Über die Relevanz und Umsetzbarkeit dieser Forderungen in der Immobilienwirtschaft diskutierten live auf der IMMOBILIENCOUCH Dr. Christine Lemaitre, geschäftsführender Vorstand der DGNB, Matthias Biniok, Leiter Projektgeschäft Buderus Deutschland für den Bereich Sales Germany, Nike Boch, Senior Projekt Manager der BEOS AG, sowie Michael Buchholz MRICS, Leiter Region West der Aurelis Real Estate Service GmbH.

„Im Bestand ist der Gebäudesektor die größte verfügbare Stellschraube für die Einsparung von Emissionen“, begründete Dr. Christine Lemaitre den Fokus des Positionspapiers. „Mit den bisher vorhandenen Maßnahmen und Vorgaben werden wir die Pariser Klimaziele verfehlen. Deshalb muss die neue Bundesregierung, sobald sie im Amt ist, dringend energisch und pragmatisch handeln.“

Gefordert ist aber nicht nur die Politik, sondern insbesondere auch die Immobilienwirtschaft – so der einhellige Tenor der Experten auf der IMMOBILIENCOUCH. „Grüne Immobilien sind im Neubau relativ einfach zu realisieren. Im Bestand sind die Herausforderungen deutlich größer“, so Nike Boch von BEOS. „Das Interesse der Immobiliennutzer an höheren ökologischen Standards steigt aber spürbar an.“ Die BEOS AG gehört mit einen Bestand von 130 Immobilien und rund 1.680 Mietern zu den führenden Anbietern von gewerblich genutzten Bestandsimmobilien in Deutschland.

Mit rund 250.000 Quadratmetern Mietfläche ebenfalls führend im Management und der Entwicklung von Bestandsflächen in NRW ist die Aurelis. Michael Buchholz, Regionalleiter West des Unternehmens, legte im COUCH-Gespräch den Fokus auf die Datentransparenz und -verfügbarkeit. „Um den Verbrauch bestehender Immobilien zu erfassen, muss eine Vielzahl von Daten identifiziert, erfasst, strukturiert und ausgewertet werden.“ Ein Problem dabei sei, dass Daten häufig von unterschiedlichen Dienstleistern erhoben oder vorhandene Daten überhaupt nicht genutzt werden. „Bereits 2015 haben wir das Property Management für unsere Objekte wieder ins Unternehmen integriert. Eine hohe Datenquantität und -qualität, flache Hierarchien & so wenig wie möglich an Schnittstellen ermöglichen schnelle und effiziente Entscheidungen im Rahmen der Erstellung, der Sanierung und im Management von unseren Immobilien, wodurch u. a. die Energieeffizienz erhöht werden kann.“

Signifikante Fortschritte in Richtung klimaneutraler Bestand werde es nur geben, wenn den Akteuren wirtschaftlich vertretbare Lösungen zur Verfügung stünden. Auf eine höchst wirtschaftliche, vom deutschen Steuerrecht bislang allerdings ausgebremste Lösung wies Matthias Biniok von Buderus hin: „Mieterstrom bringt sowohl den Mietern als auch den Vermietern große Vorteile. Der Strom wird sehr kostengünstig bereitgestellt. Strom, der nicht verbraucht wird, kann zur Wärme- und Warmwassererzeugung genutzt werden.“ Bislang werden Vermieter, die Mietern selbst erzeugten Strom anbieten, gewerbesteuerpflichtig. „Diese Hürde ließe sich leicht beseitigen“, so Biniok.





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