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23.07.2021 EZB-Zinsentscheid: Offiziell - japanische Zinsverhältnisse im Euroraum

Der EZB-Rat hat auf seiner gestzrigen Sitzung die Leitzinsen wie erwartet unverändert gelassen. Gleichzeitig hat er jedoch unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass die Zinsen noch lange, lange Zeit auf (beziehungsweise) unter der Nulllinie verharren werden. Die Zinsen sollen nämlich erst dann angehoben werden, wenn sie innerhalb des zweijährigen EZB-Prognosehorizontes merklich und nachhaltig über der 2-Prozentmarke liegen.

Ob und wann dies aber der Fall ist, diese Bewertung will der EZB-Rat treffen. Damit hat er sich einen extrem weitgespannten Ermessensspielraum eingeräumt, um eine mögliche Zinserhöhung immer weiter in die Zukunft zu verschieben beziehungsweise zu "verunmöglichen".

Zudem ist bei dieser EZB-Politik damit zu rechnen, dass die Inflation gewollt höher ausfällt als bisher (als die Inflation noch "unter, aber nahe bei 2 Prozent") liegen sollte. Denn der EZB-Rat lässt fortan ganz bewusst ein Überschreiten der Zielinflation zu.

Sollten noch Zweifel bestanden haben, was gespielt wird, so dürfte nunmehr klar sein, dass die EZB für japanische Zinsverhältnisse sorgen wird, und zwar dauerhaft und nachhaltig: die Zinsen bleiben auf oder werden noch weiter unter die Nulllinie getrieben; und ein Ansteigen der Zinsen wird immer unwahrscheinlicher, je stärker die Verschuldung im Zuge der Null- und Negativzinsen zunimmt.

Bei steigender Inflation, mit der im Grunde nun fest zu rechnen ist, sind daher noch höhere Negativzinsen absehbar.

Die EZB wird ihre Anleiheaufkäufe erhöhen, und das bedeutet, dass sie die Zentralbankgeldmenge (soweit Banken die Verkäufer der Schuldpapiere sind) und die Geschäftsbankengeldmenge (soweit Nichtbanken auf der Verkäuferseite stehen) ausweiten wird. Allein deshalb ist das Ansteigen der Güterpreise auf breiter Front im Euroraum quasi vorprogrammiert.

Das Ganze läuft natürlich auf ein betrügerisches Spiel hinaus. Wenn die Menschen erkennen, was die Stunde geschlagen hat - dass die Kaufkraft des Geldes gezielt herabgesetzt werden soll, um die überschuldeten Staaten zu entlasten -, und wenn sie beginnen, aus dem Geld zu fliehen, wird die gesamte Euro-Schuldenpyramide einstürzen. Noch ist es aber wohl noch nicht soweit - die Mehrheit hält weiter an ihren Euro-Guthaben und -Wertpapieren fest; wie lange das so bleiben wird, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen.

Anleger aufgepasst

Das Halten von Euro in Form von Bargeld, Sicht-, Termin- und Sparguthaben und Geldmarktfonds ist seit Jahren bereits ein Verlustgeschäft - diese Anlageklasse verliert seit Jahr und Tag an Kaufkraft.

Anleger sind gut beraten, insbesondere ihre für längerfristige Zwecke gehaltenen Bankdepositen in physisches Gold und Silber (Münzen und Barren) umzuschichten.

Die Preise für die Edelmetalle sind aus unserer Sicht derzeit günstig, um Gold- und Silberpositionen auf- und auszubauen. Wer einen langfristigen Anlagehorizont hat von drei/fünf oder mehr Jahren, der hat wirklich gute Gründe, seine liquiden Mittel dem physischen Gold und dem physischen Silber anzuvertrauen.

(Kurzkommentar zur EZB-Sitzung von Chefvolkswirt Dr. Thorsten Polleit, Degussa Goldhandel)





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