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27.09.2021 Schwellen- und Entwicklungsländeranleihen bieten Chancen

Schwellen- und Entwicklungsländer haben ihre Widerstandsfähigkeit wiederholt unter Beweis gestellt trotz wiederkehrender Covid-19-Infektionen und aufkommender Inflationssorgen. Das bedachte Eingreifen von Zentralbanken zur Steuerung der Inflation, und die steigenden Impfraten könnten jedoch zu einer vergleichsweise zügigeren Konjunkturerholung dieser Länder beitragen. Lesen Sie im Folgenden einen Kommentar von Michael Wehrle, Head Investment Solutions bei BlueOrchard, warum er derzeit in Schwellen- und Entwicklungsländern mehr Chancen im Bereich Impact- und Green-Bonds sieht als in Industrieländern.

„Die Volatilität an den Anleihemärkten wurde in der ersten Jahreshälfte überwiegend vom Anstieg der Renditen für US-Treasuries und der steigenden Inflation bestimmt, wohingegen die Volatilität des Credit-Spread-Niveaus geringer ausfiel. Dementsprechend fiel der durchschnittliche Spread für Schwellenländeranleihe mit BBB-Rating relativ eng aus – mit einer Spanne von 185 bis 210 Basispunkten. Im Gegensatz dazu stiegen die Zinssätze für US-Staatsanleihen deutlich an. Die Performance von Anleiheportfolios wurde daher eher durch das Durationsrisiko als durch das Kreditrisiko angetrieben.

Gemäß des IWF wird für 2021 ein Weltwirtschaftswachstum von sechs Prozent, und für 2022 von 4,9 Prozent prognostiziert1. Die Weltwirtschaft hat sich im ersten Halbjahr 2021 schnell erholt. Dennoch können die zunehmenden Covid-19-Infektionen dazu führen, dass die Schritte in Richtung Normalisierung und die vollständige Erholung in einzelnen Ländern unterschiedlich ausfallen. Die Entwicklung im vergangenen halben Jahr hat jedoch gezeigt, dass sich sowohl Industrie- als auch Schwellen- und Entwicklungsländer trotz einer deutlichen Infektionswelle erneut erholen können. Diese Widerstandsfähigkeit und die steigenden Impfraten unterstützen die positiven Aussichten für Schwellen- und Entwicklungsländer. Länder wie beispielsweise Indien, welches von der zweiten Welle der Pandemie aus gesundheitlicher Sicht besonders hart getroffen wurde, dürfte sich aufgrund der erwarteten weniger starken Einschränkungen der Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte und dank gezielter struktureller Maßnahmen der Zentralbank und Regierung weiter erholen.

Derzeit neigen die Zentralbanken dazu, ein bestimmtes Inflationsniveau zu akzeptieren, um die wirtschaftliche Erholung nicht zu gefährden. Daher halten wir einen mäßigen Anstieg der Steilheit der Zinsstrukturkurve sowie ein höheres Inflationsniveau für wahrscheinlich. In den Schwellenländern stellen wir fest, dass einige Zentralbanken bereits aggressiver auf die Inflationssorgen reagieren und die Zinssätze schneller anheben mit dem Risiko die wirtschaftliche Erholung zu verlangsamen. Dies ist beispielsweise in Brasilien, Russland und Ungarn der Fall. Aus unserer Sicht ist dem Markt jedoch dieses Risiko bewusst. Eine klare Kommunikation der Zentralbanken über ihre Geldpolitik wird generell entscheidend sein.

Trotz der Risiken für die Weltwirtschaft, die sich aus der Covid-19-Delta-Variante, den Einschränkungen und dem teilweisen Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage in den globalen Versorgungsketten sowie aus den möglichen Zinserhöhungen ergeben, sind wir weiterhin optimistisch, was die globale Erholung betrifft. In unseren Impact- und Green-Bond-Portfolios sehen wir generell mehr Chancen in Schwellenländeranleihen als in Anleihen aus Industrieländern.

Innerhalb der Schwellen- und Entwicklungsländer bevorzugen wir aufgrund ihrer geringeren Zinssensitivität Anleihen mit höheren Renditen. Einen besonderen Fokus richten wir dabei auf Länder und Sektoren, welche nicht übermäßig abhängig sind von der außergewöhnlichen Liquiditätslage in den Finanzmärkten wie derzeit beispielsweise Chile oder gewisse Länder in Osteuropa. Weiter bevorzugen wir Titel deren Bewertung vor allem auf unkorrelierten idiosynkratischen Risiken basiert. Eine bedachte Auswahl von Anleihen und eine Diversifizierung des Portfolios innerhalb des wachsenden Universums von Impact-, Social- und Green-Bonds sind jedoch nach wie vor wichtig, um die bestehenden Risiken zu adressieren.“

1 World Economic Outlook H2 2021 by the International Monetary Fund, July 2021.





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