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25.10.2021 Immobilienfondsmanager hinken Nachhaltigkeitsambitionen hinterher

Fotocredit: EY Real Estate
„Seit dem 10. März 2021 müssen Finanzmarktteilnehmer:innen offenlegen, ob und in welchem Ausmaß ein Fonds Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt. Um einen Überblick über den Status quo zu bekommen, haben wir, die EY Real Estate, bereits vor Inkrafttreten der EU-Verordnung mehr als 100 Marktakteur:innen der Immobilienwirtschaft für unseren „ESG-Snapshot“ befragt. Die Ergebnisse zeigen: Trotz hoher antizipierter Nachfrage und fortgeschrittener Strategien in den Bereichen Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung (ESG) haben es bislang nur wenige nachhaltige Fonds auf den Markt geschafft.

Mehr als 80 Prozent der befragten Immobilienfondsmanager:innen erwarten künftig eine hohe investorenseitige Nachfrage nach nachhaltigen Produkten. Drei Viertel der Marktakteur:innen gaben zudem an, dass ihrer Meinung nach künftig überwiegend nachhaltige Produkte auf den Markt kommen würden. Tatsächlich dominieren derzeit aber Non-ESG-Fonds – und auch eine umfassende Transformation bestehender Produkte ist nach Ansicht von 60 Prozent der Befragten nicht geplant. Unser für die Studie verantwortlicher Director Dirk Rathlev erklärt: „Die Ergebnisse zeigen, dass die Notwendigkeit einer nachhaltigen Transformation in weiten Teilen der Immobilienwirtschaft erkannt wurde. Es fehlen jedoch Konzepte für die konkrete Umsetzung, sodass Anspruch und Realität noch deutlich auseinanderklaffen. Die Branche muss jetzt zügig handeln und sich den operativen Herausforderungen stellen.“

Wenige nachhaltige Fonds am Markt

Die Offenlegungsverordnung der EU sieht vor, dass Finanzmarktteilnehmer:innen preisgeben, ob ein Fonds nachhaltige oder ökologische Merkmale bewirbt (Artikel-8-Fonds – „light green“), nachhaltige Investitionen anstrebt (Artikel-9-Fonds – „dark green“) oder gar keine Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt (Artikel-6-Fonds). Demnach existierten zum Stichtag überwiegend Letztere – also Non-ESG-Fonds. 35 Prozent der Marktteilnehmer:innen bieten wenigstens einen Artikel-8-Fonds an und lediglich 18 Prozent haben mindestens einen Artikel-9-Fonds im Portfolio.

ESG-Strategien fortgeschritten

Nach dem Reifegrad ihrer Nachhaltigkeitsstrategie befragt, gab mit rund 40 Prozent der größte Teil der Studienteilnehmer:innen an, sich in der Etablierungsphase zu befinden. Damit sind sie weiter als die 35 Prozent, die gerade ihre ESG-Strategie entwickeln, oder die 19 Prozent, die sich erst orientieren. Lediglich fünf Prozent verorten sich im Stadium der Exzellenz, kontrollieren und steuern also den Fortschritt der gesetzten Nachhaltigkeitsziele. Der Faktor Zeit sollte dabei realistisch bewertet werden, denn die Emission eines ESG-Fonds oder die Transformation eines existierenden Fonds funktionieren nicht auf Knopfdruck. Zusätzlich zum großen Planungs- und Strategieentwicklungsaufwand ergeben sich für den operativen Betrieb gerade zu Beginn völlig neue Herausforderungen an das Fondsmanagement und die Plattformadministration.

EU-Taxonomie drängt zu Datenaufbereitung und Vergleichbarkeit

So stehen Daten und Prozesse auch im Fokus der Befragten: 44 Prozent gaben an, dass sie bereits vorhandene Daten als Berechnungsgrundlage für nachhaltige wirtschaftliche Aktivitäten gemäß EU-Taxonomie heranziehen können. Und fast 70 Prozent erwarten, dass sich die Datengrundlage zeitnah verbessern und fundierte Aussagen über die ökologischen Auswirkungen einer Immobilie oder eines Portfolios zulassen wird.

Allerdings: Lediglich 23 Prozent der Befragten sehen sich bereits gut auf die neuen regulatorischen Anforderungen vorbereitet. Dazu gehört etwa die EU-Taxonomie, für die sich nur knapp die Hälfte gewappnet fühlt. Die hier geforderte Berechnung nachhaltiger wirtschaftlicher Aktivitäten wird nach Ansicht von 67 Prozent vor allem aufgrund fehlender Daten und Systeme auf Portfolioebene erschwert.

Fazit

Klar ist: Absichtserklärungen allein werden der Branche nicht helfen. Es braucht klare und messbare Ziele, um dem Anspruch in Bezug auf Umwelt und Gesellschaft gerecht zu werden. Die Zukunft gehört eindeutig nachhaltigen Immobilienfonds – doch wie diese angelegt bzw. existierende Fonds transformiert werden sollen, darüber herrscht noch große Unsicherheit. „Wer jetzt nicht agiert, dem droht der Verlust des Interesses von Investor:innen. Profitieren werden Fondshäuser mit kreativen Ideen für die Produkttransformation und nachhaltige Neuauflagen“, schlussfolgert Monica Schulte Strathaus, Managing Partnerin bei EY Real Estate.

Mit Herausforderungen und Zukunftsthemen wie diesen beschäftigen wir uns bei EY Real Estate. Für unsere Mandant:innen entwickeln wir Wachstumsstrategien, gestalten Unternehmens- und Finanzstrukturen um und begleiten Transaktionen. Dadurch ergeben sich auch vielfältige Karrieremöglichkeiten mit spannenden Handlungsfeldern. Lerne EY Real Estate als Arbeitgeber kennen – oder informiere dich im Karriere-Blog.“






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