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15.11.2021 Anstieg der Verbraucherinsolvenzen: Kein Trend, sondern Nachholeffekt

Wie die Creditreform am vergangenen Mittwoch meldete, ist die Zahl der überschuldeten Menschen in Deutschland rückläufig. Sichtbar ist dies in den heute gemeldeten Verbraucherinsolvenzen für den Monat August 2021 noch nicht. Der erneute Anstieg der Zahlen ist ein Nachholeffekt und einer Gesetzesreform geschuldet, die eine Verkürzung der Entschuldung von sechs auf drei Jahren ermöglicht. Einen langfristigen Trend beschreiben diese Zahlen nicht.

Das Statistische Bundesamt* meldet für August 2021 5.779 Verbraucherinsolvenzen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat zeigen diese einen deutlichen Anstieg von 217,7 %. Den Rückgang der überschuldeten Haushalte, wie ihn die Creditreform am Mittwoch im SchuldnerAtlas 2021** vorstellte, kann man diesen Zahlen nicht ablesen. Sichtbar ist bisher noch ein Nachholeffekt, der aus der Verbraucherinsolvenzreform abgeleitet werden kann, die das Insolvenzverfahren von Privatpersonen ab dem 1.1.2021 von sechs auf drei Jahre verkürzt.

„In der zweiten Hälfte des Jahres 2020 haben wir ein deutlich rückläufiges Antragsverhalten bei den Privatschuldnern gesehen. Die Reform der Verbraucherinsolvenz war bereits angekündigt. Viele Betroffene haben deshalb die Verkürzung des Entschuldungszeitraums abgewartet. Ab dem 1.1.2021 sahen wir wieder einen sprunghaften Anstieg der Insolvenzanträge, der immer noch anhält“, erläutert Dr. Christoph Niering, Insolvenzverwalter und Vorsitzender des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID).

Wie auch bei den rückläufigen Unternehmensinsolvenzen zeigen die staatlichen Hilfsmaßnahmen zur Corona-Pandemie auch bei Privatschuldnern ihre Wirkung. Das Kurzarbeitergeld hat die Arbeitnehmer in besonders betroffenen Branchen davor bewahrt in die Überschuldung zu geraten. Darüber hinaus haben die Verbraucher ihr Konsumverhalten an die Pandemie angepasst und weniger Kredite aufgenommen.

Ein langfristiger Faktor beim Rückgang der Überschuldung ist die demographische Entwicklung: „Im langjährigen Vergleich stehen die sinkende Arbeitslosigkeit und die sinkende Überschuldung im Verhältnis zueinander. Neben Krankheit und Ehescheidung war die Arbeitslosigkeit einer der Hauptgründe für die Überschuldung von Verbrauchern. Der akute, von der Demographie getriebene Arbeitskräftemangel in vielen Branchen wirkt sich deshalb gerade positiv auf die Überschuldung aus“, so Niering.

„Nach dem Aufholen der zurückgehaltenen Anträge von Privatschuldnern gehen wir weiter von einem langfristigen Rückgang der Verbraucherinsolvenzen aus“, stellt der VID-Vorsitzende fest.
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