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28.01.2022 Stopp der KfW-Programme: Statements der Immobilienwirtschaft

Am 24. Januar 2022 hat die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) einen sofort geltenden Antrags- und Zusagestopp für die Programme Effizienzhaus 55 und Effizienzhaus 40 sowie das Programm für Energetische Sanierung ausgerufen. Die Immobilienbranche zeigt sich von dem Verhalten überrascht – und enttäuscht.

Hierzu äußern sich:

• Arnaud Ahlborn, Geschäftsführer, INDUSTRIA WOHNEN
• Marcus Bender, Geschäftsführer, CoRE Solutions GmbH
• Carsten Demmler, Geschäftsführer, HIH Invest Real Estate
• Francesco Fedele, CEO, BF.direkt AG
• Herwig Lieb, Regional Manager NRW, Colliers
• Jacopo Mingazzini, Vorstand, The Grounds Real Estate Development AG
• Rainer Nonnengässer, Exective Chairman, International Campus Group
• George Salden, CEO, Capital Bay Group

Arnaud Ahlborn, Geschäftsführer, INDUSTRIA WOHNEN: "Das sofortige Aus der Bundesförderung für effiziente Gebäude kommt für uns völlig überraschend. Die Neubauförderung des KfW-Effizienzhauses 55 und 40 sowie das Programm für Energetische Sanierung, die nun bis auf Weiteres gestoppt sind, waren lange Zeit feste Bestandteile vieler unserer Kalkulationen. Weil das Programm Effizienzhaus 55 ohnehin zum Monatsende ausgelaufen wäre, hätte man die vom Wirtschaftsministerium beklagte Antragsflut voraussehen können. Wir brauchen von der Politik Verlässlichkeit, um nachhaltig wirtschaften und unseren Beitrag zum klimaschonenden Wohnungsbau leisten zu können."

Marcus Bender, Geschäftsführer, CoRE Solutions GmbH: „Völlig zurecht versetzt die plötzliche Vollbremsung bei der Bundesförderung für effiziente Gebäude die Immobilienbranche in Aufregung. Welche Folgen das für die verschiedenen Geschäftsmodelle hat, wird sich erst nach und nach herauskristallisieren. Wir als Anbieter für Immobilienleasing etwa bauen in unsere Refinanzierungen von Neubauprojekten KfW-55- oder KfW-40-Fördergelder ein. Nun fällt ein wichtiger Hebel weg, die Finanzierungskosten in diesem Segment zu senken."

Carsten Demmler, Geschäftsführer, HIH Invest Real Estate: „Mit dem doch recht abrupten Antrags- und Zusagestopp der Bundesförderung ist leider eine große Unsicherheit und Unklarheit entstanden. Wir können im Moment noch nicht abschließend einschätzen, welche unserer bereits gestellten Anträge auf Förderung noch zum Zuge kommen. Hier bedarf es kurzfristig verbindlicher Zu- und Aussagen, wie die aktuelle Abwicklung der Anträge erfolgt und zukünftige Förderprogramme im Detail aussehen. Die potentielle Ausrichtung der zukünftigen Förderung auf den CO2-Ausstoß kann ein richtiger Ansatz sein, aber auch hier liegt der Teufel wie so oft im Detail: Ob dies das gleiche Potenzial zur Erfolgsstory wie die bisherigen Förderprogramme hat, wird sich zeigen, wenn die konkrete Ausgestaltung feststeht."

Francesco Fedele, CEO, BF.direkt AG: „Der überraschende Stopp der KfW-Programme für effiziente Gebäude ist für Immobilienfinanzierer sehr unerfreulich – unter anderem, weil sie von der Änderung völlig unvorbereitet getroffen werden. Zwar war das Ende des KfW-55-Programms angekündigt, nicht jedoch aber der Stopp für die anderen Programme KfW 40 und des Programms für die energetische Sanierung. Für Finanzierer heißt das, dass viele Finanzierungen von Projektentwicklungen oder von Refurbishments komplett neu berechnet werden müssen, da Investoren die KfW-Mittel in die Kalkulation mit einbezogen haben. Im Extremfall müssen Projekte vollständig umgeplant werden. Das führt natürlich zu Mehrkosten und Verzögerungen."

Herwig Lieb, Regional Manager NRW, Colliers: „Das Land Nordrhein-Westfalen hat sich zum Ziel gesetzt, den Bau von insgesamt 100 ‚Kli-maschutzsiedlungen‘ zu fördern. Mehr als 50 davon sind bereits fertig gestellt. Die Finanzierung vieler weiterer noch in der Planungs- oder Realisierungsphase befindlicher Vorhaben ist auf die KfW-Fördermittel für energieeffiziente Gebäude angewiesen. Die plötzliche Stornierung dieser Förderung stellt die Realisierung solcher Klimaschutzsiedlungen infrage. Damit konterkariert die Bundesregierung die grundsätzlich vorbildlichen Anstrengungen für Klimaschutz und bezahlbaren Wohnraum in NRW."

Jacopo Mingazzini, Vorstand, The Grounds Real Estate Development AG: „Der abrupte Stopp dieses offensichtlich sehr erfolgreichen Förderprogramms ist ein fatales Signal für Investoren und Eigenheimbauer, die sich bei ihren Planungen darauf verlassen haben, die BEG in Anspruch nehmen zu können. Wer besonders energieeffizient und somit auch besonders umweltfreundlich bauen will, muss dabei gegenüber herkömmlichen Bauweisen in der Regel deutlich höhere Kosten tragen. Wenn Bauherren und Investoren, die im Vertrauen auf staatliche Unterstützung diese Kostenrisiken auf sich nehmen, sich nun alleingelassen fühlen, wird dies die Bemühungen um klimafreundlicheres Bauen in Deutschland erheblich zurückwerfen. Wenn die Politik in diesem Punkt glaubwürdig bleiben möchte, muss das Programm schnellstmöglich mit ausreichenden finanziellen Mitteln ausgestattet und der Förderstopp umgehend wieder aufgehoben werden.“

Rainer Nonnengässer, Exective Chairman, International Campus Group: "Der vorläufige, mindestens sechs Monate andauernde Stopp der BEG ist kontraproduktiv und bedauerlich. Uns fehlt die Phantasie, wie man ohne entsprechende Finanzierungsangebote und Planbarkeit das Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr erreichen will. Es geht dabei ja nicht nur um die Immobilienwirtschaft und das Klima, sondern auch um all die Menschen, die händeringend Wohnraum suchen, wie zum Beispiel Studierende in den deutschen Metropolen und Universitätsstädten."

George Salden, CEO, Capital Bay Group: „Wer den Wohnungsbau ankurbeln möchte, um 400.000 Wohnungen pro Jahr zu errichten, und sich den Klimaschutz als oberstes Gebot auf die Fahne schreibt, kann nicht von jetzt auf gleich eines der wichtigsten Förderinstrumente einstellen. Die hohe Zahl an Anträgen zeigt doch deutlich, dass die Bau- und Immobilienbranche im großen Maßstab energieeffizient bauen will. Die Pläne des Wirtschaftsministers, eine Anschlussförderung vorzulegen, müssen deshalb so schnell wie möglich umgesetzt werden. Davon abgesehen ist es natürlich für vorausschauende Entwickler bedeutend, Lösungen für kostengünstiges Bauen zu entwickeln. Hierzu errichten wir aktuell eine Gigafactory für modulare Bausysteme in Kooperation mit dem Weltmarkführer für modulares Bauen, Daiwa House Modular Europe. Erste Projekte sind ebenfalls bereits in Vorbereitung.“






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