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25.03.2022 Emissionsmarkt: Unsicherheiten belasten Emissionstätigkeit

Der Ukraine-Krieg schockiert die Welt und sorgt auch an den Kapitalmärkten für einige Turbulenzen: In diesem Umfeld verzeichnete die Frankfurter Börse im Auftaktquartal 2022 nur einen einzigen Börsengang. Das erzielte Emissionsvolumen lag hier bei 210 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im Auftaktquartal 2021 waren immerhin vier Unternehmen an die Börse gegangen und hatten dabei rund 4,7 Milliarden Euro eingespielt. Allerdings hatte sich aufgrund wachsender Bedenken hinsichtlich der wirtschaftlichen Erholung nach der Corona-Pandemie und steigender Inflation das Umfeld für deutsche Börsenneulinge merklich verschlechtert. Im Schlussquartal 2021 meldete die Frankfurter Börse nur zwei Initial Public Offerings (IPO) und ein Emissionsvolumen von 196 Millionen Euro.

Zu diesen Ergebnissen kommt die Analyse „Emissionsmarkt Deutschland“, für die das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen PwC vierteljährlich die Aktienneuemissionen sowie die Kapitalerhöhungen an der Börse Frankfurt erfasst.

Volatilität auf Rekordniveau

„In Folge des Ukraine-Kriegs sprang die Volatilität an den Börsen im ersten Quartal auf den höchsten Stand seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Auch wenn sich die Märkte in den vergangenen beiden Wochen wieder etwas beruhigt haben, ist es wenig überraschend, dass in diesem Umfeld kaum ein Unternehmen den Schritt an die Börse wagt“, kommentiert Nadja Picard, PwC Europe Capital Markets Leader bei PwC Deutschland.

Die hohe Nervosität an den Märkten liegt nach Ansicht von Stephan Wyrobisch, PwC-Experte für IPOs, jedoch nicht nur im Ukraine-Krieg begründet: „Auch andere Faktoren sorgen für Unsicherheit. So liegen die Corona-Ansteckungen in Deutschland auf Rekordniveau und der weitere Verlauf der Pandemie bleibt unsicher. Dazu kommen Lieferkettenprobleme, explodierende Energiepreise und eine hohe Inflation. Die Erwartung, dass die Zentralbanken mit Zinserhöhungen reagieren werden, setzt die Märkte ebenfalls unter Druck.“

Einziger Börsengang ist ein SPAC

Der einzige Börsengang auf dem Frankfurter Parkett im Auftaktquartal war bereits im Januar – noch vor dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine – über die Bühne gegangen: Der Technologieinvestor 468 Capital brachte für 210 Millionen Euro die Mantelgesellschaft 468 SPAC II SE an die Börse, eine so genannte Special Purpose Acquisition Company (SPAC). Es ist bereits das zweite SPAC dieses Investors und das insgesamt fünfte an der Frankfurter Börse in der jüngeren Vergangenheit.

Schwaches Quartal für Kapitalerhöhungen

Auch bei den Kapitalerhöhungen verlief das Auftaktquartal schleppend: Lediglich vier Unternehmen besorgten sich auf diesem Weg frisches Kapital an der Börse (Q4 2021: 19 / Q1 2021: 16). Das Gesamtvolumen der Kapitalerhöhungen war zwischen Januar und März mit 59 Millionen Euro ebenfalls sehr gering. Den mit 45 Millionen größten Anteil steuerte die Kapitalerhöhung des Softwareanbieters EQS Group bei. Im Schlussquartal 2021 hatten Kapitalerhöhungen noch 11,6 Milliarden Euro eingespielt; im Auftaktquartal 2021 immerhin 3,9 Milliarden Euro.

Fremdkapitalemissionen ebenfalls rückläufig

Die Nervosität an den Märkten in Folge des Ukraine-Kriegs macht sich auch bei den Fremdkapitalemissionen bemerkbar: Im ersten Quartal 2022 ging das Emissionsvolumen der Investment Grade Anleihen im Vergleich zum sehr starken Auftaktquartal 2021 um 71 Prozent zurück und lag bei 11,6 Milliarden Euro. Auch die Anzahl der Transaktionen war mit 12 im Vergleich zum Vorjahresquartal mit 47 deutlich rückläufig.

Auch im High-Yield-Bereich zeigt sich ein ähnliches Bild: Das Emissionsvolumen ging um 51 Prozent im Vergleich zum Q1 2021 zurück und betrug nur noch 3,6 Milliarden Euro. Die Anzahl der High-Yield-Bonds war mit 4 halb so hoch wie im Vorjahresquartal (Q1 2021: 8).

Ausblick: Die Pipeline ist weiterhin gut gefüllt

Mit Blick auf den weiteren Verlauf des IPO-Jahres sind die PwC-Expert:innen verhalten optimistisch: „Ende 2021 sah es danach aus, dass 2022 ein starkes Jahr für deutsche Börsengänge werden könnte. Der Ausbruch des Ukraine-Kriegs hat die IPO-Ambitionen zahlreicher hochkarätiger Aspiranten vorerst durchkreuzt. Viele Firmen, die für das erste Halbjahr 2022 Börsenpläne hegten, haben ihr Vorhaben auf Eis, aber nicht ad acta gelegt“, resümiert Stephan Wyrobisch.

„Die Pipeline bleibt also gut gefüllt. Zahlreiche Firmen stehen in den Startlöchern und warten auf ein günstiges Zeitfenster. Ob sie ihre Pläne in die Tat umsetzen können, hängt nun maßgeblich vom weiteren Verlauf des Ukraine-Kriegs und dessen Folgen für die Erholung der Weltwirtschaft nach der Corona-Pandemie ab. Sollte sich hier eine Entspannung abzeichnen, könnten sich für Emittenten auch immer wieder kurzzeitig günstige Bedingungen für eine Transaktion ergeben“, so das Fazit von Nadja Picard.





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