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20.05.2022 Inflation und Zinsanstieg bringen Unsicherheiten für Immobilienbranche

BF.direkt, IREBS und RUECKERCONSULT haben am 19. Mai 2022 in Berlin den sechsten Jahreskongress Finanzierung für die Real Estate Industry veranstaltet, an dem rund 150 Gäste teilnahmen. Kernthemen waren die hohe Inflation, die jüngst deutlich gestiegenen Zinsen und die Auswirkungen von Rohstoff- und Baustoffknappheit auf die Immobilienbranche. Insgesamt wird die Lage von den Experten als ernst, aber keineswegs als hoffnungslos eingeschätzt.

Francesco Fedele, CEO der BF.direkt AG kommentiert: „Der Jahreskongress Finanzierung kam zum richtigen Moment. In Zeiten des wirtschaftlichen Umbruchs sind Informationen und persönlicher Austausch wichtiger denn je. Der große Informationsbedarf war auf dem Kongress deutlich spürbar. Veranstaltungen wie der Jahreskongress Finanzierung helfen, uns als Branche gemeinsam voranzubringen.“

Prof. Dr. Steffen Sebastian, Inhaber des Lehrstuhls für Immobilienfinanzierung an der IREBS, ergänzt: „Angesichts der weltweiten Inflation und der Ukrainekrise verschärft sich die allgemeine wirtschaftliche Lage. Eine Rezession wird in Europa immer wahrscheinlicher. Darauf muss sich die Branche einstellen.“

Erstes Schwerpunktthema: Demografie

Den Auftakt machte Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen, Professor für Finanzwissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Seine Keynote trug den Titel „Demografie, Altersvorsorge und Immobilien: Wohin führt der Weg langfristig?“. „Das Alterungsproblem in Deutschland kommt nicht erst künftig, es ist schon da“, konstatiert Raffelhüschen. Die Rentenversicherung sei dringend reformbedürftig. Spätestens 2040 gebe es doppelt so viele Rentner wie heute bei weniger Beitragszahlern. Es sei ein Ding der Unmöglichkeit, sowohl stabile Beiträge als auch ein stabiles Rentenniveau zu erhalten, so wie von der Politik versprochen. Das Rentenalter müsse angepasst werden, außerdem sei private Vorsorge unerlässlich.

Das anspruchsvolle makroökonomische Umfeld wurde von Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba, beleuchtet. Sie sieht u.a. in der Deglobalisierung eine Gefahr für die deutsche Wirtschaft. „Eine Deglobalisierung ist für ein Land wie Deutschland eine Katastrophe“, so Traud. Sie kritisierte die zögerliche Reaktion der Europäischen Zentralbank (EZB) auf die hohe Inflation. Sie geht für die USA von einem Zinsniveau von drei Prozent zum Ende des Jahres aus. „Diese Geldpolitik ist nicht restriktiv, sondern neutral“, sagt die Chefökonomin.

Die dritte Keynote von Stefan Schilbe, Head of Economic Research Germany, HSBC Deutschland, trug den Titel: „Immobilienmarkt zwischen hohen Preisen und anziehenden Zinsen: Wie ist es um die Finanzstabilität bestellt?“

Grüne Transformation als Mammutaufgabe für die Immobilienbranche

Der erste Themenblock am Nachmittag stand im Zeichen der grünen Transformation. Wenn Deutschland seine Klimaziele erreichen soll, müssen Immobilien massiv Energie einsparen. Dabei ist es ungleich schwerer, Bestandsgebäude zu dekarbonisieren als Neubauten zu errichten, die in ihrem Betrieb klimaneutral sind. In seinem Impulsvortrag ging Manuel Ehlers, Teamleiter Nachhaltige Immobilien bei der Triodos Bank Deutschland, der Frage nach, wie teuer die grüne Transformation des Immobilienbestands wird und wer sie bezahlen soll. Banken werden sich darauf einstellen müssen, in wenigen Jahren viele „stranded assets“ in ihren Büchern zu haben, meint Ehlers.

Run auf Real Estate Debt

Ein weiterer massiver Umbruch in der Immobilienbranche zeichnet sich am Finanzierungsmarkt ab. Tobias Bittrich, Leiter Corporate Banking und Mitglied der erweiterten Geschäftsführung bei der Berenberg Bank, beobachtet, dass sich die Banken aus regulatorischen Gründen aus vielen langfristigen Finanzierungsaktivitäten zurückziehen, während alternative Finanzierungsinstrumente an Bedeutung gewinnen.

Bezahlbares Wohnen als gesellschaftspolitischer Dauerbrenner
Auch einer der brennendsten gesellschaftspolitischen Fragen der Gegenwart widmete sich der Jahreskongress Finanzierung in seinem letzten Themenblock: Wie kann schnell mehr bezahlbarer Wohnraum in den Metropolen geschaffen werden? Die neue Bundesregierung hat 100.000 neue geförderte Wohnungen pro Jahr versprochen. Die Ampelkoalition möchte dieses Ziel in Kooperation mit der Immobilienbranche erreichen.

„Die Politik der vergangenen Jahre hat die wirklichen Herausforderungen auf dem Wohnungsmarkt verkannt. Immer mehr Vorschriften, Kosten und Genehmigungsverfahren haben das Bauen langsam und teuer gemacht. Bauland fehlt, die Steuern steigen und die Erwerbsnebenkosten erreichen neue Höchststände. Ideologische Politik wie die Mietpreisbremse oder das Baukindergeld wirken als Investitionsbremsen oder setzen falsche Anreize“, meint Daniel Föst, Bau- und wohnungspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion in seinem Impulsvortrag.






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