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01.06.2022 Frankfurt Lyoner Quartier: Wohnungsbau hat Erwartungen übertroffen

Die ehemalige Bürostadt Niederrad hat sich in wenigen Jahren zu einem beliebten Mischgebiet entwickelt, dem „Lyoner Quartier“. „Wir sind mit dem bisherigen Verlauf des Strukturwandels und dem Zuspruch durch die Bürger mehr als zufrieden“, erklärten Planungsdezernent Mike Josef und Dr. David Roitman, Vorsitzender der SINN, übereinstimmend. Eine von der Standort Initiative in Zusammenarbeit mit dem Stadtplanungsamt erarbeitete Gestaltungsleitlinie soll der Weiterentwicklung zusätzliche Impulse geben.

„Der Wohnungsbau im Quartier hat unsere Erwartungen übertroffen“, konstatierte Planungsdezernent Josef. „Am Anfang des Prozesses sind wir von maximal 3.000, später 4.000 Wohnungen ausgegangen, in einem Zeitraum von vielen Jahren. Jetzt haben wir in viel kürzerer Zeit schon viel mehr erreicht und werden voraussichtlich mehr als 6.000 Wohnungen realisieren können. Mit rund 5.000 Bewohnern ist das Lyoner Quartier heute schon einwohnerstärker als mancher Frankfurter Stadtteil. Das spricht für den äußerst erfolgreichen Konversionsprozess, der durchaus bundesweit Beachtung findet.“

Wesentliche Elemente der Gestaltungsleitlinie sind Vorschläge zur Aufwertung öffentlicher und privater Freiflächen. Im Mittelpunkt einer Verbesserung öffentlicher Flächen steht die Lyoner Straße. „Sie ist sehr breit und vom Autoverkehr geprägt. Wir wünschen uns, dass die Fahrbahn zu Gunsten von Fußgängern und Radfahrern schmaler wird“, so der SINN-Vorsitzende Dr. Roitman. Den von grauem Schotter geprägten Gleiskörper der Straßenbahn, der auf Teilen der Lyoner Straße verläuft, kann sich die Standort Initiative als „Grünes Band“ vorstellen. Dazu könnten laut Gestaltungsleitlinie ein mit Gras bepflanzter Gleiskörper und Bäume am Straßenrand beitragen. Auch ein Fußweg rund um das Quartier ist eine Wunschvorstellung der SINN, wenngleich der Verein weiß, dass die Hürden sowohl im Bereich Stadtwald als auch entlang der angrenzenden Kleingärten hoch sind, weil der Weg hier auf privatem Gelände verlaufen würde.

Die oberirdischen Parkplätze können nach den Vorstellungen des Vereins in den Abendstunden als Sport- und Freizeitflächen dienen. Sie müssten lediglich für den Sport geeignete Markierungen erhalten. Nach den Worten von Planungsdezernent Mike Josef können auch die Eigentümer der Büro- und Wohnhäuser auf ihren Grundstücken etwas für die Lebensqualität im Quartier tun. „Wer Funktionsflächen begrünt und durch Bänke und Beleuchtung aufwertet oder für öffentliche Wegenetze öffnet, leistet einen entscheidenden Beitrag zu mehr Aufenthalts- und Lebensqualität im Lyoner Quartier.“

Die zahlreichen Ideen der Gestaltungsleitlinie sollen sowohl der Stadtverwaltung und den Mitgliedern des Stadtparlaments und Ortsbeirats wie auch den privaten Immobilieneigentümern Anregungen für die Freiflächengestaltung geben. Sie werden dazu auf der Internetseite www.lyonerquartier.de veröffentlicht. Dr. Roitman und Mike Josef wissen allerdings auch, dass solche Veränderungen einen langen Atem benötigen. Sowohl das Stadtplanungsamt als auch die Standort Initiative beraten interessierte Investoren über die Möglichkeiten der Veränderung. Erarbeitet wurde die Gestaltungsleitlinie von der Frankfurter Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung „raumwerk“.

Dass das Lyoner Quartier gegenüber der früheren Bürostadt Niederrad bereits jetzt erheblich an Attraktivität gewonnen hat, zeigen einige statistische Zahlen des Stadtplanungsamtes. So wurden inzwischen 2.632 Wohnungen gebaut, weitere 2.360 sind genehmigt, von denen 1.548 in Bau sind. 1.380 sind in der Bauberatung. Insgesamt könnten so nach jetzigem Stand 6.372 Wohnungen entstehen. „Damit werden am Ende über 10.000 Menschen im Lyoner Quartier leben, mehr als wir am Anfang erwartet hatten“, so Dr. Roitman. Bewohner und Beschäftigte können inzwischen auf einen breiten Mix an Nahversorgern, eine Apotheke und verschiedene Ärzte zurückgreifen.

Aber auch das am 10. September in die zweite Runde gehende Quartiersfest „Quiche & Co.“ auf dem Gelände der TSG Niederrad 1898 hat zur Lebensqualität beigetragen.
Die Entwicklung zum gemischten Wohn- und Büroquartier hat aber auch den Büromarkt befeuert. Der Vereinsvorsitzende Dr. Roitman ist davon überzeugt, dass die Mischung aus Wohngebäuden und Büros das Quartier auch für Unternehmen attraktiver gemacht hat. So bewege sich der Leerstand mit 8,2 Prozent im Durchschnitt der Stadt Frankfurt und im Mittelfeld aller Stadtteile. Dies gelte auch für die durchschnittliche Miete von 15,50 Euro pro Quadratmeter (Quelle: CBRE Research 2022).

Laut dem Colliers-Marktbericht Frankfurt am Main 2021/2022 haben zahlreiche Neuvermietungen dazu beigetragen, dass Niederrad mit einem Umsatz von 59.100 Quadratmetern direkt hinter dem Spitzenreiter Bankenviertel auf Platz zwei liegt. Zu den bekannten neuen und künftigen Mietern zählen die Deutsche Bundesbank und die Justiz Frankfurt (Vermieter Union Investment), die Versicherung Standard Life (Astropark) und der Zahlungsdienstleister Worldwide Global (Atricom).

Aber auch Neubauten und spektakuläre Verkäufe zeugen von der Beliebtheit des Quartiers bei Wohn- und Büro-Investoren. Auf dem Grundstück der Olivetti-Türme und der Blue-Towers an der Lyoner Straße will der Leipziger Investor QUARTERBACK Immobilien AG neben Büros und Läden 650 Wohnungen bauen. Catalyst Capital hat das Bürogebäude Aculeum in der Hahnstraße erworben und möchte es ebenfalls weiterentwickeln. Ein von Patron Capital Advisers beratener Fonds und Sonar Real Estate wiederum haben das komplett verglaste, dreieckige Gebäude „Prisma“ in der Hahnstraße nahe dem S-Bahnhof erworben. Es wird nachhaltig modernisiert. Die Flächen im Erdgeschoss – inklusive der hohen Lobby – sollen für die Öffentlichkeit zugänglich werden. Dort werden Gastronomie- und Fitnessangebote den Wandel des ehemaligen Bürostandorts „Niederrad“ hin zum „Lyoner Quartier“ unterstützen.





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