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11.07.2022 Versicherer werden bei Immobilieninvestitionen zurückhaltender

Mit 12,1 Prozent erreicht die Immobilienquote der deutschen Versicherer einen neuen Höchststand und wächst im Vergleich zum Vorjahr um weitere 0,6 Prozent. Allerdings agieren die Unternehmen der Assekuranz im aktuellen Umfeld etwas zögerlicher. Zwar möchte die Hälfte der Versicherungen ihre Immobilienquote weiter erhöhen. Im Vorjahr hatten dies jedoch noch zwei Drittel angegeben. Fünf Prozent wollen ihre Immobilienquote derzeit sogar senken. Der nun seit 13 Jahren währende Trend steigender Immobilienquoten von Versicherungsunternehmen scheint sich also abzuschwächen. Das sind Ergebnisse des diesjährigen „Trendbarometers Immobilienanlagen der Assekuranz“, für das EY Real Estate eine Umfrage unter 30 Versicherungsunternehmen durchgeführt hat. Erstmals löst zudem Nordamerika Europa als attraktivstes Investitionsziel ab. Deutschland erscheint 95 Prozent der Befragten aufgrund der Abhängigkeit von Energieimporten aus Russland als Investitionsstandort weniger attraktiv.

„Versicherungen agieren am Immobilienmarkt derzeit überwiegend abwartend. Zwar stellen sie ihre Investitionsstrategie nicht gänzlich infrage – im aktuell volatilen Umfeld zwischen Inflation, Zinsanstieg und Krieg in der Ukraine ist Geduld allerdings das Gebot der Stunde“, sagt Jan Ohligs, Partner bei EY Real Estate und Autor der Studie. „Mit der nachhaltigen Transformation rückt zudem eine so dringliche wie langfristige Herausforderung auf der Agenda weit nach oben und sorgt für eine Neuausrichtung der Investitionsstrategien der Assekuranz.“

Nachhaltigkeit als Werttreiber am Transaktionsmarkt erkannt

Nicht nur berücksichtigen bereits 95 Prozent der Umfrageteilnehmer Klimarisiken und transitorische Risiken in ihren Investmentstrategien – eine große Mehrheit (90 Prozent) ist der Meinung, dass sich Nachhaltigkeit neben den ökologischen Effekten niedrigerer Emissionen auch positiv auf den Wiederverkaufswert auswirkt. Allerdings sind sich mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) nicht umfänglich bewusst, welche Finanzierungslücken die notwendig werdenden energetischen Sanierungen reißen werden.

„Nachhaltigkeit und insbesondere die Emissionsoptimierung von Immobilienbeständen werden nicht zuletzt auch durch die striktere Regulatorik zum ökonomischen Faktor“, sagt Ohligs. „Auch ein höherer Wiederverkaufswert scheint realistisch – aktuell steht jedoch die Finanzierung der notwendigen Maßnahmen an. Eine rein cashflowbasierte Herangehensweise könnte sich als zu optimistisch herausstellen, wenn wir die Entwicklung der Bau- und Materialkosten in der Rechnung berücksichtigen.“
Von finanziellen Aspekten abgesehen identifiziert die klare Mehrheit der Befragten (95 Prozent) fehlende valide Daten als große Herausforderung bei der Umsetzung von ESG-Strategien.

Risikoneigung der Assekuranz steigt

„Core“ (70 Prozent) und „Core+“ (85 Prozent) bleiben als die risikoärmsten Kategorien die favorisierten Investitionsziele der Assekuranz, jedoch nimmt der Fokus darauf im Vergleich zum Vorjahr ab (2021: 91 bzw. 86 Prozent). Die risikoreichste Kategorie „Opportunistic“ hingegen erfährt einen signifikant höheren Zuspruch (nun 40 versus 18 Prozent 2021). Gleichzeitig bleibt die Renditeerwartung der Versicherer mit minimalen Abschlägen stabil (4,5 Prozent bei direkten, 5,5 Prozent bei indirekten Anlagen 2022 versus 4,7 und 5,6 Prozent 2021).

„Versicherer müssen trotz knappem Produktangebot und entsprechendem Druck ihre Renditeerwartungen erfüllen und können diese nicht beliebig senken“, sagt Ohligs. „Hinzu kommt, dass nicht wenige Immobilien, die zuvor noch als ‚Core‘ eingestuft wurden, durch die neuen Anforderungen an den Klimaschutz nun in eine risikoreichere Kategorie fallen.“

Wohnimmobilien bleiben präferiert – Bürosegment erholt sich leicht

Die unter Versicherungen auch im Vorjahr bereits favorisierten Wohnimmobilien stehen erneut für 95 Prozent der Befragten im Fokus (2021: 96 Prozent). Auch Logistikimmobilien und Infrastrukturinvestments bleiben beliebt (75 bzw. 63 Prozent), büßen aber leicht an Attraktivität ein (2021: 84 bzw. 79 Prozent). Etwas Boden gutmachen kann das einstige Lieblingskind der Investoren, die Büroimmobilie (nun 75 Prozent versus 62 Prozent 2021). Gesundheitsimmobilien, die in der Pandemie an Zuspruch gewonnen hatten (2021: 46 Prozent), büßen wieder leicht ein und liegen nun bei 42 Prozent der Befragten im Fokus. Einzelhandelsimmobilien, die sich während der Pandemie leicht stabilisiert hatten, verlieren deutlich in der Gunst der Assekuranz (nun 20 Prozent versus 37 Prozent 2021). Gleiches gilt für das Hotelsegment, das nur noch bei fünf Prozent der Befragten im Fokus steht (2021: 14 Prozent).








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