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14.07.2022 Deutlich fallende Kaufpreise für Wohnimmobilien in den Metropolen

Der Immobilienmarkt ist aktuell mit einer Reihe großer Herausforderungen konfrontiert. Die deutlich gestiegenen Rohstoff- und Baukosten in Folge der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs, die hohe Inflation und insbesondere das deutlich gestiegene Zinsniveau haben Spuren hinterlassen. Im zweiten Quartal 2022 ist die Nachfrage nach Wohnimmobilien zum Kauf gegenüber dem Vorjahr laut dem ImmoScout24 WohnBarometer um 36 Prozent zurückgegangen. Die Corona-Pandemie und der historisch niedrige Stand der Zinsen unter einem Prozent hatte sie im letzten Jahr auf ein Rekordniveau von bis zu 60 Prozent über dem Stand von vor Corona getrieben. Sie liegt damit allerdings deutschlandweit immer noch 1,8 mal so hoch wie vor der Corona-Pandemie und auch in den Top-5-Metropolen noch über dem Niveau des dritten Quartals 2019. Als Folge der rückläufigen Nachfrage und gestiegener Inseratslaufzeiten verzeichnete ImmoScout24 im zweiten Quartal 46 Prozent mehr inserierte Angebote für Wohnungen und Häuser zum Kauf als im letzten Jahr.

Traum vom Eigenheim geplatzt?

Für viele Kaufinteressenten ist der Traum vom Eigenheim durch das hohe Zinsniveau von über drei Prozent deutlich schwieriger realisierbar als noch vor einem halben Jahr. Die monatlichen Raten haben sich gegenüber dem Tiefstand der Zinsen im letzten Jahr für ein typisches Finanzierungsmodell bis auf das Doppelte verteuert. Rascher als erwartet schlägt sich die Zurückhaltung von Käuferseite auf die Entwicklung der Kaufpreise nieder. Wohnungen und Einfamilienhäuser zum Kauf haben in den deutschen Metropolen Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart in den Angebotspreisen um bis zu 6,6 Prozent nachgegeben. Das zeigt das ImmoScout24 WohnBarometer für das zweite Quartal 2022.

„Der Immobilienmarkt befindet sich in einer Phase der Anpassung an die neue ökonomische Realität, die im Käufermarkt vor allem durch das neue Zinsniveau geprägt ist. Anbietende haben es aktuell deutlich schwerer, Käufer:innen für ihre Immobilienangebote zu finden. Erstmals seit der Finanzkrise 2008 sehen wir so deutliche Preiskorrekturen, vor allem bei Neubau-Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern in Bestand und Neubau,“ erläutert Dr. Thomas Schroeter, Geschäftsführer von ImmoScout24. „Kaufinteressenten mit genug Eigenkapital kommen die fallenden Angebotspreise und der gesunkene Wettbewerb um die Objekte entgegen. Sie finden aktuell deutlich mehr Angebote und können wieder eher über den Kaufpreis verhandeln als zuvor.“

Deutschlandweit deutlich abfallende Preisdynamik

In der gesamtdeutschen Betrachtung erlebten Wohnimmobilien zum Kauf noch einen leichten Preisauftrieb. So wurden Bestands-Eigentumswohnungen bei ImmoScout24 im zweiten Quartal 2022 um 2,0 Prozent teurer angeboten als im ersten Quartal des Jahres. Neubau-Eigentumswohnungen verteuerten sich im Durchschnitt um 2,9 Prozent. Bei Einfamilienhäusern im Bestand stiegen die Angebotskaufpreise um 2,4 Prozent und im Neubau um 3,5 Prozent. Damit hat sich die Preisdynamik gegenüber den letzten Quartalen deutlich abgeschwächt. Im ersten Quartal zeigte das ImmoScout24 WohnBarometer noch eine Steigerung der Angebotskaufpreise von Bestands-Eigentumswohnungen um 5,1 Prozent und im Neubau von 3,0 Prozent. Auch Einfamilienhäuser verteuerten sich im ersten Quartal im Bestand noch um 4,6 Prozent und im Neubau um 4,5 Prozent.

Kaufpreise in den Metropolen zeigen Tendenz zu Stagnation und Preisanpassungen

Auch in den meisten deutschen Metropolen erlebten Bestandswohnungen zum Kauf noch einen leichten Preisauftrieb, allerdings mit einer Tendenz zur Stagnation. In München verharrten die Angebotskaufpreise auf dem hohen Niveau von durchschnittlich rund 7.870 Euro pro Quadratmeter für eine typische Eigentumswohnung. Stuttgart zeigt ein minimales Plus von 0,2 Prozent, Hamburg + 1,3 Prozent und Frankfurt am Main + 1,9 Prozent. Einzig Berlin, Düsseldorf und Köln liegen mit + 2,5 Prozent, + 3,9 Prozent und + 4,3 Prozent über dem deutschlandweiten Mittel. Köln und Berlin bleiben aufgrund ihres niedrigen Ausgangsniveaus mit durchschnittlichen Quadratmeterpreisen zwischen 4.600 und 4.700 Euro im zweiten Quartal dennoch die günstigsten Millionenstädte. Düsseldorf folgt mit rund 5.100 Euro auf Platz 3.

Neubau-Eigentumswohnungen mit einem Baualter von bis zu zwei Jahren zeigen hingegen im zweiten Quartal 2022 in so gut wie allen Metropolen einen deutlichen Trend zur Preiskorrektur. Sie wurden in Hamburg 5,3 Prozent günstiger angeboten als noch im ersten Quartal des Jahres. Der durchschnittliche Angebotskaufpreis pro Quadratmeter hat sich damit von 6.634 Euro im ersten Quartal 2022 um 352 Euro auf 6.282 Euro reduziert. Für die zugrunde gelegte Referenzwohnung von 80 Quadratmetern beträgt die Preisreduktion damit 28.160 Euro. In Düsseldorf und Köln wurden Neubau-Wohnungen zum Kauf im zweiten Quartal 4,1 Prozent günstiger angeboten, in Frankfurt am Main um 1,7 Prozent. Köln liegt damit als einzige Metropole mit einem durchschnittlichen Angebotspreis von rund 5.880 Euro wieder unter der Schwelle von 6.000 Euro pro Quadratmeter. München zeigt einen Preisrückgang von 0,5 Prozent und Stuttgart von 0,3 Prozent, während Berlin bei einem leichten Plus von 0,2 Prozent stagnierte. Somit liegen die durchschnittlichen Kaufpreise in Hamburg mit 6.280 Euro, Berlin und Stuttgart mit jeweils rund 6.400 Euro, Frankfurt am Main mit rund 6.500 Euro und Düsseldorf mit rund 6.600 Euro nahezu gleichauf.

Die Preise für Einfamilienhäuser geben um bis zu 6,6 Prozent nach

Bei Einfamilienhäusern zeigt sich die Trendumkehr noch deutlicher. Bestehende Einfamilienhäuser wurden im zweiten Quartal 2022 in allen Metropolen außer in Berlin deutlich günstiger angeboten als im ersten Quartal. In Köln reduzierten sich die Durchschnittspreise innerhalb von drei Monaten um 4,0 Prozent. Somit war ein Einfamilienhaus mit 140 Quadratmetern und 600 Quadratmeter Grundstück wieder für unter 5.000 Euro pro Quadratmeter und damit für rund 690.600 Euro zu haben – gegenüber knapp 720.000 Euro im ersten Quartal. Auch in Düsseldorf (- 3,7 %), München (- 3,6 %), Stuttgart (- 2,0 %), Frankfurt (-1,4 %) und Hamburg (- 1,3 %) gaben die Angebotspreise deutlich nach. Einzig Berlin behauptete ein leichtes Plus von 1,4 Prozent. Die Bundeshauptstadt blieb mit Durchschnittpreisen von unter 5.100 Euro pro Quadratmeter nach Köln und mit knapp 300 Euro Abstand zu Düsseldorf die zweitgünstigste Metropole in diesem Segment.

Für neue Einfamilienhäuser bis zu zwei Jahre Baualter fällt der Preisrückgang noch deutlicher aus. In Stuttgart gingen die durchschnittlichen Angebotskaufpreise auf ImmoScout24 vom ersten zum zweiten Quartal um 6,6 Prozent zurück. Sie haben sich damit pro Quadratmeter um über 500 Euro reduziert. Auch in Düsseldorf, Köln und Hamburg wurden Neubau-Häuser im Durchschnitt über 5 Prozent günstiger angeboten. München und Berlin zeigen etwas moderatere Preiskorrekturen von 2,8 bzw. 2,1 Prozent. Einzig Frankfurt am Main liegt mit einem Minus von 1,7 Prozent darunter. Neubau-Einfamilienhäuser bleiben in Düsseldorf mit rund 5.800 Euro pro Quadratmeter mit einem Abstand von gut 300 Euro vor Berlin, Hamburg und Köln am günstigsten, während sie in Stuttgart mit über 7.150 Euro und München mit rund 8.950 Euro pro Quadratmeter am teuersten sind.

Gemischte Prognose bis Jahresende

Bis Jahresende erwartet ImmoScout24 für Gesamtdeutschland nur noch eine moderate Preisentwicklung für bestehende Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser und etwas deutlichere Preiszuwächse für Neubau-Wohnungen und neue Einfamilienhäuser. In den Metropolen prognostiziert das WohnBarometer einen Trend zur Stagnation bei bestehenden Wohnungen in Frankfurt am Main und Hamburg und leichte Preisrückgänge in Düsseldorf und München. Einzig in Berlin, Köln und Stuttgart werden sich die Angebotspreise noch um 2 bis 4 Prozent entwickeln. Für Neubau-Wohnungen erwartet ImmoScout24 in den Metropolen aufgrund der jeweiligen Nachfrage-Entwicklung weitere Preiskorrekturen zwischen einem und bis zu sieben Prozent. Die Angebotskaufpreise für Einfamilienhäuser in Bestand und Neubau werden voraussichtlich bis Jahresende in Berlin und Frankfurt am Main stagnieren und in den weiteren Metropolen tendenziell weiter rückläufig sein.






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