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29.07.2022 Einzelhandelsvermietung erwartet herausforderndes Restjahr 2022

Nach dem mutmaßlichen Abklingen der Pandemie steht der deutsche Einzelhandelsvermietungsmarkt vor der nächsten Herausforderung: Zwar wurde im ersten Halbjahr 2022 ein stabiles Ergebnis von 218.400 m² und damit 3,5 Prozent mehr Umsatzvolumen als im Vorjahr erzielt. Doch laut HDE-Umfrage blicken die Händler aufgrund der Inflation, hoher Energiepreise und der gesamtwirtschaftlichen Lage eher verhalten auf das zweite Halbjahr.

Dirk Wichner, Head of Retail Leasing JLL Germany: „Die anhaltend hohe Inflation und die damit verbundenen Sorgen der Menschen hat die Kauflaune in Deutschland inzwischen auf das historisch niedrigste jemals gemessene Niveau gedrückt. Größere Anschaffungen oder Investitionen werden aufgeschoben. Es ist allerdings zu hoffen, dass dies nur eine Momentaufnahme ist und die Zuversicht der Verbraucher mit den Unterstützungspaketen der Bundesregierung schnell wieder zurückkehrt.”
Insgesamt verzeichnete der Markt im ersten Halbjahr 472 Abschlüsse und damit fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei war das zweite Quartal deutlich stärker und steuerte 20 Prozent mehr Mietverträge bei als der Zeitraum zwischen Januar und März. Mehr als die Hälfte entfiel auf die beiden kleinen Kategorien zwischen 100 und 250 m² sowie darunter. Der Anteil der großen Flächen mit mehr als 1.000 m² liegt konstant bei 13 Prozent.

Die Flächennachfrage in den zehn größten Handelsstandorten hatte bereits in der zweiten Jahreshälfte 2021 wieder angezogen, dieser Trend setzt sich auch im laufenden Jahr fort. Mit 83.400 m² entfallen fast 40 Prozent des Vermietungsvolumens auf die Metropolen. Zu den Städten, die teilweise mit deutlichem Umsatzplus ins Vermietungsjahr 2022 gestartet sind, gehören Berlin (24.300 m²), Hamburg (12.500 m²) und Köln (12.200 m²). Beim Spitzenreiter Berlin hat die Nachfrage durch internationale Neuzugänge angezogen, wie zum Beispiel die US-amerikanische Restaurantkette Big Easy, die ebenfalls aus den USA stammende Sportmarke Lids und dem polnischen Non-Food Discounter Pepco. In Hamburg stand der Neue Wall mit sechs Anmietungen wieder stärker im Fokus der Einzelhändler. Köln konnte sich nach einem schwachen ersten Halbjahr 2021 in diesem Jahr Platz drei sichern. Ebenfalls positiv entwickelt haben sich Leipzig und Nürnberg.

Textilbranche verzeichnet über große Anmietungen den größten Flächenumsatz

Im Branchenvergleich war die Gastronomie-/Foodbranche im ersten Halbjahr mit 161 Abschlüssen der stärkste Flächenabnehmer, und mietete vor allem kleineren und mittleren Flächengrößen an. Bei den Textilhändler lag der Nachfrageschwerpunkt hingegen sowohl auf den Klein- wie auch den Großflächen ab 1.000 m². Hier wurden 111 Anmietungen abgeschlossen. Die Folge: Textilhändler verbuchten zwar deutlich weniger Abschlüsse, setzten sich mit 73.800 m² Flächenumsatz aber wieder deutlich vor die Gastronomie-/Foodbranche mit 57.700 m².

Auf die Textilkonzepte entfielen so 34 Prozent des Gesamtflächenumsatzes. Drei Viertel des Vermietungsumsatzes wurden dabei von Young-Fashion-Anbietern und Bekleidungshäusern bestritten. Für diese Sparte waren New Yorker und die Bestseller-Gruppe mit jeweils fünf neuen Flächen besonders aktiv. Bei den Bekleidungshäusern zeigten sich insbesondere das neu gegründete Modehaus Aachener mit drei Neueröffnungen expansiv, aber auch P&C, unter anderem mit seinem dänischen Konzept „Magasin du Nord“.

Q-Commerce-Unternehmen reduzieren ihre Anmietungsaktivitäten

Die Gastronomie-/Foodbranche konnte den Spitzenplatz nach Flächenvolumen auch deshalb nicht erringen, weil unter anderem die Anmietungsaktivitäten der Q-Commerce-Unternehmen an Schwung einbüßten. „Der starke Konkurrenzdruck zwingt zum Beispiel den finnischen Player Wolt dazu, seine eigenen Warenlager zu schließen. Für die Auslieferungen im Lebensmittelbereichbereich wird zukünftig eine Zusammenarbeit mit klassischen Einzelhandelsketten wie Nah&gut oder Tegut angestrebt“, sagt Dirk Wichner.

Unterdessen gaben die Spitzenmieten im Vergleich zum Vorjahr bundesweit noch einmal um 1,8 Prozent nach. Am stabilsten zeigen sich die Städte in der Einwohnerklasse 100.000–250.000, hier betrug der Rückgang nur 0,7 Prozent. In den großen deutschen Städten mit mehr als einer halben Million Einwohnern verloren die Spitzenmieten 1,7 Prozent. „Die größten Einbußen verzeichnete hingegen die Kategorie 250.000-500.000 Einwohnern mit 4,5 Prozent“, analysiert Dirk Wichner.

Auch die Big 10 mussten Mietpreisrückgänge von durchschnittlich 1,7 Prozent hinnehmen. Wobei nur vier Standorte zwischen drei Prozent und sieben Prozent rückläufige Mieten verzeichneten, in sechs Metropolen blieben die Werte konstant. Bis zum Jahresende wird zumindest in der Toplage von stabilen Spitzenmieten ausgegangen, weitere punktuelle Mietpreisrückgänge außerhalb der Spitzenlagen können aber nicht ausgeschlossen werden.




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