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03.08.2022 Deutschlands Reha-Branche ist in höchster Not

Mit einem dringenden Appell zum Handeln hat sich der Vorstandschef von einem der führenden Reha-Anbieter Deutschlands mit fünf Klinikstandorten auch in Bayern an den Bundesgesundheitsminister gewandt: Er halte den "Schlüssel dafür in den Händen, bundesweite, massive negative Einschnitte in der medizinischen Leistungserbringung" zu verhindern, schreibt Markus Zwick, Vorstandsvorsitzender der Johannesbad Gruppe, in einem Offenen Brief an Bundesminister Karl Lauterbach.

Der Johannesbad-CEO fürchtet das Aus für viele Reha- und Vorsorgeeinrichtungen, wenn es nicht schnellstens zu einem Umdenken im Bundesgesundheitsministerium kommt: "Dem Anspruch erkrankter Bürgerinnen und Bürger, ihre Arbeitsfähigkeit nach einer Erkrankung oder einer Operation zurückzuerlangen oder wieder am Alltag teilzuhaben, werden viele medizinische Einrichtungen unter den momentanen Voraussetzungen nicht viel länger nachkommen können", sagt der Chef der Unternehmensgruppe, die heute 13 Reha-Einrichtungen an elf Standorten in Deutschland betreibt, unter anderem auch in Bad Füssing (Kreis Passau), Furth im Wald (Kreis Cham), Germering (Kreis München), Lechbruck am See (Kreis Ostallgäu) und Nürnberg in Bayern.

"Deutschlands Reha-Branche ist in höchster Not. Denn sie wird von der Bundespolitik inmitten der vielen Krisen im Stich gelassen. Wir Unternehmer sagen: Nicht reden! Machen!", schreibt der Vorstandschef wörtlich an den Minister. Immer mehr der rund 1.100 Reha- und Vorsorgekliniken in Deutschland kämpfen nach Zwicks Worten zunehmend ums Überleben. Auch erste Insolvenzen gebe es bereits. Für Markus Zwick ist das eine wenig überraschende Entwicklung: "Wir bekämpfen eine Pandemie, der Personalmangel hat einen neuen Höhepunkt erreicht und die allgemeine Teuerungsrate trifft uns - wie alle - überdies massiv", so der CEO. Was, so heißt es in dem Appell, "die wichtige Arbeit für die Menschen in unserem Land immer schwerer, ja unmöglich" machten, seien politische Entscheidungen.

Kein Ausgleich mehr für Sonderbelastungen durch die Pandemie

Inmitten der Pandemiebekämpfung habe Lauterbach es zugelassen, dass der "medizinische Rettungsschirm" für Reha- und Vorsorgekliniken nicht verlängert wurde, kritisiert Zwick. Zudem habe die medizinische Branche als einzige in Deutschland eine einrichtungsbezogene Impfpflicht auferlegt bekommen, die nach Worten des Unternehmens-Chefs "den ohnehin bereits extrem herausfordernden Personalmangel in der Medizin weiter verschärft". Eine Folge dessen nach Zwicks Worten: "Wir verlieren gut qualifizierte Mitarbeiter an andere Branchen und die Impfquote hat sich keineswegs verbessert."

Der Johannesbad-Vorstandsvorsitzende bemängelt zudem, dass die "allgegenwärtigen Teuerungsraten in den Pflegesätzen keine Berücksichtigung" fänden und die Kliniken die für sie spürbaren Folgen der Inflation in einem regulierten Markt in keinerlei Weise abmildern könnten.

Großer Schaden für den Reha- und Vorsorgestandort Deutschland

"All diese Entscheidungen sind nicht nachvollziehbar und schaden dem Reha- und Vorsorgestandort Deutschland in dramatischer Weise", so Zwick. Er habe den Eindruck, die "mutwillige, stille Zerschlagung der Branche" sei möglicherweise politisch gewolltes Ziel. Markus Zwick fordert gerichtet an den Bundesgesundheitsminister: "Um die Gesundheit von Millionen von Menschen und somit die Funktionsfähigkeit unserer Gesellschaft zu sichern, benötigen wir jetzt Ihr mutiges und entschiedenes Handeln", heißt es in dem Offenen Brief.

Es sind drei politische Weichenstellungen, die nach Auffassung des Johannesbad-CEOs die unnötige Zerstörung der deutschen Reha-Welt noch verhindern könnten: Zwick appelliert zum einem an Bundesgesundheitsminister Lauterbach, die durch die Pandemie in den Kliniken entstehenden Sonderbelastungen auch weiterhin auszugleichen (Mindererlösausgleich und Hygienezuschlag). Zum zweiten fordert der Unternehmenschef eine Aufhebung der "verfehlten und praxisfernen einrichtungsbezogenen Impflicht". Und drittens drängt Zwick auf eine gesetzliche Regelung, die umgehend einen "die Inflation ausgleichenden Aufschlag auf die Vergütung" vorsieht. Zwicks Befürchtung: "Müsste dieser Ausgleich zwischen Kostenträgern und Leistungserbringern erst auf langwierige Weise verhandelt werden, würden viele Kliniken dies allein aufgrund der Dauer des Verhandlungsprozesses nicht überleben."







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