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30.08.2022 Fed-Chef Powell schickt Märkte auf Talfahrt – Gold und Silber fallen

Ein kurzer Text von 8 Minuten Länge, den jemand, der offensichtlich keine Ahnung von Wirtschaft hat, vorlesen durfte, reichte aus, um am Freitag die Aktien- und Anleihenmärkte, sowie die Edelmetallpreise und Minenaktien auf Talfahrt zu schicken. Andererseits ist es verständlich, dass sich US-Notenbankchef Jerome Powell diese geballte Ladung Unsinn nicht merken konnte und so diesen kurzen Text auf dem jährlichen Treffen in Jackson Hole vorlesen musste.

Powell konstatiere bei seinem Auftritt, dass die Inflation über längere Zeit auf einem höheren Niveau verbleiben dürfte, als sich die Fed wünschte. Folglich würden die von vielen Marktteilnehmern erhofften Zinssenkungen im nächsten Jahr nicht kommen. Ende 2023 sieht die Fed den Leitzins noch immer bei 4 %. Noch glauben die Märkte den Ankündigungen der Notenbank, doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie diesen Bluff erkennen und die Geldpolitik auf die Probe stellen werden.

Dann behauptete Powell, es wären „Schmerzen für die Haushalte und Unternehmen nötig, um die Inflation zu bekämpfen“. Diese Schmerzen wären „unglücklicherweise eine Konsequenz der Inflationsbekämpfung.“ An dieser Stelle bekamen wir Ökonomen der Österreichischen Schule weltweit einen Lachkrampf. Powell versucht den Menschen weiß zu machen, man müsse Wachstum opfern, um die „Inflation“ bekämpfen zu können. Damit blendet er die Schuld der US-Notenbank für die historisch hohe Inflation aus und schiebt den schwarzen Peter stattdessen auf exogene Faktoren, wie die Lockdowns, Lieferkettenabbrüche und den Krieg in der Ukraine.

Die Wahrheit ist jedoch, dass die aktuell historisch hohen Inflationsraten einzig auf die Geldmengenausweitungen der US-Notenbank und der Europäischen Zentralbank seit der Lehman-Pleite in 2008 zurückzuführen sind. Lieferkettenabbrüche oder auch der Krieg in der Ukraine können keinen Anstieg des allgemeinen Preisniveaus verursachen, denn bei einer gleichbleibenden Geldmenge müssen die Preise anderer Güter sinken, wenn die Preise einiger Güter aufgrund exogener Faktoren ansteigen. Dies zeigt sich aktuell in der Bundesrepublik, in der die Menschen aufgrund der explodierenden Energiekosten viel weniger Geld in der Tasche haben und nun auf den Konsum anderer Güter verzichten müssen. Das allgemeine Angebot an Gütern und Dienstleistungen müsste schon drastisch einbrechen, um Preissteigerungen auf breiter Front zu verursachen.

Was an sich schon unsinnig ist, steigert Powell noch mit der Aussage, man müsse über eine Rezession die Nachfrage reduzieren, um so die Inflation zu senken. Die Wahrheit ist jedoch diametral gegensätzlich. Man hatte Preissteigerungen durch eine Ausweitung der Geldmenge verursacht, da mehr Geld auf ein gleichbleibendes Güterangebot traf. Nimmt das Angebot an Gütern und Dienstleistungen in einer Rezession jetzt noch ab, dann steigen die Preise bei unverändert hoher Geldmenge noch stärker an als zuvor, anstatt zu sinken.

Dieser Unsinn, wonach die US-Wirtschaft bei „Minuswachstum in den letzten beiden Quartalen“ zu heiß laufen würde und man die Nachfrage abschwächen müsse, um die Inflation zu bekämpfen, lässt sich nur verkaufen, da ökonomisch ungebildeten Investoren wissen, dass Rezession früher meist mit Disinflation oder in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gar mit Deflation einhergingen. Was sie jedoch nicht verstehen ist, dass die Basisgeldmenge damals konstant blieb und nicht ausgeweitet wurde, während die US-Notenbank seit 2008 die Geldmenge verzehnfacht hat. Damals entstanden Preisanstiege durch eine Ausweitung der Kreditvergabe, die einen Boom nach sich zog, weshalb in der folgenden Rezession diese Kredite wieder ausgelöscht wurden und es so zu einer Deflation und sinkenden Preisen kam.

Die heutige Situation ist jedoch völlig anders. Die Preissteigerungen gründen nicht auf einer Ausweitung der Giralgeldmenge, sondern auf der Vervielfachung der Basisgeldmenge durch die Notenbanken über die vielen QE-Programme seit 2008. Diese Geldmenge wird in einer Rezession nicht wieder zurückgeführt, weshalb in dieser die Preise nicht sinken, sondern tendenziell eher steigen werden, wenn das Angebot an Gütern und Dienstleistungen abnimmt. Die disinflationären Effekte aus einem Rückgang der Kreditvergabe sind angesichts der gigantischen Ausweitung der Basisgeldmenge zu vernachlässigen und fallen kaum ins Gewicht.

Aus dem gleichen Grund werden die steigenden Zinsen die Inflation nicht bekämpfen, wie die US-Notenbank immer wieder falsch behauptet. Steigende Zinsen haben nur einen Einfluss auf die Kreditvergabe aber nicht auf die Ausweitung der Basisgeldmenge durch die Notenbanken. Dies zeigt sich beispielsweise in Simbabwe, wo die Zinsen bei 200 % liegen, während die Inflation bei 192 % liegt. Dies beweist, dass steigende Zinsen nicht auf die Inflation drücken, wenn die Notenbanken Geld aus dem Nichts erzeugt hat, sondern steigende Zinsen vielmehr eine Folge der Inflation sind. Auch in diesem Beispiel zeigt sich, dass der Marktzins selbst in Simbabwe immer über der Inflationsrate liegen muss.

Abgesehen davon ist die US-Geldpolitik mit einem Leitzins von 2,5 % bei einer offiziellen Teuerungsrate von 8,5 % im Juli immer noch ultralocker. Die sogenannte neutrale Rate für den Leitzins liegt nicht bei 4 %, sondern bei um 4 Prozentpunkte über der Inflationsrate, so wie immer in der Geschichte, weshalb diese aktuell bei 12,5 % liegen würde. Auch hier zeigt die Fed, entgegen den eigenen Behauptungen, keinerlei Interesse, die hohe Inflationsrate zu bekämpfen. Auch hier führt die US-Notenbank alle an der Nase herum und die unkritische Finanzpresse in den USA und Europa plappert diesen Unsinn bewusst oder unbewusst einfach nach.

Im Vereinigten Königreich gab es über 253 Jahre hinweg bis 1914 im Silber- und Goldstandard keine Inflation, trotz Kriegen und vielen Krisen. Dies ist ein weiteres anschauliches Beispiel dafür, dass die aktuell hohe Inflation allein auf die Geldpolitik und die Verschuldungsorgie der Regierungen zurückzuführen ist. Die Rezession, deren Ursache in den künstlich niedrigen Zinsen der letzten 20 Jahre liegt, wird uns in den nächsten Jahren alle treffen. Diese Rezession wird jedoch diesmal von steigenden Preisen begleitet werden, weshalb es diesmal gerade die Ärmsten der Bevölkerung am härtesten treffen wird.

Dank der Presse haben die Investoren in den USA, sowie in Europa noch nicht erkannt, wohin die Reise gehen wird und schenken den Notenbankern noch Glauben. Doch es wird kein „Soft Landing“ der US-Wirtschaft geben, sondern ein „Hard Landing“, worauf Powell in seiner Rede bereits andeutete. Bestenfalls kann man den Notenbanken Inkompetenz vorwerfen oder sie wissen, was sie tun und verkaufen die Bevölkerungen für dumm. Am Ende des Tages wird alles jedoch seinen unausweichlichen Weg gehen und Investoren dann panikartig in die Edelmetalle zum Schutz vor weiterer Geldentwertung gehen und da es in der stärksten Rezession seit den 30er Jahren kaum Alternativen geben wird.

Edelmetalle fallen nach Rede von Powell

Abgesehen davon, dass die Märkte die mittel- bis langfristigen Auswirkungen der aktuellen Politik falsch einschätzen, reagieren diese insbesondere auf Faktoren, die die Märkte in den nächsten 3-6 Monaten beeinflussen werden. Powell sagte am Freitag, dass ein weiterer starker Anstieg des Leitzinses im September angebracht wäre, womit eine Anhebung um 75 Basispunkte wahrscheinlich geworden sind. Die Fed Funds Futures preisen aktuell mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 % eine Anhebung um 75 Basispunkte zur nächsten Notenbanksitzung am 21. September ein. Noch vor der Rede lag die Markterwartung nur bei 50 Basispunkten.

Der US-Dollar schoss nach der Rede von Powell sofort nach oben und setzte damit auch die Edelmetallpreise unter Druck. Der USD-Index stieg auf 109,40 Punkte an, womit das Juli-Hoch rausgenommen wurde und ein weiterer Anstieg des USDX in den nächsten Wochen wahrscheinlich geworden ist. Der Goldpreis fiel auf 1.738 US-Dollar und Silber fiel zurück auf 18,90 US-Dollar, während auch der Platinpreis stark auf 852 US-Dollar fiel. Gerade die Platinmetalle, insbesondere Palladium, werden in einer Rezession starken Preisdruck erfahren, da die Automobilindustrie vor dem größten Nachfragerückgang ihrer Geschichte steht und die Platinmetalle primär in Katalysatoren Verwendung finden.

Die Edelmetalle formen einen Boden aus, während der Dollar noch immer stark ist

Mit meinen Premium-Abonnenten konnten wir Gold zuletzt perfekt traden. Nachdem unser Short-Trade auf 1.700 US-Dollar aufgegangen war, handelten wir den Anstieg bis zum Widerstand bei 1.800 US-Dollar auf der Longseite, wo wir Gewinne mitnahmen. Mit dem Ausbruch aus der engen Handelsspanne von nur 15 US-Dollar, in der sich der Goldpreis eine Woche aufhielt, gab es das Verkaufssignal. Es lief perfekt im letzten Jahr, ebenso wie beim Silber. Jetzt wird es jedoch schwer werden, da das wahrscheinlichste Szenario eine trendlose Handelsspanne zwischen 1.680 US-Dollar auf der Unterseite und 1.800 US-Dollar auf der Oberseite ist für die nächsten Monate beim Gold, wobei ein Abfischen auf der Ober- und Unterseite gut möglich ist. Die nächsten Monate dürften ideal sein für kurzfristige Trader, wobei langfristige Investoren an ihrer Position festhalten können, die sie bei 1.700 US-Dollar aufgebaut haben. Im schlimmsten Fall werden wir ein Überschießen auf der Unterseite erleben in den nächsten Wochen und Monaten, das jedoch schnell wieder wettgemacht werden sollte. Insgesamt ist die Zukunft für Gold und Silber bullisch, insbesondere wenn die Krisen weiter zunehmen.

Auch die EZB hatte am Freitag eine mögliche Zinsanhebung um 75 Basispunkte am 8. September signalisiert, sowie eine verstärkte Bilanzreduzierung, was mitverantwortlich für den Preisrückgang bei den Edelmetallen war. Hintergrund für die hawkishen Töne ist die selbst verursachte Explosion der Energiepreise im August. Der Präsident der Schweizerischen Nationalbank, Jordan, warnte ebenfalls, dass "hartnäckige Preissteigerungen vorprogrammiert seien“. Diese Zinsanhebung könnte dem Euro eine kurzfristige Stärke oberhalb der Parität verleihen, die jedoch nur kurzfristiger Natur sein dürfte. Die EZB hatte mit dem TPI-Programm bereits gezeigt, dass man in der Europäischen Union mit dem Rücken an der Wand steht und alles tun wird, um die politische Union zu retten, auch wenn man die Kaufkraft des Euros dabei zur Hölle schickt. Der Leitzins liegt mit einem halben Prozentpunkt noch viel weiter hinter der Kurve als das Äquivalent der US-Notenbank. Bei der aktuellen Teuerungsrate von 8,9% in der EU, sollten der Leitzins längst bei 13% liegen. Ohne dem inflationären TPI-Programm der EZB stünde die EU bereits vor dem Zusammenbruch.

Solange es den Tauben in den Notenbanken gelingt sich im Auge der Investoren als Falken darzustellen, dürften die nächsten Monate ideal für kurzfristig agierende Trader am Goldmarkt sein, die die Handelsspanne zwischen 1.680$ auf der Unterseite und 1.800$ auf der Oberseite handeln. Langfristige Investoren, die ihre Positionen bei 1.700$ aufgebaut haben, können abwarten, da im schlimmsten Fall Überschießen auf der Unterseite möglich ist, das in den nächsten Wochen und Monaten schnell wieder wettgemacht werden sollte. Neue exogene Faktoren sind spätestens im nächsten Jahr zu erwarten, die weiterhin hohe Inflationsraten und ein neuerliches Eingreifen der Notenbanken rechtfertigen werden, worauf der Goldpreis neue Hochs erklimmen dürfte.

(Auszug aus dem Marktkommentar von Markus Blaschzok, Chefanalyst der SOLIT Gruppe)






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