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20.10.2022 Energiekrise lässt auch die Ferienhausbranche nicht kalt

Angesichts der Energiekrise und den damit verbundenen Herausforderungen hat der Deutsche Ferienhausverband e. V. eine Online-Umfrage durchgeführt. Zwischen dem 06. bis 16. Oktober 2022 wurden 1.140 Vermieter von Ferienhäusern und Ferienwohnungen sowie regionale Agenturen zur aktuellen Lage befragt. Die Stimmung ist durchwachsen, aber noch nicht existenzbedrohend.

Buchungszurückhaltung ist spürbar

„Urlauber neigen derzeit eher zu kurzfristigen Buchungen“, sagt Michelle Schwefel Geschäftsstellenleiterin vom Deutschen Ferienhausverband. „Dies ist nicht nur der Energiekrise und der unsicheren Weltlage geschuldet, sondern auch eine Folge der Pandemie.“ Dennoch empfiehlt der Deutsche Ferienhausverband sich insbesondere für Reisen während der Schulferien frühzeitig festzulegen. Wer einen bestimmten Urlaubsort und eine bestimmte Lage bevorzugt und viel Platz braucht, beispielsweise mehr als zwei Schlafzimmer, sollte sich rechtzeitig um die Wunschunterkunft kümmern, da diese erfahrungsgemäß früh ausgebucht sind. Der DFV geht davon aus, dass die Wahl im kommenden Jahr häufiger auf ein Ferienhaus in Deutschland oder eines der Nachbarländer fällt, das mit dem Auto gut erreichbar ist, weil das Urlaubsbudget aufgrund von Inflation und belastender Energiekosten kleiner ausfallen wird.

Beim aktuellen Stand der Buchungen für 2023 ergibt sich ein ambivalentes Bild. Demnach gibt es Gastgeber, die trotz Krise gut gebucht sind und die Ergebnisse aus dem letzten Jahr erzielen oder gar übertreffen (53,3 Prozent) und jene, die unter dem Niveau vom Oktober 2021 liegen (46,7 Prozent). „Das zeigt nochmal deutlich, dass der Vermietungserfolg nicht allein von den steigenden Kosten abhängt, sondern auch von Faktoren wie Urlaubsregion, Lage, Ausstattung sowie dem passenden Marketing- und Vertriebsmix“, erklärt Schwefel.

Fast jeder zweite Gastgeber hat mit Maßnahmen auf die steigenden Kosten reagiert

47 Prozent der Vermieter haben angegeben, dass sie ihre Ferienimmobilien umgerüstet haben, um im Herbst und Winter Energie zu sparen und die Nebenkosten zu senken. 33 Prozent vermieten wie gewohnt weiter. Nur zehn Prozent der Anbieter wollen aufgrund der Energiekrise ihre Ferienimmobilie schließen. Der Deutsche Ferienhausverband empfiehlt Ferienwohnungen trotz steigender Kosten weiter zu vermieten. „Mit den Mieteinnahmen lassen sich Fixkosten ausgleichen“, erklärt Schwefel. „Außerdem bleibt die Ferienimmobilie besser in Schuss, wenn sie regelmäßig beheizt und belüftet wird.“ Vermieter sollten den Urlaubsgast dahingehend sensibilisieren, sich rücksichtsvoll zu verhalten. „Das gelingt am besten über Information und Aufklärung.“

60,4 Prozent der aktiv gewordenen Vermietern haben in kurzfristige und kostengünstige Maßnahmen wie smarte Thermostate oder wassersparende Duschköpfe investiert. Fast 42 Prozent haben ihre Ferienimmobilie energetisch saniert. Jeder Zehnte rechnet seine Energiekosten nach Verbrauch ab. „Die Abrechnung nach Verbrauch ist allerdings aufwendig und kann insbesondere auf Stammgäste abschreckend wirken“, sagt Schwefel.

41 Prozent der Vermieter haben ihre Preise nicht verändert

Hat der Anteil der Nebenkosten an der Gesamtmiete vor Beginn der Energiekrise bei rund zwölf Prozent gelegen, ist er nun auf 22 Prozent angestiegen. 40,8 Prozent haben trotzdem ihre Preise nicht verändert. 55,7 Prozent der Vermieter haben mit Preiserhöhungen reagiert, die allerdings moderat ausfallen. „Auch private Vermieter müssen ihre Einnahmen und Ausgaben nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten kalkulieren. Allerdings liegen die Preissteigerungen deutlich unter dem, was andere Branchen aufrufen, um den Betrieb am Laufen zu halten“, sagt Schwefel. „Viele Gastgeber warten erst einmal ab und haben die Preise bisher nicht verändert.“

Fast 90 Prozent der Vermieter, die ihre Preise erhöht haben, haben die Zehn-Prozent, Schwelle nicht überschritten. Kurzfristige Preiserhöhungen sind laut Deutschem Ferienhausverband nur durchsetzbar, wenn sie transparent kommuniziert werden und der Buchungsvertrag noch nicht zustande gekommen ist. „Verträge sind bindend. Nachträgliche Preisaufschläge sind nicht oder nur unter sehr engen rechtlichen Voraussetzungen möglich“, so Schwefel weiter.

Sauna, Whirlpool und Co stehen zur Nutzung bereit

42,6 Prozent der Befragten haben angegeben, dass sie eine Ferienimmobilie mit mindestens einer Annehmlichkeit wie Sauna, Whirlpool, Kamin oder Schwimmbad betreiben. In den meisten Fällen können diese auch über den kommenden Winter genutzt werden (69,1 Prozent). Jeder fünfte Gastgeber erhebt allerdings eine zusätzliche Gebühr, um steigende Kosten zu decken.

Mit einem guten Reisejahr 2022 durch die Krise

Mehr als jeder zweite Ferienhausvermieter konnte im Vergleich zum Vorcoronajahr 2019 ein Umsatzplus erwirtschaften. „Die gute Saison unterstreicht einmal mehr die große Lust der Deutschen am Ferienhausurlaub und die Beliebtheit dieser Urlaubsform“, sagt Schwefel. Der durchschnittlich erwirtschaftete Gesamtumsatz über alle Teilnehmer hinweg, liegt bei einem Plus von 7,4 Prozent. Allerdings profitieren nicht alle Vermieter gleichermaßen vom Boom.

Die Stimmung ist durchwachsen, aber nicht bedrohlich

Die Vermieter sind verunsichert, da bereits die Corona-Pandemie große Finanzlöcher verursacht und Rücklagen zum Schmelzen gebracht hat. „Der Trend zu kurzfristigen Buchungen, die Ungewissheit, wie sich die Lage in der Ukraine und auf dem Energiemarkt weiterentwickelt, machen es schwer, eine Zukunftsprognose zu geben“, betont Schwefel. „Das ganze Ausmaß der Energiekrise lässt sich noch nicht abschätzen.“ Dennoch ist laut Umfrage für 96,7 Prozent der Vermieter die Lage noch nicht existenzbedrohend.





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