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02.12.2022 Zu teuer: rbb beendet Projekt für Medienhaus-Neubau in Berlin

Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) stoppt die Planungen für den Bau eines "Digitalen Medienhauses" an seinem Standort Berlin endgültig. Der rbb-Verwaltungsrat stimmte einem entsprechenden Vorschlag von Intendantin Dr. Katrin Vernau am Donnerstag (1.12.22) zu. Gründe für den endgültigen Stopp sind sowohl die fehlende Akzeptanz in der Belegschaft des rbb als auch die Kostenentwicklung des Projekts. Das bedeutet das unwiderrufliche Ende für das Vorhaben.

Dorette König, Vorsitzende des Verwaltungsrates: "Der Verwaltungsrat hat sich eingehend mit den Handlungsoptionen zum Digitalen Medienhaus befasst. Er stimmt der sofortigen Beendigung des Bauprojektes zu. Die mit dem Bauprojekt verbundenen Zielsetzungen stehen in keinem Verhältnis zu den deutlich gestiegenen Gesamtkosten. Zudem haben sich durch veränderte Arbeitsmodelle und technologische Weiterentwicklungen neue Erkenntnisse ergeben, die sich auf die Flächenbedarfe auswirken. Ein ‚Weiter so‘ ist nach gründlicher Bewertung aller Risiken nicht vertretbar."

Dr. Katrin Vernau: "Wir wenden mit dem Stopp des Projektes eine große Belastung des rbb in der Zukunft ab. Es ist anders als in anderen Sendern nie gelungen, durch die Baupläne auch Aufbruchstimmung im rbb zu erzeugen, im Gegenteil. Wir brauchen aber Mut und Wille zur Veränderung. Ich bin froh, dass wir uns jetzt neu besinnen können." Die Herausforderung, mit dem Programmangebot möglichst viele Menschen auf unterschiedlichen Verbreitungswegen zu erreichen, bleibe bestehen, sagte Vernau.

Der rbb hatte das Bauprojekt nach umfangreichen Vorplanungen 2020 mit einem Architekturwettbewerb eingeleitet. Bei der nun erstmals vorgenommenen Vollkostenbetrachtung summierten sich die zu erwartenden Kosten auf insgesamt 311 Mio. Euro. In dieser Summe enthalten sind neben den Planungs-, Beratungs- und Baukosten die Kosten für bauvorbereitende Maßnahmen und für die Kreditaufnahme. Dazu zählen die Umzüge aus dem Baufeld, die Bereitstellung und Anmietung von Ausweichquartieren sowie die zusätzlichen internen Personalkosten und die Kosten für die Finanzierung.

Der rbb wird nach dem Stopp des Projekts "Digitales Medienhaus” am Ende (inklusive der Abwicklungskosten) rund 32 Mio. Euro in Planungen, Vorbereitungen am Baufeld und Projektarbeit für das Vorhaben investiert haben. Rund 14 Mio. Euro davon sind nachhaltig investiert, beispielsweise in das Fernsehzentrum an der Masurenallee oder das große Fernsehstudio A am Kaiserdamm, die übrigen 18 Mio. Euro sind als Verlust abzuschreiben.

Claus Kerkhoff, Leiter der Hauptabteilung Finanzen des rbb: "In unseren bereits reduzierten Planungen sind die Verluste beim DMH weitestgehend eingerechnet, sodass wir keine zusätzliche Sparrunde erwarten. Es ist aber möglich, dass wir für 2023 noch einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag in der Finanzplanung berücksichtigen müssen."

Dr. Katrin Vernau: "Wir ziehen die Notbremse spät, aber nicht zu spät, und beenden das Projekt im Sinne des rbb und der Beitragszahlenden. Die Entscheidung hat weder mit der Arbeit des Architekturbüros noch mit den Projektpartnern noch mit den vielfältig an dem Projekt beteiligten Mitarbeitenden im Haus zu tun. Bestimmte Ergebnisse ihrer Arbeit, beispielsweise Kostenschätzungen und kritische Rückfragen, lösten an der rbb-Spitze in der Vergangenheit kein Umdenken aus. Wer konkret welche Verantwortung trägt, werden die laufenden Untersuchungen zeigen. Wir setzen den wenig verantwortungsvollen Umgang mit den finanziellen Ressourcen des rbb nicht fort. Ebenso wenig ignorieren wir, dass wir heute auf andere Art und Weise zusammenarbeiten als noch vor Corona. Wir finden – gemeinsam mit der Belegschaft – neue Lösungen, um dem zu begegnen."

Der rbb geht jetzt auf alle Partner im Bauvorhaben zu, prüft mögliche Regressansprüche und klärt die Bedingungen für das Ende des Gesamtprojekts.







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