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05.12.2022 Zinswende kostet Kommunen Milliarden

Im Kampf gegen hohe Inflationsraten haben die Zentralbanken die Zinswende eingeläutet. Damit werden die Zeiten für Schuldner härter – auch für die deutschen Kommunen. Denn die Refinanzierung ihrer laufenden Investitionskredite wird immer teurer. „Laut unseren Berechnungen dürfte die Zinslast in diesem Jahr um mehr als 3,2 Milliarden Euro höher ausfallen“, sagt Sebastian Bergmann, Geschäftsführer der EDS European Debt Solutions GmbH.

Das Zinstief hat die Verschuldung der Kommunen in den vergangenen Jahren recht günstig gemacht. Doch angesichts der gestiegenen Inflationsrate sind die Zentralbanken auf die geldpolitische Bremse getreten. Den Anfang machte im März die US-Zentralbank Fed, die seitdem ihren effektiven Leitzins von 0,08 auf 3,08 Prozent erhöht hat. Seit Juli zieht die Europäische Zentralbank nach: Ihr Zinssatz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte ist von null auf zwei Prozent gestiegen. Weitere Zinserhöhungen sind zu erwarten.

Für den Bund wird Verschuldung damit teurer. War die Rendite zehnjähriger deutscher Staatsanleihen im März noch negativ, so liegt sie inzwischen bei zwei Prozent. „Und das schlägt auch bei den deutschen Kommunen durch, auf diese kommen höhere Zinsaufwendungen zu“, sagt Bergmann. Auf Basis der Kommunalverschuldung 2021 hatten die Kommunen Investitionskredite über 130,4 Milliarden Euro aufgenommen. Laut Analyse der EDS betrug die durchschnittliche Duration der Darlehen 10,45 Jahre, die Darlehen müssen also alle 10,45 Jahre neu finanziert werden. „Daraus ergibt sich ein jährlicher Refinanzierungsbedarf für die Investitionskredite von 12,48 Milliarden Euro“, erklärt Bergmann.

Vor dieser Ausgangslage vergleicht EDS die Zinsbelastungen zweier Betrachtungszeitpunkte: 1. Januar 2022 versus 1. Oktober 2022. Analysiert wird hier die Kreditvergabe von Investitionskrediten mit fünf-, zehn-, 20- und 30-jährigen Laufzeiten. Angenommen wird ein tilgender Anteil der Zinsen von 75 Prozent und ein endfälliger Anteil von 25 Prozent.

Das Ergebnis: Lagen die Zinsen zu Jahresbeginn je nach Laufzeit bei 1,51 bis 1,66 Prozent, so sind sie bis Anfang Oktober auf 3,29 bis 3,45 Prozent gestiegen. Der Zinssatz der zehnjährigen Darlehen, die den größten Anteil ausmachen, legte von 1,47 auf 3,25 Prozent zu. In Summe führt dieser Anstieg dazu, dass die Refinanzierungskosten von rund 2,10 Milliarden Euro auf 5,35 Milliarden Euro steigen. „Die Zinswende hat auch die für die Kommunen so wichtigen Investitionskredite deutlich verteuert“, sagt Bergmann. Und engt damit die Spielräume der Kämmerer ein.






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