News RSS-Feed

19.01.2023 Chancen für Immobilienwirtschaft: Intel bestätigt Chipfabrik Magdeburg

Auch wenn es noch Unsicherheit über die Höhe der Fördermittel gibt: Der CEO von Intel, Pat Gelsinger, hat am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos höchstpersönlich bekräftigt, dass der größte Chiphersteller der Welt an den Planungen für die Magdeburger Chipfabrik festhält. Für die Region Magdeburg rückt damit ein massiver Wachstumsimpuls immer näher. Die ersten Zulieferer sichern sich bereits passende Immobilien.

Für Magdeburg wird die Errichtung der Halbleiterfabrik die Größenordnung eines Jahrhundertprojekts erreichen. Nach Berechnungen von Aengevelt Research werden allein die ersten beiden Fabrikmodule zur Entstehung von bis zu 16.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen führen, davon 3.000 Arbeitsplätze direkt bei Intel, zusätzlich rd. 7.000 Arbeitsplätze bei Zulieferern sowie aufgrund analysierter Effekte vergleichbarer Projekte bis zu weiteren 6.000 induzierten Arbeitsplätze aufgrund der zusätzlichen Nachfrage nach Dienstleistungen und Waren in der Region. Unter Berücksichtigung von Pendlern und ortsansässigen Arbeitskräften rechnet Aengevelt Research in der ersten Ausbaustufe mit einem Bevölkerungswachstum um rd. 9.000 Personen und einer Zunahme des Wohnungsbedarfs um etwa 4.000 Haushalte. Weitere Fabrikmodule könnten mittel- und langfristig folgen. Für die Immobilienwirtschaft bedeutet das, dass die Nachfrage in allen Assetklassen steigen wird: Die Beschäftigten benötigen Wohnraum, der nur zum Teil aus dem Bestand abgedeckt werden wird, insbesondere auch höhere Qualitäten. Die Zulieferer benötigen Gewerbehallen für die Produktion, Logistikflächen für den Transport und Büroflächen für kaufmännische Funktionen, Forschung und Entwicklung. Die Nachfrage wird sich auf die Stadt Magdeburg selbst richten, auf das unmittelbare Umland; aber die Ausstrahlungseffekte werden sich, insbesondere für Logistikimmobilien, bis nach Halle und Leipzig, dem Standort des zweitgrößten deutschen Frachtflughafens, erstrecken.

Im Dezember 2022 hatte die Ankündigung von Intel, auf die Nennung eines konkreten Datums für den Baubeginn zu verzichten, zunächst Verunsicherung ausgelöst. Als Gründe waren aus dem Konzern steigende Kosten und eine konjunkturbedingt sinkende Nachfrage nach Chips genannt worden. Zudem warte man noch auf die Genehmigung der zugesagten Fördermittel des Bundes durch die Europäische Kommission. Am Rande des aktuellen Weltwirtschaftsforums in Davos stellten jedoch hochrangige Vertreter des Chipherstellers, darunter der CEO höchstpersönlich, nunmehr klar, dass sie an den Magdeburger Investitionsplänen festhalten. Zudem sagte das für globale Unternehmensführung zuständige Vorstandsmitglied Keyvan Esfarjani Korrespondenten der Nachrichtenagentur Reuters am Rande einer Konferenz in Kalifornien: „Wir sind entschlossen, das Magdeburger Projekt zum Erfolg zu führen.“ Er verwies zwar darauf, dass sich Intel an das gegenwärtig turbulente weltwirtschaftliche Umfeld anpassen müsse, dass das Unternehmen bei seinen Investitionsvorhaben aber „am Ball“ bleiben werde. In Davos ergänzte Esfarjani nun: „Ja, wir haben ein paar Themen, aber wir bauen auch eine Megafabrik. Insgesamt liegen wir im Zeitplan.“

Der CEO von Intel, Pat Gelsinger, bestätigte: „Das Projekt geht voran.“ Der Standort Magdeburg erscheint auf einer von Intel veröffentlichten Liste von neuen Fabrikstandorten in USA, Irland und Israel als „geplant“. In einem Interview mit dem Fernsehsender Fox Business in Davos gab Gelsinger Einblick in die strategischen Planungen des Konzerns. Die Produktionsstandorte für Chips sollen dort angesiedelt werden, wo sich die entscheidenden Märkte befinden, nämlich in Nordamerika, Europa und Asien, um noch widerstandsfähiger gegen Störungen der Lieferketten zu werden.

Im Hinblick auf aktuelle gesamtwirtschaftliche Entwicklung wie Inflation und Rezession sagte Gelsinger: „Die Konjunkturentwicklung in drei Quartalen sollte nicht einen Fünfjahresplan zum Kapitalaufbau bestimmen. … Diese Investitionen sind für die zweite Hälfte des Jahrzehnts, nicht für die zweite Hälfte des Jahres. … Wir wissen, dass der Aufbau von Fabriken vier, fünf, sechs Jahre dauert; ich kann darüber nicht in einem Quartal mit schlechten Wirtschaftsdaten entscheiden. Himmel, wir investieren langfristig, und dazu haben wir uns entschlossen.“

Gelsinger erklärte die bisherige Unternehmenspolitik, nach dem günstigsten Zulieferer zu suchen, für beendet. Wenn man von einem einzigen Hafen, einer einzigen Insel oder einem einzigen Standort abhängig werde, könnte ein unvorhersehbares Ereignis wie ein Erdbeben, ein Unfall oder eine Pandemie eine dramatische Unterbrechung der weltweiten Lieferketten auslösen. Er verwies auch auf die geopolitische Bedeutung von Produktionsstandorten, die über mehrere Kontinente verteilt sind. In den letzten fünf Jahrzehnten seien Ölquellen für geostrategische Interessen und Konflikte verantwortlich gewesen, in den kommenden fünf Jahrzehnten würden die Chipfabriken in diese Rolle hineinwachsen. Gelsinger lobte ausdrücklich die Entschlossenheit der Europäischen Union, die Chipproduktion wieder nach Europa zurückzuholen. Die Strategie, auf allen wichtigen Kontinenten Produktionskapazitäten aufzubauen, beinhaltet auch, dass man die Staaten nicht gegeneinander im Hinblick auf die Höhe von Fördermitteln ausspielt.

Auf den Punkt gebracht: In den langfristigen strategischen Planungen spielen europäische Standorte eine unverzichtbare Rolle, und von der kurzfristigen konjunkturellen Entwicklung lässt man sich nicht irritieren. Angesichts dieser Äußerungen kann die Region Magdeburg weiter davon ausgehen, dass die Chipfabrik gebaut wird, zumal Intel bereits für über 100 Mio. Euro Grundstücke erworben und intensive Kooperationen mit den örtlichen Hochschulen begonnen hat. Das Unternehmen sucht nach Ingenieuren, Bauleitern und Projektmanagern für den Bau und späteren Betrieb der Fabrik in Magdeburg. Für die Akteure auf den Immobilienmärkten bedeutet das, dass sie sich bereits jetzt Flächen sichern müssen und dass sie planen und investieren müssen, um die zusätzliche Nachfrage zu decken, die sich ab 2024 aufbauen und dann ab 2026 an Dynamik gewinnen wird.

Dazu Annett Lorenz-Kürbis, Leiterin der Niederlassung Magdeburg des Immobilienhauses Aengevelt: „Wir haben bereits im Jahr 2022 die erstenn Anmietungen von Büroflächen durch Ingenieurbüros im Zuge der Intel-Ansiedlung vermittelt. Aktuell hat ein hochrangiger internationaler Zulieferer von Produktions- bzw. Veredelungsanlagen für Ende 2023 seinen Flächenbedarf angemeldet und uns mandatiert. Das sind die ersten konkreten Schritte der Bedarfsentwicklung, die die Chipfabrik auslöst“.





Leserumfrage
Wir schätzen Ihre Expertenmeinung!
Hier ist unsere Leserumfrage:
schnell & unkompliziert
Jetzt starten!