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15.03.2023 MIPIM: Im Zeichen von Ukraine, Zinsen und Digitalisierung

Die Suche nach möglichen Wegen aus der aktuell schwierigen Situation ist das beherrschende Thema bei der diesjährigen MIPIM, der wichtigsten europäischen Standort- und Immobilienmesse, die noch bis 17. März 2023 im südfranzösischen Cannes stattfindet. Die Kombination mehrerer belastender Faktoren wie der Ukrainekrise, der rapide gestiegenen Inflation und Zinsen, schwaches Wirtschaftswachstum und die zusätzliche Belastung der Immobiliennutzer durch hohe Energiepreise hat den langanhaltenden Höhenflug der Immobilienmärkte jäh beendet.

„Die Stimmung war sicherlich schon besser“, konstatiert Michael Ehlmaier, CEO der EHL Immobilien Gruppe. „Jeder Boom geht einmal zu Ende und seit letztem Sommer hat sich diese Erkenntnis vielleicht etwas rascher und härter manifestiert, als die meisten Experten annahmen. Obwohl die aktuelle Situation sicherlich sehr herausfordernd ist, bringt jeder Wandel auch Chancen, die es zu nutzen gilt.“

Parallel zum zyklischen Rückgang der Nachfrage auf den Kapitalmärkten ist die Branche auch mit der stärkeren Hinwendung der Immobilienwirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit konfrontiert, so Ehlmaier: „Die Inflation und der dadurch ausgelöste Zinsanstieg wird uns im Vergleich zur Umstellung der Immobilienbranche auf die Anforderungen der EU-Taxonomie nur kurzfristig beschäftigen. Dieser Trend ist auf der MIPIM auf nahezu allen Ständen greifbar und wird das beherrschende Thema der kommenden Jahre bleiben.“

Die wichtigsten MIPIM-Trends auf einen Blick

Investment: Investoren suchen nach neuen Chancen

Nach einer gewissen Schockstarre, die seit dem zweiten Halbjahr 2022 zu einem deutlichen Rückgang des Transaktionsgeschehens auf den europäischen Immobilienmärkten geführt hat, werden auf der MIPIM wieder verstärkt neue Geschäftsmöglichkeiten sondiert. „Das Umfeld ist zwar nach wie vor schwierig, aber mittlerweile werden die geänderten Rahmenbedingungen in die Business-Pläne eingearbeitet und es beginnt sich ein neues Preisniveau abzuzeichnen. Derzeit ist allerdings die sowohl für Käufer- als auch für die Verkäuferseite akzeptable Schnittmenge noch nicht gefunden“, erklärt Franz Pöltl, Geschäftsführer der EHL Investment Consulting. „Zudem entwickeln sich wichtige Nutzermärkte wie Wohnen, Büro und Logistik trotz konjunktureller Risiken erfreulich positiv. Das sorgt auch wieder für einen gewissen Optimismus.“

Die nach wie vor ungelöste Situation in der Ukraine und die aktuelle Zinsentwicklung mit zumindest einer noch ausstehenden Anhebung werden zwar auch in den kommenden Monaten die Stimmung dominieren, die Bestrebungen zur Erreichung der von der EU vorgegebenen Nachhaltigkeitsziele stellen jedoch eine nicht minder herausfordernde, aber langfristige Aufgabe dar. „ESG-Konformität wird einerseits für Entwickler im Neubaubereich zu einem absoluten ‚Must-Kriterium‘, andererseits für Bestandhalter zu einer Mammut-Aufgabe werden, um die von der Kommission vorgegebene CO2 Neutralität bis 2050 zu schaffen. So mancher Entwickler/Asset Manager entdeckt daher vor diesem Hintergrund das Geschäftsmodell ‚Manage to ESG‘ für sich.“, so Pöltl.

Büroimmobilien: Stabilität, Qualität und Nachhaltigkeit

So wie in Österreich haben sich die Büromärkte im Vermietungssegment auch europaweit trotz des markanten Konjunktureinbruchs gut gehalten. „Das ist aber nur auf den ersten Blick überraschend“, meint Stefan Wernhart, Geschäftsführer der EHL Gewerbeimmobilien. „In den letzten 2-3 Jahren hat sich eine Qualitäts- und Nachhaltigkeitsoffensive vollzogen. ESG- und Nachhaltigkeitskriterien rücken zunehmend in den Fokus der Standortgesuche.“

Generell spielen Kostenüberlegungen bei Standortwechseln aktuell nur eine untergeordnete Rolle. „Das Büro ist zu einem der zentralen Elemente für die Attraktivität als Arbeitgeber geworden“, betont Wernhart. „Die Qualität eines Objekts wird damit zu einem wichtigen Erfolgsfaktor, in den auch entsprechend viel investiert wird. In Kombination mit dem großen Druck zu mehr Nachhaltigkeit, mit dem vor allem am Kapitalmarkt aktive sowie börsennotierte Unternehmen konfrontiert sind, sorgt dieser für viel Bewegung am Markt und eine sehr gute Nachfrage im Topsegment.“

Wohnimmobilien: Know-how und Erfahrungswerte zählen mehr denn je

Auch bei Wohnimmobilien stellen die geänderten Marktbedingungen Entwickler und Investoren vor neue Herausforderungen. Kaufentscheidungen und Bauvorhaben sind noch genauer zu prüfen als in den Jahren zuvor. „Ein Projekt wird heute nur erfolgreich sein, wenn es in jeder Hinsicht – Wohnungsmix, Pricing, Grundrisse, Zusatzservices etc. – exakt den Markterfordernissen entsprechend geplant und umgesetzt wird“, ist Karina Schunker, Geschäftsführerin der EHL Wohnen, überzeugt. „Aktuell sind zahlreiche Einflussfaktoren wie etwa die wirtschaftliche Belastung vieler Haushalte, die strengeren Finanzierungsvorschriften, neue Mobilitätsformen, geänderte Mieter- bzw. Käuferpräferenzen, Nachhaltigkeitsthemen etc. spürbar, die den Markt deutlich verändern. Alte Erfahrungswerte haben nur mehr bedingt Gültigkeit. Daher stehen fundierte Marktkenntnisse und Erfahrungswerte an oberster Stelle, was auch bei der MIPIM zu vielen Gesprächen unter Branchenkollegen anregt.“

„Damit gewinnen das Know-How und die Vielzahl an Daten sowie Informationen, die Makler aus täglichen Kundenkontakten gewinnen, noch stärker an Bedeutung“, so Schunker. „Dank zahlreicher innovativer Tools, die von vielen Proptechs angeboten werden, können wir unsere Daten in Zukunft noch besser nutzen und auswerten, um künftig unsere Kunden bei Projektkonzipierungen noch ausführlicher beraten und unterstützen zu können. Das steigert zugleich den späteren Vermarktungserfolg.“




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