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18.07.2023 Notenbanken bleiben auch im Hochsommer im Fokus

Die Bundesbank geht beim Wirtschaftswachstum in Deutschland von einem leichten Plus im zweiten Quartal aus. Gemäß dem aktuellem Monatsbericht wurde das Wachstum vom noch robusten Konsum getragen, der durch einen gut ausgelasteten Arbeitsmarkt, steigende Löhne und nachgebende Inflationsraten unterstützt wurde. Allerdings stockte zuletzt der in den letzten Monaten noch stark steigende Beschäftigungsaufbau in Deutschland – mit der Folge einer leicht gestiegenen Arbeitslosigkeit.

Schwach hingegen fällt die Wachstumsdynamik in der Industrie und beim Bau aus, die im Zuge deutlich gestiegener Finanzierungskosten unter einer schwachen Nachfrage aus dem Inland sowie einer schleppenden Exportkonjunktur leiden. Insbesondere China fällt derzeit als Lokomotive der globalen Exportwirtschaft weitgehend aus. Passend dazu wurde für die chinesische Volkswirtschaft gerade ein BIP-Wachstum von nur 0,8 Prozent im zweiten Quartal vermeldet. Zudem fielen die Wachstumsraten der Anlageinvestitionen (3,8 Prozent), der Industrieproduktion (4,4 Prozent) und der Einzelhandelsumsätze (3,1 Prozent) im Juni – jeweils verglichen mit dem Vorjahr – relativ schwach aus.

Über die Entwicklung geben nächste Woche die Schnellschätzungen der von S&P Global weltweit ermittelten Einkaufsmanagerindizes sowie der ifo-Geschäftsklimaindex Aufschluss. Vorerst ist weiterhin mit einer verhaltenen Dynamik im Verarbeitenden Gewerbe zu rechnen, während konsumnahe Dienstleister von einer zunehmenden Geschäftstätigkeit ausgehen. Erneut geht es aber besonders um die Details der Umfragen unter Unternehmen. So zeigte sich bereits, dass in der Industrie die Verkaufspreise gesenkt wurden, um benötigte Neuaufträge generieren zu können, wodurch Gewinnmargen kurzfristig unter Druck geraten dürften.

Zusammen mit anhaltend niedrigeren Rohstoff- und Energienotierungen könnten die Inflationsraten dadurch schneller als erwartet sinken. Auch wenn Ende Juni wohl sowohl die EZB als auch die US-Notenbank Fed ihre Leitzinsen um jeweils 0,25 Prozentpunkte anheben werden, steigt die Wahrscheinlichkeit für Leitzinserhöhungspausen im weiteren Verlauf des dritten Quartals. Die Perspektive eines bevorstehenden Leitzinsgipfels in Verbindung mit fiskalischen Ausgabenprogrammen in China (bspw. zur Stabilisierung des Immobilienmarktes), in den USA (Inflation Reduction Act) und in der Eurozone (EU Wiederaufbaufonds) sollten in den kommenden Monaten für eine sukzessive Verbesserung der Unternehmensstimmung in der Industrie sorgen – zumal die Zinsen bei längeren Laufzeiten im Zuge fallender Inflationsraten eher nachgeben sollten. Auch wenn vereinzelt mit größeren Kursrücksetzern aufgrund von Gewinnwarnungen gerechnet werden muss, bleiben die Aussichten für die Aktienmärkte auf Indexebene damit auch in den kommenden Sommermonaten ungetrübt.

(by: Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL)












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