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19.07.2023 Umfrage: Wohnungswirtschaft weiter im Krisenmodus

Bereits seit Sommer 2020 befragt Aengevelt halbjährlich Experten aus allen Bereichen der Wohnungswirtschaft zu Krisen-Einflüssen auf den Markt. Ging es beim Befragungsstart vorrangig um Corona-Auswirkungen, geht es nun um Themen wie Ukraine-Krieg, gestiegene Energiepreise, Inflation etc. Deshalb hatte Aengevelt seine Fragestellungen zur Befragung im Winter 2022/2023 angepasst:

• So wurde die Frage „Wie schätzen Sie den Einfluss der Corona-Krise auf Ihr Unternehmen ein?“ geändert in „Wie schätzen Sie den Einfluss der aktuellen Entwicklungen auf Ihr Unternehmen ein?“. Die Antwortmöglichkeiten sind gleich geblieben und wurden lediglich um den Punkt ”Verkauf bisher betriebsnotwendiger Immobilien“ ergänzt.
• Außerdem wurde die Frage „Wie lange dauert es, bis sich Ihr Geschäftsbetrieb wieder normalisiert hat?“ ersetzt durch die Frage „Welche Vermögensverluste erwarten Sie aufgrund der aktuellen Krise für Ihr Unternehmen?“. Dadurch gibt es indessen keine längere Vergleichsreihe.

Das Ergebnis:

• Die aktuelle Gesamtsituation wird weiterhin als sehr herausfordernd wahrgenommen. So geht unverändert die große Mehrheit der Befragungsteilnehmer von einer Reduzierung des Neugeschäfts aus. Auch die Sorgen vor einer Verlangsamung der Umsatzdynamik ist gegenüber der Befragung im Winter 2022/2023 nochmals gestiegen.
• Bei der Frage nach Vermögensverlusten ihrer Unternehmen rechnen mittlerweile nahezu dreiviertel der Befragungsteilnehmer mit Einbußen.
• Und hinsichtlich eines befürchteten krisenbedingten Personalabbaus hat sich der Anteil gegenüber der Winterbefragung 2022/2023 mehr als verdoppelt.

Differenzierte Auswirkungen.

Unter der Fragestellung “Wie schätzen Sie den Einfluss der aktuellen Entwicklungen auf Ihr Unternehmen ein?“ konnten die Teilnehmer wie bei den vorherigen Befragungen aus dem gleichen Spektrum möglicher Auswirkungen für ihr Unternehmen wählen, wobei Mehrfachantworten möglich waren. Dazu zählen:

• Verlangsamung der Umsatzdynamik
• Forderungsausfälle
• Reduzierung des Neugeschäfts
• Erhöhter Kostenaufwand durch bislang nicht kalkulierte Restart-Investitionen
• Verlust von Stammkunden
• Personalabbau
• Verkauf bisher betriebsnotwendiger Immobilien (zum zweiten Mal abgefragt)

Die größte Sorge besteht hinsichtlich der Reduzierung des Neugeschäfts: Rund 79 % der Befragungsteilnehmer befürchten dies. Das ist ein weiterer Anstieg gegenüber der Winterbefragung 2022/2023 (77 %), mehr als eine Verdreifachung gegenüber der Sommerbefragung 2022 (25 %) und zugleich der höchste Wert seit Befragungsstart im Sommer 2020 (50 %).

In der aktuellen Umfrage gehen außerdem 62 % der Befragungsteilnehmer von einer abgeschwächten Umsatzdynamik aus. Das sind nochmals sieben Prozentpunkte mehr als in der letzten Befragung (Winter 2022/2023: rd. 55 %). Zudem ist das der höchste Wert seit Befragungsstart (bisher Sommerbefragung 2020: 60 %). Noch in der Sommerbefragung 2022 lag der Wert mit 31 % deutlich niedriger. Allerdings waren zu diesem Zeitpunkt u.a. die drastisch steigenden Energiepreise noch nicht klar abzusehen.

Die Zahl derer, die mit Forderungsausfällen rechnen, ist dagegen deutlich auf 31 % gesunken (Winter 2022/2023: 42 %). Im Sommer 2022 waren es indessen sogar nur 25 %.

Der Anteil der Befragungsteilnehmer, die von einem erhöhten Kostenaufwand durch bislang nicht kalkulierte Restart-Investitionen ausgehen, stellt sich nahezu stabil auf 35 % (Winter 2022/2023: 37 %) und erreicht damit den bislang zweithöchsten Wert.

Die Sorge der Befragungsteilnehmer hinsichtlich eines Personalabbaus in ihrem Unternehmen wächst kontinuierlich seit Sommer 2021, als mit 2 % der bislang niedrigste Wert erreicht wurde: In der aktuellen Befragung hat sich der Anteil derjenigen, die mit einem Personalabbau rechnen, auf 15 % erhöht und sich damit gegenüber der Vorbefragung mehr als verdoppelt (Winter 2022/2023: 6,5 %, Sommer 2022: 6 %; Winter 2021/2022: 4 %; Sommer 2021: 2 %).

Mit dem Verlust von Stammkunden rechnen dagegen lediglich rd. 3 % (Winter 2022/2023: 2 %).

Zum erst zweiten Mal wurde die Einschätzung bzgl. eines Verkaufs bisher betriebsnotwendiger Immobilien u.a. zur Stärkung des Eigenkapitals abgefragt. Waren es im Winter 2022/2023 immerhin rd. 5 % der Befragungsteilnehmer, ist ihr Anteil aktuell auf 2 % gesunken.

Frage nach Vermögensverlusten

Nach Befragungsstart im Winter 2022/2023 wurde aktuell zum zweiten Mal danach gefragt, welche Vermögensverluste die Befragungsteilnehmer für ihr Unternehmen erwarten. Ergebnis:

• Lediglich 21 % gaben an, keine Vermögensverluste zu erwarten. Im Winter 2022/2023 waren es noch 28 %.
• 48 % rechnen mit geringen Verlusten. (Winter 2022/2023: 46 %).
• 21 % erwarten erhebliche, wenn auch nicht existenzbedrohende Verluste. Im Winter 2022/2023 waren es lediglich 16 %.
• Ein stabiler, wenn auch geringer Anteil von 2 % befürchtet sogar existenzbedrohende Vermögensverluste.

Fazit:

Die aktuelle Situation mit einer Vielzahl an Krisenfaktoren und wirtschaftlichen Risiken hat deutlich stärkere Auswirkungen auf die Wohnungswirtschaft als zuvor die Corona-Krise allein. Das gilt vor allem für die Sorgen vor einer Reduzierung des Neugeschäfts und einer verlangsamten Umsatzdynamik, aber auch hinsichtlich Vermögensverlusten.

Dazu Lars Rehbein, Senior Analyst Aengevelt Research: „Bedenklich stimmt bei anhaltendem Krisenmodus insbesondere die drastisch wachsende Sorge vor Personalabbau. Dahinter stehen abschmelzende Unternehmensreserven und rückläufige Geldumsätze bzw. Margen. Je nachdem, wie lange die Krise andauert, ist hier mit einer zunehmenden Freisetzung von Mitarbeitern zu rechnen. Betroffen sind davon u.a. Projektentwickler, was sich an zahlreichen zurückgestellten bzw. sogar komplett abgesagten Wohnprojekten ablesen lässt. Kontinuierlich sinkende Genehmigungszahlen im Wohnungsneubau verstärken entsprechende Befürchtungen für die Zukunft. In der Folge wird dies in deutlich rückläufigen Wohnungsfertigstellungen resultieren und damit zu einer weiteren Verschärfung bereits angespannter Wohnungsmärkte insbesondere in Wachstumsregionen führen.“













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