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28.08.2023 Unternehmen erleben verstärkten Aktivismus bei Finanzthemen

Shareholder-Forderungen in Bezug auf die Kapitalstruktur stiegen in Europa im Vergleich zum Vorjahr um 100 Prozent. Das geht aus dem neue Bericht "Diligent Market Intelligence Proxy Season Review 2023" von Diligent hervor, der in Zusammenarbeit mit Olshan Frome Wolosky und Morrow Sodali erstellt wurde. Grund hierfür ist, dass Investoren inmitten steigender Zinsen und schwacher Märkte im Rahmen ihres Engagements bei europäischen Emittenten das Thema Finanzen priorisieren. In Europa nahmen laut Bericht darüber hinaus die Aktionärsforderungen bezüglich operativer Themen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 66,6 Prozent zu.

Der Bericht zeigt auch, dass die Zahl der Shareholder-Forderungen in Bezug auf das Thema Umwelt im ersten Halbjahr 2023 weltweit gleich hoch blieb und in Europa sogar um 8,3 Prozent anstieg. Global ging die Unterstützung für ökologische, soziale und Corporate-Governance-Vorschläge (ESG) jedoch insgesamt zurück: Nur 2,4 Prozent der ökologischen und sozialen Aktionärsanträge erhielten eine Mehrheit, verglichen mit 10,1 Prozent in der ersten Hälfte des Jahres 2022. Stattdessen haben die Investoren ihren Fokus im Bereich ESG verengt und Lebenshaltungskosten und die Vergütung von Führungskräften angesichts eines angespannten Arbeitsmarktes in den Vordergrund gestellt.

Diligent Market Intelligence ist ein Anfang August neu geschaffener, marktführender Anbieter von Governance- und Aktionärsinformationen. Der Dienstleister vereint Diligents führenden Datendienst zu Shareholder-Aktivismus, Abstimmungen und Corporate Governance (ehemals Insightia) mit Diligents Informationsservice zu ESG- und Vergütungsdaten für Führungskräfte. In Zeiten verschärfter Kontrolle werden die erweiterten Datensätze Unternehmen dabei helfen, Klarheit über weitreichendere Corporate-Governance-Themen zu gewinnen und ihre Strategie auf eine bessere Informationsgrundlage zu stellen. Kunden versetzen sie damit in die Lage, proaktiv mit dem Druck der Aktionäre umzugehen und Governance-Risiken zu mindern.

"Die Vorstände werden immer genauer unter die Lupe genommen, da Investoren und Stimmrechtsberater sicherstellen wollen, dass sie ausreichend dafür gerüstet sind, mit den aktuellen Marktherausforderungen umzugehen", so Josh Black, Chefredakteur bei Diligent. "Mehr denn je müssen Vorstände starke Governance-Praktiken einführen und Schwachstellen für Anlegeraktivismus frühzeitig aufdecken, um einen Schritt voraus zu sein."

Aus den Hauptergebnissen des Berichts gehen drei Themen hervor, die Vorstände auf ihrem Radar haben sollten. Dazu zählen:

Anleger-Aktivisten konzentrieren sich wieder auf die Finanzen auf globaler Ebene:

• Die Zahl der Forderungen zur Kapitalstruktur ist im Vergleich zum Vorjahr weltweit um 39,3 Prozent gestiegen, zur Rückführung von Barmitteln an die Aktionäre um 25,9 Prozent und zum operativen Geschäft um 17,4 Prozent, da die Aktivisten in Zeiten schwacher Märkte die Rendite der Anleger maximieren wollen.

• Aktivisten hatten Ende Juni weltweit 214 Sitze in Aufsichtsräten inne, verglichen mit 201 Sitzen zum gleichen Zeitpunkt in 2021.

• Im ersten Halbjahr 2023 gingen weltweit die Forderungen nach Fusionen und Übernahmen um 17,4 Prozent sowie nach Veräußerungen um 8,7 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 zurück. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Unternehmen zögern, Geschäfte zu tätigen, die von den strengen Kartellbehörden angefochten werden könnten. Im Vereinigten Königreich und in Europa verzeichneten die Unternehmen 2022 jedoch eine Teilerfolgsquote von 67 Prozent bei Kampagnen für oder gegen eine Fusion, eine Zahl, die in der ersten Jahreshälfte 2023 konstant geblieben ist.

Investoren richten ihren Blick verstärkt auf ESG und achten verstärkt auf Vergütung und Humankapital:

• Die Unterstützung für ESG-Vorschläge war uneinheitlich, wobei die Anleger Spezifität bevorzugten. Weltweit erhielten neun (2,4 Prozent) ökologische und soziale Aktionärsanträge eine Mehrheit, verglichen mit 36 (10,1 Prozent) in der ersten Hälfte des Jahres 2022.

• Die 19 Aktionärsanträge zum Klimawandel, die bei den in Nordamerika börsennotierten Energieunternehmen zur Abstimmung standen, hatten eine Erfolgsquote von 11,1 Prozent, gegenüber 8,3 Prozent im Vorjahr.

• Die Zahl der Anträge zu Vergütungsfragen, die bei in den USA börsennotierten Unternehmen im ersten Halbjahr 2023 zur Abstimmung standen, stieg um 21 Prozent auf 46, verglichen mit 38 im gesamten Jahr 2022. Sechs Anträge (33,3 Prozent), die auf die Zustimmung der Anleger zu Abfindungszahlungen abzielten, erhielten in dieser Saison mehr als 40 Prozent Unterstützung.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Marktherausforderungen werden die Verwaltungsratsmitglieder immer genauer unter die Lupe genommen:

• In der ersten Hälfte des Jahres 2023 ist die Unterstützung der Aktionäre für die Wahl von Direktoren weltweit auf 95,6 Prozent zurückgegangen, verglichen mit 96,4 Prozent und 96,1 Prozent in den Jahren 2021 und 2022.

• Glass Lewis und Institutional Shareholder Services (ISS) unterstützten 93,4 Prozent bzw. 97,1 Prozent der Vorschläge für die Wiederwahl von Direktoren im S&P 500, verglichen mit 98,7 Prozent und 99 Prozent der Vorschläge für die Wiederwahl von Direktoren im FTSE 350 im gleichen Zeitraum.


















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