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01.09.2023 Fast 90 Prozent der deutschen KMU befürchten Liquiditätsengpässe

Wer die Wirtschaftsnachrichten aktiv verfolgt, liest weiterhin in vor allem schlechte News. Das Geschäftsklima erreicht den Tiefstwert des Jahres. Seit August 2022 nehmen Unternehmensinsolvenzen stetig zu, zuletzt fast 24 Prozent Anstieg. Jede*r vierte Mittelständler*in denkt über eine Geschäftsaufgabe nach. Und die Wirtschaft wächst nicht mehr. Deutschlands führender digitaler KMU-Finanzierer iwoca hat Kreditexpert*innen für den iwoca KMU-Index Q2/2023 befragt, vor welchen Herausforderungen Mittelständler stehen und wie sie die aktuelle Situation wahrnehmen.

Kostenexplosion: Fast 90 Prozent der KMU befürchten Liquiditätsengpässe

Der Großteil der Kleinunternehmer*innen (88 Prozent) sei immer noch besorgt über die hohen Energiepreise – Strom, Gas, Treibstoff – und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Unternehmen. Auch die sonstigen Kosten, getrieben durch die Inflation und Lohnkostensteigerungen, bereiten den Unternehmer*innen Sorgen. Zudem sagen 63 Prozent der Expert*innen, dass Kleinunternehmer*innen sich vor einer Rezession fürchten. Fabian Russmeyer von FinCompare hält dagegen: “Von Rezession ist wenig zu spüren, allerdings bewegen sich Unternehmen in einer schwieriger werdenden Gesamtsituation mit Zinsanstieg, Lieferkettenproblemen, Preisanstiegen und einer Tendenz zur Deglobalisierung.”

Hauptsorgen von KMU: Personalmangel, Kostendruck und Finanzierungssituation

Fast jede*r fünfte befragte Expert*in nennt als wesentliche Sorge der von ihnen betreuten KMU die Fähigkeit, Personal einzustellen und zu halten, sowie die erhöhten laufenden Kosten für den Geschäftsbetrieb (jeweils 18 Prozent). Zudem bedrückt die Kleinunternehmer*innen und Mittelständler*innen die Sorge um den Zugang zu Finanzmitteln (15 Prozent), um ihr Unternehmen zu finanzieren. Aber auch aktuelle Ereignisse spiegeln sich wider: Lieferengpässe (9 Prozent), Inflation und die politische Unsicherheit (8 Prozent) drücken die Stimmung unter KMU derzeit.

Priorität auf Finanzierung der laufenden Kosten

Wofür wird aktuell Geld gebraucht? Im Vergleich zum 1. Quartal sinkt die Aufnahme von Wachstumskapital deutlich von 37 Prozent auf 26 Prozent im 2. Quartal. Im Angesicht von Inflation, Rezession und steigender Energiekosten löst das Management des täglichen Geldflusses (Cashflow) die Wachstumsfinanzierung als häufigsten Grund für eine Kreditaufnahme ab (27 Prozent). Zahlungsfähigkeit ist essentiell für die Zukunftsfähigkeit.

Sicherung des Cashflows ist Finanzierungsgrund Nr. 1 und häufigster Ablehnungsgrund

Gleichzeitig ist ein schlechter Cashflow der Kreditnehmer*innen auch der häufigste Ablehnungsgrund bei Finanzierungsanfragen (22 Prozent) von KMU. Zudem führen eine schlechte Bonität/Schufa-Eintrag (15 Prozent) sowie eine übermäßige Überschuldung (14 Prozent) ebenfalls zu Kreditablehnungen. "Der Bedarf wird steigen, vor allem an kurz- und mittelfristigen Finanzierungen, aber die Banken werden immer restriktiver werden, da die Auflagen der EU immer stärker werden. Die anhaltende, echte Inflation mit anderen Faktoren – wie auslaufende Kredite und Mindestlohn – wird die Vergabe immer mehr einschränken und die Bonität der KMUs immer mehr senken", sagt Ramon Mandel von ifv-Berlin.

Nachfrage nach Kreditmitteln im Baugewerbe boomt

Mehr als ein Viertel der Befragten (27 Prozent) verzeichnete in den vier Wochen eine höhere Nachfrage nach Unternehmenskrediten, während 14 Prozent einen Rückgang der Anträge feststellten. Die höchste Finanzierungsnachfrage verzeichnete das Baugewerbe (51 Prozent) mit einem Anstieg um zehn Prozentpunkte, gefolgt von Transport und Lagerung (44 Prozent) und das verarbeitende Gewerbe (41 Prozent), das letztes Quartal noch den ersten Platz belegte mit 50,77 Prozent. Beantragt werden am häufigsten mittlere Darlehensbeträge in einer Größenordnung von 25.001 bis 50.000 Euro (24 Prozent) sowie von 50.001 bis 100.000 Euro (22 Prozent).

Traditionelle Banken werden deutlich restriktiver in der Kreditvergabe an KMU

Die deutliche Mehrheit (85 Prozent) der Befragten findet, dass die traditionellen Banken in den letzten sechs Monaten bei der Kreditvergabe restriktiver geworden sind. Dennoch rechnen rund drei Viertel der Studienteilnehmer*innen (73 Prozent) in den nächsten sechs Monaten mit einem deutlichen oder leichten Anstieg der Kreditnachfrage. Karim Al-Wazani von COMPEON bestätigt: “Für kleine Unternehmen ist der Kreditmarkt aktuell nicht zugänglich, da sowohl steigendes Zinsniveau als auch Restriktionen in der Kreditvergabe als hemmend empfunden werden.”



















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