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20.10.2023 Fast + Epp: Nachhaltige Tragwerksplanung aus Leidenschaft

Fotocredit: Fast + Epp GmbH
Die Fast + Epp GmbH ist ein auf Tragwerksplanung spezialisiertes Ingenieurbüro in Darmstadt, das schwerpunktmäßig für die öffentliche Hand baut. 2010 als Dependance des kanadischen Marktführers gegründet, liegt der Schwerpunkt auf Bauen mit Holz. Da dieser nachhaltige Werkstoff mittlerweile auch hierzulande boomt, hat sich in den vergangenen fünf Jahren nicht nur die Zahl der Mitarbeiter auf 40 verfünffacht. Auch das durchschnittliche Bauvolumen der Objekte ist von sechs auf 30 Millionen Euro gestiegen.

Geschäftsführer Dr. Jochen Stahl, der als junger Bauingenieur seit 2002 in Kanada bei den Holzbaupionieren Paul Fast und Gerry Epp Erfahrung im Bauen mit Holz gesammelt hatte: „Haben wir vor Jahren etwa eine einzelne Schule oder einen Kindergarten gebaut, werden wir heute mit einem ganzen Campus mit vier, fünf Gebäuden inklusive Turn- und Schwimmhalle beauftragt.“ Hinzu kommen Kliniken, Verwaltungsgebäude oder Hochschulen im gesamten Bundesgebiet.

2021 gründete der Büro-Inhaber, der Lehraufträge und Gastprofessuren an den Universitäten in Darmstadt und Stuttgart hat, in der baden-württembergischen Landeshauptstadt eine erste Niederlassung, die mittlerweile sieben Ingenieure beschäftigt. Stahl: „Die grün-schwarze Landesregierung, die stark auf nachhaltige Baustoffe wie Holz setzt, hat uns beflügelt.“ Zudem seien hier die Rahmenbedingungen günstig von der Landesbauordnung über Fördergelder bis hin zu wohlwollenden Prüfungen und Genehmigungsverfahren.

Zuletzt nahm Fast + Epp Deutschland jährlich zehn bis 15 neue Projekte an, wobei Stahl sich seit Sommer 2022 nicht mehr an Aufträgen im Vergabeverfahren beteiligt, weil das Büro personell mit der Bearbeitung nicht mehr nachkam. Der Inhaber: „Da wir ein sehr junges Team haben, wuchsen Erfahrung und Routine nicht so schnell mit, wie wir sie unseren Auftraggebern immer bieten wollen.“ Zumal die Einzelprojekte mit im Schnitt 30 Millionen Euro deutlich größer und komplexer wurden.

Für gut ein Viertel aller Aufträge treten die Darmstädter als Dienstleister von einem Dutzend Architekturbüros an, mit denen sie bundesweit regelmäßig und vertrauensvoll kooperieren. Der Chef: „Diese Büros, die meist 30 bis 150 Architekten beschäftigen, schätzen unsere Kreativität und Verlässlichkeit, vor allem, wenn der Auftraggeber in Holz bauen will oder zumindest für den Werkstoff offen ist.“ Fast + Epp schöpft seine Holzbauerfahrung aus der Zusammenarbeit mit vielen Holzbauunternehmen, mit denen sie national und international seit Jahren zusammenarbeiten und von denen jeder seine eigene Methodik, seine eigenen Verfahren und letztlich seine Handschrift hat.

Stahl: „Beim Holzbau gibt es nicht so viele Standards wie beim Bauen mit Stahl und Beton, da können wir im Dialog mit den Bauherren kreative Spielräume nutzen und individuelle Lösungen entwickeln.“ An den Kooperationen mit seinen Zimmerern und Holzbauleuten schätzt der Planer die schnellen Absprachen und Entscheidungsfindungen, die in der Arbeitsvorbereitung beginnen und bis in die Umsetzungsphase auf der Baustelle reichen. Auch die ehrliche und realistische Einschätzung über Kapazitäten und Verfügbarkeit, damit Zeitpläne gehalten werden können, ist wichtig.

Im Schnitt betreut jeder Mitarbeiter parallel zwei, drei Projekte in den unterschiedlichen Leistungsphasen. Dabei haben die Bauvorhaben von Planung, Bewerbung und Vergabe bis zur Fertigstellung des Rohbaus, mit dem für Fast + Epp die Arbeit üblicherweise endet, Durchlaufphasen von drei bis zehn Jahren. Stahl: „Gerade bei öffentlichen Aufträgen steigen vielerorts die Zahl der Player, die Fluktuation der Verantwortlichen und der Informations-, Mitsprache- und Beratungsbedarf teils deutlich.“ Hinzu gekommen seien zuletzt gestiegene Baukosten und Zinsen, worauf Kommunen, Kreise und andere Träger häufig mit Abstrichen an der Entwurfsplanung reagierten. Andererseits machten Baufirmen Nachträge, Bedenken- oder Behinderungsanzeigen geltend, um ihre gestiegenen Kosten zu kompensieren.

Diese Entwicklung macht die einzelnen Projekte zeitintensiver für die Büros, die ohnehin schon lange unter dem Fachkräftemangel leiden. Zwar breche die Baubranche generell unter diesen Rahmenbedingungen seit Mitte 2022 ein, beobachtet der 50-Jährige, doch für den Sektor der öffentlichen Hand gelte dies nicht, da hier insbesondere der Bedarf an Kitas, Schulen, Verwaltungsgebäuden und anderen öffentlichen Einrichtungen eher steige und ein hoher Sanierungsstau, Stichwort Energie- und Wärmewende, seiner Branche die Nachfrage zusätzlich sichere. Für Fast + Epp komme hinzu, dass das Büro mit seinem Holzbau-Profil von diesem Effekt überproportional profitiert.

Der Bauingenieur: „Wenn Wohnungs- und Gewerbebau vorher zu 140 Prozent ausgelastet waren, dann dauert es noch bis Mitte 2024, bis aus diesen Bereichen Planer neu verfügbar auf den Arbeitsmarkt kommen.“ Im Gegenteil steige aktuell unter Architekten und Bauingenieuren die Angst um den Arbeitsplatz, so dass weniger Menschen ihre Stelle kündigten, um anderenorts mit Probezeit neu anzuheuern.

Perspektivisch ist Stahl für seine Standorte Darmstadt und Stuttgart zuversichtlich. Auch weitere Niederlassungen, die er erwägt, würden nicht mehr an fehlendem Personal scheitern. Denn sowohl die Bekanntheit des Büros nehme bundesweit zu durch innovative Referenzobjekte, seine Lehrtätigkeiten und seine Referate bei Fachtagen in der ganzen Republik zu Themen wie nachhaltiges und zirkuläres Bauen oder modulare Vorfertigung, sowie die Weiterempfehlung der Mitarbeiter in deren Netzwerken. Hinzu kommt, dass Fast + Epp als ökologisches Büro und Holz-Profi einen sehr guten Ruf in der Branche genießt.

Stahl schätzt, dass bei ihren Projekten Holz mit einem Anteil von 75 Prozent dominiert. Mehr noch: Dass die Konstruktionen nicht auf 30 oder 50 Jahre, sondern eher auf 100 und mehr Jahre Nutzung angelegt sind und dabei die hochwertige Weiterverwendung der Holzbauteile gewährleistet sei. Stichworte sind hierbei Demontierbarkeit und Rezyklierbarkeit, damit CO2 dauerhaft gespeichert bleibt und Waldbestände geschont werden. Mit solchen Argumenten, seinem Know-how und einer Menge Mut „dreht“ er auch immer wieder Bauvorhaben, wie etwa das Landratsamt in Ingelheim, das ursprünglich in Stahl und Beton geplant war und dann in Holz viergeschossig und hundert Meter lang realisiert wurde.

Die Folge: Bauingenieure, die gezielt mit Holz arbeiten und sich hier weiterentwickeln wollen, kommen ganz bewusst zu Fast + Epp. Das spiegelt sich in der Teamkultur wider. Stahl: „Wir beschäftigen viele Veganer und konsequente Radfahrer und ÖPNV-Nutzer, für die unsere Arbeit kein Job ist, sondern eine sinnstiftende Lebensaufgabe.“

Diese Leidenschaft komme den planerischen Leistungen zugute, die meist weit über den Standard hinausgingen, oft neue Maßstäbe setzen und die beteiligten Architekturbüros inspirieren und zu mehr Nachhaltigkeit anspornen.
















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