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13.02.2024 Markt 2024: Euro-Staatsanleihen, Schwellenländer und Tech-Aktien

Nach Krisen, Krieg, Inflationsschock und der drastischsten geldpolitischen Straffung der Geschichte warten die Märkte nun gespannt auf Zinssenkungen. Doch welche Anlageklassen profitieren? Und welche Regionen und Sektoren sind vielversprechend? Wohin Anleger ihr Augenmerk richten sollten und wie sie unabhängig vom Wirtschaftsszenario Renditen generieren.

Grundsätzlich sind Zinssenkungen für die meisten Anlageklassen positiv: Sie treiben tendenziell die Anleihekurse in die Höhe und senken die Kosten für Unternehmen – das lässt die Gewinne und damit auch die Aktienkurse steigen. Die Wirtschaftslage in den USA, Europa und den Schwellenländern unterscheidet sich jedoch stark – mit schwerwiegenden Folgen für die Entwicklung von Aktien und Anleihen. Und auch die Wahl der richtigen Segmente und Sektoren kann für Anleger darüber entscheiden, ob man zu den Gewinnern oder zu den Verlierern gehört.

Euro-Staatsanleihen übertreffen Treasuries

Eine Verlangsamung des Wachstums und ein Rückgang der Inflation im Jahr 2024 dürften den Druck auf die Anleihemärkte verringern, vor allem in vergleichsweise sicheren Segmenten wie den Staatsanleihen der Industrieländer. Im Euroraum dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) die Märkte überraschen und die Zinsen stärker senken als erwartet. Grund ist die europäische Wirtschaft, die sich in einem kritischen Zustand befindet: Deutschland, der Wachstumsmotor Europas, steckt bereits in einer Rezession, die durch steigende Energiekosten und eine geringere Nachfrage aus China verursacht wird. Aus diesem Grund halten wir das Umfeld für europäische Staatsanleihen für günstig, insbesondere am kürzeren Ende der Zinskurven. Niedrigere kurzfristige Zinssätze würden dazu führen, dass die europäischen Zinsstrukturkurven auf breiter Basis steiler werden. Auch im Vereinigten Königreich könnten die Anleiherenditen zurückgehen, denn auch Großbritannien befindet sich kurz vor einer Rezession.

Eine andere Dynamik der Zinsstrukturkurve erwarten wir für die USA. Grund sind das stärkere Wachstum, das höhere Haushaltsdefizit (6,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP)) und die Ungewissheit angesichts der Wahlen. Hinzu kommen die harten Lehren aus den 1970er Jahren, als die Inflation zweistellige Werte erreichte. Die Fed könnte mit Blick auf diese Einflüsse bestrebt sein, die Zinsen nicht zu schnell zu senken – und dann wird sich die Entwicklung bei den Anleiherenditen umkehren: Statt eines starken Rückgangs, wie er Ende des letzten Jahres zu beobachten war, dürfte es zu Anstiegen kommen. Wir haben dies 2024 bereits erlebt.

Alles in allem dürften europäische und britische Anleihen besser abschneiden als ihre US-amerikanischen Pendants. Ebenso dürften die Zinssenkungen in Ländern mit schwächerer Wirtschaft größer ausfallen, etwa in Kanada und Schweden, die beide mit Problemen auf dem Immobilienmarkt zu kämpfen haben.

Schwellenländer robust, Vorsicht bei Unternehmensanleihen

Auch die Schwellenländer sollten Anleger gerade jetzt nicht aus den Augen verlieren. Einige Schwellenländer haben die Leitzinsen in den Jahren 2022 und 2023 besonders stark angehoben und können jetzt mit Zinssenkungen beginnen. Vorsicht ist in Asien angebracht. denn dort belasten die schwächeren Aussichten für China die gesamte Region. Anders in Lateinamerika: Dort sind vor allem energieproduzierende Länder wie Kolumbien, Mexiko und Brasilien weniger anfällig für Ölpreisspitzen. Ähnlich positiv sehen wir das ölproduzierende Indonesien, das ein moderates Haushaltsdefizit von 3,7 Prozent des BIP verzeichnet, während das Wirtschaftswachstum bei beachtlichen 5 Prozent liegt. Insgesamt könnten die Schwellenländer, sofern der US-Dollar in diesem Jahr nicht deutlich ansteigt, einem starken Jahr 2024 entgegensehen. Die 10-jährigen Staatsanleihen bieten hier bereits höhere reale Renditen als in den meisten entwickelten Märkten.

In Anbetracht des langsamen Wachstums sind wir bei Unternehmensanleihen generell defensiv aufgestellt, insbesondere bei Hochzinsanleihen aufgrund ihrer niedrigeren Kreditwürdigkeit. Eine moderate wirtschaftliche Verlangsamung dürfte die qualitativ hochwertigsten Bereiche des Marktes jedoch nicht übermäßig belasten, weshalb wir die defensiveren Sektoren Versorger und Basiskonsumgüter bevorzugen. Trotz dieser vorsichtigen Einschätzung rechnen wir nicht mit einer signifikanten Ausfallwelle, denn die sogenannte „Funding Maturity Wall“ wird erst im Jahr 2025 wirklich erreicht. Allerdings ist eine generelle Ausweitung der Spreads auch angesichts der gegenwärtig angespannten Lage recht wahrscheinlich.

Aktienbewertungen bremsen Rallye, Wahlen schaffen Anlagechancen

Die aktuelle Schätzung für das Gewinnwachstum pro Aktie liegt bei über 10 Prozent. Angesichts der starken Renditen im Jahr 2023 dürften Gewinne dieses Jahr jedoch schwieriger zu erzielen sein. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von fast 15,9 sind globale Aktien leicht überbewertet, und das wird durch die US-Technologiewerte noch verstärkt, insbesondere im Bereich der künstlichen Intelligenz. Und auch außerhalb des Technologiesektors ist ein optimistischerer Ausblick eingepreist.

Im Jahr 2024 müssen sich aktive Manager erneut bewähren. Langsameres Wachstum und höhere Bewertungen dürften die Aktienrallye bremsen, die wir Ende vergangenen Jahres erlebt haben. Das kann sich jedoch wieder ändern, wenn eine globale Rezession abgewendet werden kann: Eine erneute Aktienrallye wäre dann durchaus möglich, beflügelt durch widerstandsfähige Konsumenten und Wachstumssektoren wie Technologie und Gesundheitswesen. Anleger sollten dabei weder das Wachstumspotenzial unterschätzen, das der zunehmende Einsatz von KI in Unternehmen schafft, noch die positiven Auswirkungen verkennen, die die neuen Adipositas-Medikamente auf die Gesundheitskosten und Verbrauchergewohnheiten haben dürften.

Für aktive Manager ist in diesem Jahr nicht nur die Auswahl der richtigen Titel eine mögliche Quelle für Renditen. Auch die Wahlen schaffen Chancen: Laut Bloomberg werden 2024 in 40 Ländern 41 Prozent der Weltbevölkerung ihre Stimme abgeben – das entspricht 42 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts. In den Turbulenzen, die die Wahlen auf den Märkten verursachen dürften, könnten sich für geschickte Investoren günstige Kaufgelegenheiten ergeben.

Europäische und China-Aktien unterbewertet

Sind Tech-Aktien weiterhin interessant für Investoren? Auch die Frage, ob die Anleger weiterhin auf Technologie und künstliche Intelligenz setzen oder ob sie in weniger teure Bereiche des Marktes umschichten werden, ist von großer Bedeutung. Unserer Ansicht nach ist Technologie ein langfristiger Trend, der sich über viele Jahre hinweg fortsetzen wird. Kurzfristig könnte es 2024 allerdings zu einer Neubewertung kommen, falls eine eintretende Rezession die Anleger dazu veranlasst, Gewinne mitzunehmen und auf defensive Sektoren wie Gesundheitswesen, Pharmazie, Basiskonsumgüter und Versorger auszuweichen.

Eine weitere treibende Kraft für die Aktienperformance könnte China werden. Die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt könnte das Wachstum der globalen Aktien beflügeln – aber nur, wenn es dem Land gelingt, die derzeit angeschlagene Konjunktur wieder auf Kurs zu bringen. Davon wiederum könnten europäische Exporteure profitieren, darunter deutsche Autohersteller, französische Luxusgüterkonzerne und britische Dienstleistungsunternehmen. Sowohl europäische als auch chinesische Aktien werden derzeit mit eher günstigen Bewertungsmultiplikatoren gehandelt, nämlich dem 11-fachen bzw. 14-fachen des Gewinns. Das macht sie bei einem wirtschaftlichen Aufschwung zu einem attraktiven Investment.

Bei unklaren Wachstumsaussichten: Diversifikation und Qualität

Die Weltwirtschaft steht an einem Scheideweg zwischen Wachstum und Rezession. Die Vermögensverwalter müssen sich nun an die veränderten Wirtschafts- und Marktbedingungen anpassen. Angesichts der anhaltenden geopolitischen Herausforderungen lautet unser wichtigster Rat an die Anleger, das billigste und wirksamste Instrument zur Risikominderung auf den Finanzmärkten zu nutzen: Diversifizierung. Wer in einem Jahr als Verlierer galt, wird ein Jahr später oft zum Gewinner – und umgekehrt. Das bedeutet, dass ein ausgewogenes und gemischtes Portfolio oft der beste Weg ist, um Risiken zu reduzieren und potenzielle Gewinne mitzunehmen.

In der Vergangenheit konnten Finanzmarktteilnehmer trotz der Bullen- und Bärenmärkte der letzten Jahre Erträge generieren – und zwar in erster Linie durch Aktiendividenden und Anleihekupons. Für diejenigen, die einen risikoärmeren Ansatz bevorzugen und zu den Grundsätzen zurückkehren möchten, bietet eine Auswahl aus sogenannten Dividenden-Aristokraten attraktive und regelmäßige Ausschüttungen. Aber auch die Kupons festverzinslicher Wertpapiere erreichen zum ersten Mal seit fast zwei Jahrzehnten wieder das hohe Niveau, das Anleger traditionell fordern.





















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