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29.02.2024 Deutsche hadern trotz neuer Chancen auf dem Immobilienmarkt

Trotz steigender Mietpreise und besserer Kaufangebote ist die Immobilienkauflust der Deutschen im letzten Jahr gesunken. Das zeigt die aktuelle Remax-Europa-Studie. Viele Deutsche strömen zudem weiterhin in die Städte.

Deutschland ist mit Abstand Schlusslicht unter den europäischen Eigentümern. Gerade einmal 41,2 Prozent der Deutschen geben an, mindestens eine Immobilie zu besitzen. Das zeigt der aktuelle Europa-Wohnimmobilien-Trendreport 2023 des international tätigen Maklernetzwerks Remax. Die Studie wurde unter 22.759 Menschen in 23 europäischen Ländern und Regionen durchgeführt, darunter 1.024 Befragte in Deutschland. Geringer als in der Bundesrepublik ist die Eigentumsquote nur in der Schweiz (41 Prozent). Etwa ein Drittel der Deutschen möchte in den nächsten zwei Jahren umziehen (31,4 Prozent), doch nur ein Drittel der Umzugswilligen (37,6 Prozent) will eine Immobilie erwerben, ein Viertel (23,9 Prozent) ist unentschieden. Samina Julevic, CEO des Maklernetzwerks Remax Germany: „Nach knapp 15 Jahren Immobilienboom, Niedrig- und Negativzinsen ist es nicht gelungen, die Eigentümerquote in Deutschland signifikant zu steigern. Aktuell gilt: Cash is King. Vor allem Kaufinteressenten mit hohem Eigenkapital profitieren derzeit von einer guten Verhandlungsposition und niedrigeren Kaufpreisen. Die Mehrheit der Mieter schaut dem zweiten Boom auf dem Immobilienmarkt aber noch zu.“ Angeführt wird das Eigentümerranking von Griechenland (84,1 Prozent), Italien (83,4 Prozent) und Rumänien (82,2 Prozent).

Deutschland: Kaufklima selbst in Ländern mit Hyperinflation besser

Die Kaufbereitschaft in Deutschland hat sich im Vergleich zum Vorjahr halbiert: Wollten 2022 noch 25,6 Prozent der Deutschen eine Immobilie erwerben, sind es 2023 nur noch 11,8 Prozent. Unter den Nicht-Eigentümern hat sich das Kaufklima drastisch verschlechtert: Lediglich 8,5 Prozent planen in den nächsten zwei Jahren Eigentümer zu werden – verglichen mit 23,4 Prozent im Vorjahr. Dabei hat sich das Immobilienangebot laut Remax deutlich verbessert. Julevic: „Zur Boomphase war es für Kaufinteressenten fast unmöglich, eine Immobilie zu finden. Hohe Kaufpreise und ein zu geringes Angebot, das unmittelbar vergriffen war, haben den Immobilienerwerb zusätzlich erschwert. Aktuell finden Kaufwillige jedoch deutlich mehr Inserate. Zudem dauert es länger, bis ein Verkauf stattfindet. Aufgrund überzogener Preisvorstellungen verkommen einige Immobilienangebote zu Ladenhütern. Wer jetzt die Chancen erkennt, steigt mit einer guten Verhandlungsposition in den Immobilienmarkt ein.“

Höher ist die Quote der Kaufbereitschaft im europäischen Durchschnitt: Aktuell plant einer von fünf Europäern (20,8 Prozent), in den nächsten zwei Jahren eine Immobilie zu erwerben. Selbst in Ländern mit anhaltend hoher Hyperinflation ist das Kaufklima besser als in der Bundesrepublik. Immerhin ein Drittel der Türken (34,5 Prozent) möchte in den nächsten zwei Jahren eine Immobilie kaufen, trotz einer Inflationsrate von 64,9 Prozent im Januar 2024. Das entspricht etwa dem 22-fachen der deutschen Inflationsrate.

Landflucht und hohe Standards: Das sind die Umzugspläne der Deutschen

Ganz gleich ob Kauf, Kurzzeit- oder Langzeitmiete: Trotz steigender Immobilienpreise und Mieten möchte mehr als ein Drittel der umzugswilligen Deutschen (34,5 Prozent) in die Stadt ziehen. Rund ein Viertel (24,8 Prozent) dagegen präferiert das Leben in Vororten und 16,8 Prozent wiederum möchten auf dem Land leben. „Der stetige Zuzug und die geringe Neubautätigkeit werden den Wohnraummangel in den Städten gravierend verschärfen. Zudem dürften die Mietpreise auf lange Sicht weiterhin steigen“, konstatiert Samina Julevic.

Die Umzugsgründe der Deutschen sind indes trotz Inflation und gestiegener Lebenshaltungskosten nicht überwiegend finanzieller Natur. Mehr als zwei Drittel (66,8 Prozent) der Umzugswilligen möchten den Wohnsitz aus persönlichen Gründen verlegen, wie etwa eine bessere und größere Immobilie, mehr Outdoor-Fläche oder ein Umzug in eine bessere Gegend. Für nur einen von fünf Umzugsbereiten (19,3 Prozent) spielen finanzielle Gründe wie eine günstigere Gegend, mehr Liquidität, eine günstigere Immobilie oder Instandhaltungskosten eine Rolle. Weitere 14 Prozent dagegen wollen aufgrund der Ausbildung oder des Jobs umziehen, weil sie zum Beispiel ein Studium starten, einen neuen Job haben oder weniger pendeln möchten. „Die Umfrage zeigt, dass viele den Vorteil der Speckgürtel noch nicht erkannt haben. Durch die Anbindung und ein entsprechendes Angebot vereint die suburbane Lage die Vorteile von Stadt und Land. Vor allem Erstkäufer sollten sich flexibler in der Wahl ihrer Immobilie zeigen, um den Einstieg in den Markt zu schaffen. Das Konzept der Lebensabschnittsimmobilie ist in anderen Ländern bereits gängig“, rät Immobilienexpertin Samina Julevic.

Herausforderungen bei Immobiliensuche: Umziehen ja, nur keine Kompromisse

Die größte Herausforderung bei der Wohnraumsuche liegt 2024 für etwa ein Drittel (32,5 Prozent) der Deutschen darin, ein Angebot zu finden, das in das eigene Budget passt. Knapp ein Fünftel (17,4 Prozent) dagegen scheitert bei der Suche nach einer Immobilie in attraktiver Lage. Weitere 16,8 Prozent sehen die größte Herausforderung in der Suche nach einem idealen Objekt, das den eigenen Ansprüchen an Größe, Schnitt und Ausstattung gerecht wird. Nur 12,4 Prozent haben keine Probleme, geeigneten Wohnraum zu finden. Ein Fünftel der Deutschen (20,9 Prozent) gibt hingegen an, in einer passenden Immobilie zu leben und nicht umziehen zu wollen. Julevic: „Wer sich ein wenig aufgeschlossen und kompromissbereit zeigt, findet vor allem beim Immobilienkauf aktuell ein breites und preislich attraktives Angebot.“ Insbesondere bei der Lage zeigen sich der Umfrage zufolge sechs von zehn befragten Deutschen (59,9 Prozent) nicht offen für Kompromisse. Immerhin 18 Prozent der Deutschen würden jedoch mit der Aussicht auf Fördermittel in eine weniger attraktive Lage ziehen. „Vor allem bei der Grunderwerbsteuer und Grundsteuer muss der Staat Eigentümern und solchen, die es werden wollen, viel stärker entgegenkommen“, folgert Julevic.

























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