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14.04.2025 Zölle belasten Wachstumsausblick: Zinssenkung um 25 Punkte erwartet

Aufgrund jüngster Entwicklungen erhöhen wir unsere Basiserwartung für den effektiven US-Zollsatz gegenüber der EU von 5 % auf 15 %. In der Folge senken wir unsere Wachstumsprognosen für 2025 und 2026 und sehen ein Unterschreiten der Inflationsziele als wesentliches Risiko für den Ausblick. Wir erwarten, dass der EZB-Rat die Leitzinsen bei der Sitzung im April um 25 Basispunkte senkt. Der Einlagensatz dürfte im Juli oder September bei 1,75 % seinen Tiefpunkt erreichen.

„Wir gehen davon aus, dass die „Liberation Day“-Zollankündigungen vom 2. April den effektiven Zollsatz gegenüber der EU auf 15 % erhöhen werden. Diese Zölle sowie die erwarteten zusätzlichen Zölle auf derzeit ausgenommene Sektoren (z.?B. Pharmazeutika und Halbleiter) hätten den effektiven Zollsatz auf über 20 % steigen lassen.

Die am 9. April angekündigte 90-tägige Aussetzung der Einführung hat diesen Effekt jedoch teilweise abgeschwächt. Wenn sie bestehen bleibt und die sektorspezifischen Zölle wie erwartet eingeführt werden, dürfte der effektive Zollsatz gegenüber der EU bei etwa 15 % liegen. Entsprechend erhöhen wir unser Basisszenario von 5 % auf 15 %.
Kombiniert mit einer allgemeinen globalen Wachstumsverlangsamung, restriktiveren Finanzierungsbedingungen und einem stärkeren Euro senken wir unsere BIP-Prognosen für 2025 und 2026 um 0,2 bzw. 0,6 Prozentpunkte auf 0,8 % bzw. 1,0 %. Damit werden die erwarteten positiven Impulse aus einer expansiveren EU-Fiskalpolitik weitgehend ausgeglichen – die Eurozone dürfte in der zweiten Jahreshälfte 2025 an der Schwelle zur technischen Rezession stehen.

Das Risiko einer gedämpften Inflationsentwicklung hat sich deutlich erhöht. Schwaches Wachstum weitet die Produktionslücke, die Dienstleistungsinflation geht stark zurück und auch das Lohnwachstum kühlt sich ab. Eine scharfe Gegenreaktion der EU ist unwahrscheinlich – wie das jüngste Fallenlassen der Vergeltungszölle auf Stahl und Aluminium zeigt. Ein stärkerer Euro und die Möglichkeit, dass China einen Teil seiner Exporte in Richtung Europa umleitet, deuten ebenfalls auf eine gedämpfte Inflationsentwicklung hin. Wir senken unsere Prognose für die Verbraucherpreisinflation Ende 2026 um 0,2 Prozentpunkte auf 1,7 %.

Im Vergleich zum März hat sich die Argumentationslage für eine lockerere Geldpolitik deutlich verschoben. Dies wurde auch von EZB-Vertretern bestätigt, etwa durch Aussagen wie von Minister Escriva: „Einige der von uns identifizierten Worst-Case-Szenarien treten nun tatsächlich ein“, Rehn: „Die Risiken nach unten nehmen zu – das spricht für weitere Zinssenkungen im April“, und Villeroy: „Die Zölle vom 2. April sprechen für eine baldige Senkung.“

Wir fügen unserem bisherigen Szenario zwei zusätzliche Zinssenkungen hinzu. Wir erwarten, dass die EZB den Einlagensatz bei der Sitzung am Donnerstag um 25 Basispunkte auf 2,25 % senkt und danach zwei weitere Senkungen folgen, sodass der Endzinssatz bei 1,75 % liegen dürfte.”

Autor: Shaan Raithatha, CFA, ist Senior Economist in der Investment Strategy Group von Vanguard mit Fokus auf europäische Makroökonomie und den Finanzmärkten.
























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