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13.06.2025 Bauen neu denken: Vier Hebel, die die Bauwende jetzt möglich machen

Deutschland steht im Bau-Stau. Hohe Kosten, zähe Verfahren, zu wenig Wohnraum. Doch es gibt sie: vier realistische Lösungen, die Planung beschleunigen, Baukosten senken und trotzdem Qualität ermöglichen. Wer sie präsentiert? Die Macher der Bauwende – am 24. und 25. Juni in der Mahalla in Berlin. Was Sie erwartet: konkrete Projekte, praxiserprobte Ansätze und Zugang zu exklusiven Stimmen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.

Der Wohnraummangel ist real – und akut. Gleichzeitig lähmen Planungsverfahren, Fachkräftemangel und steigende Kosten den Bauprozess. Wer heute schnell und sinnvoll bauen will, braucht mehr als Tempo: Es braucht kluge, neu gedachte Standards, digitale Werkzeuge und schnellere Genehmigungsverfahren. Verantwortung sollte wieder dorthin gegeben werden, wo sie hingehört: an die Planungstische.
Dieses Dossier zeigt vier praxistaugliche Ansätze für die Bauwende – direkt umsetzbar:

1.?Gebäudetyp E: Effizienz, die Maßstäbe setzt

Der Gebäudetyp E, entwickelt auf Initiative der Bundesarchitektenkammer im Frühjahr 2022, mit dem Anspruch, schneller und kostengünstiger zu bauen, ohne an Qualität oder Gestaltung einzubüßen. Statt Rückbau geht es um Konzentration – auf das, was zählt.

Was den Gebäudetyp E auszeichnet, ist die konsequente Konzentration auf Effizienz statt Überkomplexität: Standardisierte Prozesse und pragmatisch angepasste Normen verkürzen die Bauzeit erheblich. Modulare Systeme, flexible Grundrisse und eine reduzierte, aber durchdachte Haustechnik senken nicht nur die Baukosten, sondern auch den späteren Betrieb. Dabei ist Effizienz kein Synonym für Verzicht – sondern für gezielte Planung, durchdachte Materialwahl und intelligente Strukturen. Der Gebäudetyp E steht damit für Wohnraum, der ökologisch verantwortungsvoll, funktional und dennoch wirtschaftlich ist.

Zentrale Hebel sind die rechtssichere Möglichkeit zur Abweichung von starren Vorgaben, die Digitalisierung von Genehmigungsverfahren und die Förderung serieller, skalierbarer Ansätze. Programme wie das KfW-Förderinstrument „Klimafreundlicher Neubau im Niedrigpreissegment“ (KNN) unterstützen diesen Weg bereits. Gleichzeitig ist die wissenschaftliche Begleitung wichtig, um Pilotprojekte zu analysieren und aus ihnen die Best Practices abzuleiten.

Der Gebäudetyp E ist keine Zwischenlösung, sondern ein ernstzunehmender Ansatz für den strukturellen Umbau des Wohnungsbaus. Effizienz bedeutet hier: weniger Umwege, mehr Wirkung – und eine Baupraxis, die wieder in der Realität ankommt.

2. Digitalisierung, die wirklich Tempo bringt

Die Digitalisierung des Bauens ist kein Selbstzweck – sondern Voraussetzung, um Planung, Genehmigung und Umsetzung zu beschleunigen. Doch bisher bleiben viele Tools isoliert. Digitale Bauanträge sind möglich – aber oft nicht kompatibel mit den Prozessen der Kommunen. BIM-Modelle werden erstellt – aber nicht vollständig genutzt.
Was fehlt, ist ein verbindlicher Standard für digitale Schnittstellen zwischen Planenden, Prüfenden und Bauenden. Ein solcher Rahmen würde nicht nur Zeit sparen, sondern Fehlerquellen minimieren, Prozesse transparent machen – und Behörden entlasten.

Wie groß das Potenzial ist, zeigt ein Blick nach Bayern: Hier werden digitale Typengenehmigungen erprobt – ein Verfahren, bei dem einmal geprüfte Gebäudetypen an mehreren Standorten ohne erneute Einzelfallprüfung umgesetzt werden können. Was früher Wochen dauerte, lässt sich damit auf wenige Tage reduzieren. Wenn solche Verfahren flächendeckend eingeführt und mit zentralen Datenbanken und automatisierten Prüfprozessen kombiniert werden, könnten sie nicht nur Bauherren entlasten – sondern vor allem die oft überlasteten Verwaltungen.

Vor allem kleinere Kommunen profitieren von klaren Strukturen: Digitale Typengenehmigungen, zentrale Datenbanken für Bauprodukte, automatisierte Prüfverfahren. So wird die Bauverwaltung vom Flaschenhals zum Möglichmacher.

3. Genehmigen statt verhindern

Wer heute einen Bauantrag stellt, muss sich durch ein Dickicht aus Einzelfallentscheidungen und langwierigen Prüfprozessen kämpfen. Jede Abweichung vom Standard bedeutet Mehraufwand. Was fehlt, sind skalierbare Lösungen und verlässliche Strukturen: Typenbauten, digitale Planungsvorlagen, klar definierte Genehmigungspfade.

Typengenehmigungen müssen praxistauglich sein – und tatsächlich genutzt werden. Noch sind sie Ländersache, mit entsprechend uneinheitlicher Umsetzung. Eine zentrale Typengenehmigung auf Bundesebene würde Planbarkeit schaffen, Verfahren beschleunigen und Skalierung ermöglichen.

Ein bundesweiter Rahmen mit einem öffentlichen Typenregister und digital verfügbaren Planungsmustern könnte Pionierprojekte sichtbar machen, Innovationen fördern – und die Standardisierung als Chance für bessere, nicht schlechtere Architektur etablieren. Standardisierung darf nicht als Verlust von Qualität verstanden werden, sondern als Voraussetzung für eine zukunftsfähige Baukultur

4. Serielle Sanierung statt Einzelkämpfertum

Während viele den Blick nur auf den Neubau richten, liegt ein riesiges Potenzial im Bestand – gerade in der seriellen Sanierung. Mit standardisierten Modulen, vorgefertigten Fassadenelementen und digitaler Bestandserfassung können auch große Wohnungsbestände im laufenden Betrieb klimaneutral umgebaut werden. Das spart Zeit, reduziert Mieterbelastung und senkt Emissionen.

Allein in Deutschland müssen rund 19 Millionen Bestandsgebäude bis 2045 gemäß Gebäudeenergiegesetz klimaneutral saniert werden – ein gewaltiger Kraftakt, der ohne industrielle Verfahren kaum zu bewältigen ist. Serielle Sanierung bietet hier eine realistische Antwort auf den Sanierungsstau und die ambitionierten Klimaziele.

Unternehmen wie Vonovia oder LEG experimentieren bereits mit Plug-and-Play-Lösungen für Dämmung, Heizung und Energiegewinnung. Auch Technologieanbieter wie Mitsubishi Electric tragen mit modularen Wärmepumpen und digitalen Steuerungssystemen dazu bei, serielle Sanierungslösungen effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Die Herausforderung: Die Verfahren müssen einfacher genehmigt werden – etwa durch bundeseinheitliche Zulassungen oder vereinfachte Nachweise im GEG (Gebäudeenergiegesetz).





























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