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23.02.2022 Cradle-to-Cradle-Prinzip als Inflationsschutz für private Bauherren

Der Aufschrei nach dem KfW-Förderungsstopp im Januar hat gezeigt, dass das Interesse an ressourcenschonendem Bauen bis in die Mitte der Bevölkerung gedrungen ist. Ein Trend, der sich auch durch die stetige Zunahme von ESG-Unternehmensstrategien in der Immobilienwirtschaft bemerkbar macht. Das haben Untersuchungen von Aengevelt Research im vergangenen Jahr ergeben. „Die Immobilienwirtschaft ist einer der ressourcenintensivsten Wirtschaftszweige Deutschlands. Um der immer stärker wachsenden Nachfrage nach nachhaltigen Investments gerecht zu werden, muss die Bauwirtschaft ressourcenschonender werden. Circular Economy ist daher das Gebot der Stunde“, erklärt Katharina Heid, zertifizierte Sachverständige für Immobilienbewertung und Geschäftsführerin des Sachverständigen-Unternehmens HEID Immobilienbewertung.

Deutschland gehört weltweit zu den Top 5 Ländern mit dem höchsten Ressourcenverbrauch. Die Bau- und Immobilienwirtschaft nimmt dabei eine entscheidende Rolle ein. Laut Umweltbundesamt werden rund 90 Prozent der mineralischen Rohstoffe in der Immobilienwirtschaft verbaut. Außerdem ist sie für rund 55 Prozent des nationalen Abfallaufkommens verantwortlich. Ein Ansatz, diesen Ressourcenverbrauch drastisch zu senken, bietet das aus der Circular Economy stammende Cradle-to-Cradle-Prinzip.

Katharina Heid sagt dazu: „Beim Cradle-to-Cradle-Prinzip werden Objekte aus schadstofffreien, trennbaren und vollständig recyclebaren Produkten mit gleichbleibender Qualität gebaut. Der Vorteil dabei ist, dass nach Ende des Lebenszyklus der Immobilie diese Materialien nicht mehr als Abfall enden, sondern für neue Projekte wiederverwendet werden können. Somit wird nicht nur die Abfallproduktion reduziert, sondern die Immobilie fungiert gleichzeitig als ein Materialdepot. Die verbauten Rohstoffe bleiben dem Kreislauf also erhalten.“

Nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip erbaute Immobilien leisten jedoch nicht nur einen großen Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz. Es eröffnet ebenso betriebswirtschaftliche Vorteile, wenn das Wirtschaftswachstum vom Verbrauch endlicher Ressourcen entkoppelt wird. Kostenersparnisse ergeben sich unter anderem dadurch, dass viele Baumaterialien gar nicht erst von weit entfernten Produktionsstätten geliefert werden müssen.

„Diese ökonomischen Vorteile wirken sich auch direkt auf den Wert der Immobilie aus. So haben Studien von Drees & Sommers ergeben, dass Objekte, die nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip erbaut wurden, um bis zu 10 Prozent mehr Wert generieren konnten als andere vergleichbare Immobilien. Steigen die Rohstoffpreise weiter, tut es der Wert der Immobilie ihnen gleich“, prognostiziert Katharina Heid. „Das könnte auch für private Hausbesitzer interessant werden, wenn diese in Zeiten unsicherer Geldpolitik und steigender Inflation Immobilieneigentum als Altersvorsorge nutzen.“

Um ein Objekt nach den Ansprüchen der Kreislaufwirtschaft zu entwickeln, muss der Ansatz jedoch ganzheitlich für den gesamten Lebenszyklus der Immobilien gedacht werden. Bereits bei der Konzeption müssen wiederverwendbare Materialien eingeplant und entsprechend vermerkt werden. Für die realwirtschaftliche Umsetzung ist es daher unabdingbar, dass es ein Kataster für die verwendeten Rohstoffe gibt. Denn nur, wenn einsehbar ist, wo, welche Ressourcen in Immobilien verarbeitet sind, können diese wiederverwendet werden. Erste Entwicklungen in diese Richtung präsentiert das Materialkataster von Medaster in Deutschland seit letztem Jahr.

Katharina Heid sagt weiter: „Aber nicht nur Architekten, Planer und Projektentwickler müssen sich auf die Kreislaufwirtschaft einstellen. Ähnlich wie der Bau eines Objekts nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip holistisch gedacht werden muss, ist es auch wichtig, dass sich alle Bereiche der Immobilienwirtschaft damit vertraut machen. So müssen Sachverständige beispielsweise für die Bewertung solcher Objekte genau wissen, welche Rohstoffe verwendet wurden und wie sich diese auf die Bewertung der Immobilien auswirken können. Wer es verschläft, sich auf diese Änderungen frühzeitig vorzubereiten, wird am Markt nicht bestehen können.“







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