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28.11.2022 Vatikan veröffentlicht Dokument zu ethisch-nachhaltigen Geldanlagen

Die aktuell vom Vatikan vorgelegte Orientierungshilfe „Mensuram Bonam – Faith-Based Measures for Catholic Investors: A Starting Point and Call to Action“ hebt erstmals in einem eigenen Dokument den Stellenwert des ethisch-nachhaltigen Investments für die kirchlichen und caritativen Einrichtungen der katholischen Kirche weltweit hervor und gibt Handlungsempfehlungen für deren Geldanlagen. Sie erläutert ihre theologisch-ethischen Hintergründe und Umsetzungsmöglichkeiten anhand der drei grundlegenden Bausteine Ausschlüsse, Positiv-/Negativ-Screening und Engagement. Die Formulierung konkreter Ausschlusskriterien zeigt, wie sich der christliche Glaube aus katholischer Sicht in der Kapitalanlage verwirklichen lässt.

Unter der Leitung von Kardinal Peter Turkson, dem ehemaligen Präfekten des vatikanischen Dekasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen, kam ein aus internationalen Fachleuten bestehendes Expertengremium, zu denen Vertreter von Ordensgemeinschaften, der Wissenschaft, kirchlicher Einrichtungen und der Vatikanbank IOR zählten, mehrmals in Rom zusammen. Helge Wulsdorf, Leiter Nachhaltige Geldanlagen bei der Bank für Kirche und Caritas, hat sich als deutscher Vertreter bei der Entstehung des vatikanischen Papiers mit seinen langjährigen Erfahrungen und Erkenntnissen eingebracht. In einem mehrstufigen Prozess, in dem weitere kirchliche Kompetenzträger aus aller Welt eingebunden waren, entstand das 45-seitige Papier „Mensuram Bonam“, was „mit gutem Maß“ bedeutet und dem Lukasevangelium, Kapitel 6 Vers 38 entnommen ist. Dem Vatikan geht es vor allem darum, dass sich auch die Weltkirche zum Thema ethisch-nachhaltige Geldanlagen positioniert, nachdem bereits mehrere nationale Bischofskonferenzen hierzu Leitfäden herausgegeben haben und es auf den internationalen Finanzmärkten zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Geld ist für die Kirche kein Selbstzweck. Es muss dienen und nicht regieren, wie es Papst Franziskus fortwährend betont. Deshalb erläutert der Vatikan in seinem Dokument, wie eine theologisch motivierte Geldanlage in Einklang mit den christlichen Wertvorstellungen aussieht. Grundlage und Legitimation hierfür sind zahlreiche biblische Verweise und Textstellen aus den Enzykliken der kirchlichen Soziallehre, die in „Mensuram Bonam“ erstmalig sehr tiefgehend diskutiert werden. Die am Schluss aufgeführten Ausschlusskriterien bringen die christlichen Wertvorstellungen konkret zum Ausdruck. Sie bauen unter anderem auf der von der Deutschen Bischofskonferenz herausgegebenen Orientierungshilfe „Ethisch-nachhaltig investieren“ auf, an der Helge Wulsdorf bei der Erstauflage federführend mitgewirkt hat und deren Inhalte er in das vatikanische Expertengremium eingebracht hat.

Für den Nachhaltigkeitsexperten der Bank für Kirche und Caritas ist bei den Diskussionen in Rom vor allem wichtig gewesen, dass sich das ethisch-nachhaltige Investment nicht nur auf einzelne Anlagekriterien fokussiert. „Es stellt einen ganzheitlichen Ansatz dar, mit dem mittels kirchlicher Geldanlagen bewusst positive Beiträge zu einer zukunftsgerechten sozial-ökologischen Transformation aus christlicher Perspektive geleistet werden“, so Helge Wulsdorf. Dieser Ansatz spiegelt sich in „Mensuram Bonam“ wider. Die katholische Kirche versteht es als ihren Auftrag, die ethischen und anthropologischen Grundlagen von Geldanlagen zu stärken. Dabei sind die Würde des Menschen und seine ganzheitliche Entwicklung sowie die Sorge um unser gemeinsames Haus, unsere Erde, die zentralen Referenzpunkte wirtschaftlichen Handelns. Abschließend fordert „Mensuram Bonam“ im Sinne des Gemeinwohls Finanzakteure, Politiker und internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen zum gemeinsamen Dialog über ethisch und sozial verantwortliches Investieren auf, um auf diesem Weg gemeinsam weiterzukommen.







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