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01.06.2017 HANSAinternational: Hohe Cash-Quote erlaubt gezielte Investitionen

Die politischen Krisenherde haben über Monate die Agenda für Anleiheinvestoren gesetzt. „Nach den Wahlen in Europa, dem Referendum in der Türkei und der leichten Entspannung um Nordkorea scheinen einige der großen Angstthemen abgehakt. Wir haben trockenes Pulver und investieren jetzt gezielt“, sagt Christian Bender, der bei HANSAINVEST den Rentenfonds HANSAinternational managt. Dabei lassen sich in mehreren Ländern und über unterschiedliche Instrumente attraktive Renditen zu erzielen.

„Aktives Management ist im Rentenbereich wichtiger geworden“, sagt Bender. So etwa bei Anlagen in der Türkei. „Die Türkei grenzt an Syrien und den Irak, in denen Bürgerkrieg herrscht. Das drückt weiter auf die Stimmung.“ Allerdings seien diese Risiken eingepreist, jetzt müsse der Blick wieder verstärkt auf die wirtschaftliche Lage in der Türkei selbst gerichtet werden. „Hier sehen wir nach dem Referendum Ruhe einkehren, was in den nächsten Monaten solide Renditen erlauben wird“, so Bender.

Risikominimierung durch supranationale Emittenten für Schwellenländer

Dabei sei es allerdings derzeit noch empfehlenswert, nicht direkt, sondern über Bande zu investieren: „Über die Auswahl eines nicht-türkischen Emittenten lässt sich ein guter Teil der Renditen, die die türkische Lira bietet, ins Portfolio holen“, sagt Bender. Lediglich die Prämie für das Länderrisiko fällt weg. „Wir gehen hier etwa den Weg über eine Anleihe der International Finance Corporation IFC, einer Weltbank-Tochter“, sagt Bender. Zwar sei die Liquidität häufig geringer, gleichwohl biete sich das Vorgehen, über surpranationale Adressen zu investieren, ebenfalls in anderen Schwellenländern an.

Interessante Renditen in Fernost und Lateinamerika

„So gehen wir auch vor, um die Chancen der indonesischen wie der indischen Rupie zu erschließen“, sagt Bender. China sollte laut Bender höher gewichtet werden: „Hier fehlt es aber vor allem an entsprechender Liquidität. Das Angebot an hochwertigen Investitionszielen kann bislang leider nicht mit der erhöhten Nachfrage Schritt halten.“ Brasilien biete nach den rasanten Geschehnissen um die Absetzung der bisherigen Präsidentin und den Gerüchten über ein Fehlverhalten des amtierenden Präsidenten Michel Temer jetzt wieder Einstiegschancen: „Hier werden Risiken abgebaut, die Kurse dürften davon profitieren.“ Auch in Mexiko sei die Lage entspannter als noch kurz nach dem Amtsantritt Donald Trumps mit seinen vehementen Drohungen gegen das Nachbarland.

USA: Im Alltag angekommen

Die USA sind immer noch einer der weltgrößten Anleihemärkte und deshalb in vielen Portfolios stark vertreten. „Es gibt eine große Vielfalt an Instrumenten, mit denen sich in den Dollar investieren lässt“, sagt Bender. Allerdings seien die Zinsen interessanter als die Währung: „Taktisch ist es Zeit, den Dollar unterzugewichten, weshalb ich mich in den letzten Wochen nach und nach etwas aus dem Greenback verabschiedet habe.“ Das liege vor allem daran, dass nach den Aufgeregtheiten um Donald Trump die Regierung in Washington jetzt im Tagesgeschäft angekommen sei. Kompromisse und das zähe politische Ringen darum bestimmten jetzt mehr die Agenda als die großen und von den Märkten willig aufgenommenen Ankündigungen des Amtsantritts.

Europa gestärkt

So könnte die Fed auch statt der erwarteten zwei nur noch einen Zinsschritt gehen. „Dann müsste dieser Zinsanstieg ausgepreist werden, was zusätzlich Druck aufbaut“, sagt Bender. Das gelte umso mehr als Europa seine politischen Risiken weiter verringere. Die Ergebnisse der Wahlen in den Niederlanden und Frankreich hätten die Angst vor einer schleichenden Auflösung der EU verringert. Die Flüchtlingskrise sei zumindest derzeit deutlich in den Hintergrund getreten und auch vor dem Start der Brexit-Verhandlungen hätten sich die Europäer so einig gezeigt wie selten.

„Es kann also sein, dass wir den Euro bald eher bei 1,10 bis 1,15 zum Dollar sehen als in der vorher angenommenen Spannbreite von 1,05 bis 1,10“, so Bender. Zudem profitiere der Investor in Europa von den wieder zusammenlaufenden Risikospreads in Frankreich oder auch Italien. Darüber hinaus gebe es die Möglichkeit, etwa in polnische Zloty zu investieren. „Anleihen in Zloty sind im Prinzip eine Wette auf den Euro, aber mit einem gewissen Extra“, sagt Bender.
Und auch der Rubel biete Chancen, die allerdings mit reinen Anleihen sehr schwer zu nutzen seien: „Hier gibt es so gut wie keine frische Ware, vor allem nicht im kurzfristigeren Segment“, sagt Bender. Zudem seien die Geld-Brief-Spannen in Russland sehr groß, was die Rendite schmälere. „Aus meiner Sicht ist es besser, die gute Geldmarktverzinsung mitzunehmen und auf Festgeld zu setzen, um den russischen Markt in ein Portfolio zu holen.“ Das ließe auch mehr Flexibilität als ein Bond-Investment.

Insgesamt sei der Weg zur Rendite am Rentenmarkt in den vergangenen Monaten noch einmal anspruchsvoller geworden. Die politische Entspannung eröffne aktiven Managern gute Gelegenheiten. „Es ist jetzt nicht die Zeit für große Sprünge, sondern für selektive Käufe. Glücklich also, wer sein Pulver trocken gehalten hat“, sagt Bender. „Aggressives Abwarten zahlt sich jetzt aus.“








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