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07.06.2017 Zwischen Aufschwung und Stillstand – Zinswende nicht in Sicht

Nur rund eine Woche nach der Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) Ende April, die Zinsen nicht zu verändern und den Kurs einer ultralockeren Geldpolitik fortzuführen, veröffentlichte das Statistikamt Eurostat vorläufige Quartalsdaten der Währungsunion und bestätigte den Aufwärtstrend der letzten Monate.

Kurt Neuwirth, Finanzexperte und Geschäftsführer von Neuwirth Finance dazu: „Die aktuelle Situation kann man am besten mit den Worten ´Zwischen Aufschwung und Stillstand´ beschreiben. Ja, es kann zu Zinsschritten der EZB in naher Zukunft kommen, jedoch ist dies nur die Verabschiedung von einer ultralockeren zur lockeren Geldpolitik und keine Zinswende.“

Denn trotz vielversprechender Wirtschaftsdaten, rückt die EZB von der derzeitigen Zinspolitik nicht ab. Neuwirth: „Die Zentralbank sieht den Aufschwung und hält sich nichtsdestotrotz alle Türen offen. Einerseits sieht sie die günstigen Finanzierungsbedingungen als einen der Gründe für die positive Preisentwicklung in der Eurozone und erachtet sie andererseits als unbedingt notwendig, um das Inflationsziel von knapp 2 Prozent zu erreichen. Insbesondere die Volatilität in der Preisentwicklung und die immer noch nötige Stützung der Inflation führt die EZB als einer der Hauptgründe auf, nicht von dem derzeitigen Kurs abzurücken.“

Im März 2017 sank die Arbeitslosenquote der Eurozone auf 9,5 und markierte so den tiefsten Stand seit April 2009. Dennoch ist immer wieder eine große Heterogenität der Euroländer zu beobachten. So herrscht in Deutschland mit 3,9 Prozent gewissermaßen Vollbeschäftigung, wohingegen in Spanien fast jeder fünfte ohne Arbeitsplatz leben muss. Besorgniserregend sind außerdem die Jugendarbeitslosenquoten in Griechenland (48 Prozent) und Spanien (40,5 Prozent). Die jährliche Inflation stieg im April auf 1,9 Prozent gegenüber 1,5 Prozent im März. Hier ist tatsächlich seit Ende letzten Jahres ein signifikanter Anstieg zu verzeichnen, der sich nun zu verfestigen scheint. Ebenso konnte die Währungsunion im ersten Quartal 2017 das Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 0,5 Prozent steigern und wuchs damit doppelt so stark, wie die Vereinigten Staaten.

Nach Angaben des Finanzexperten sieht die EZB vor allem strukturelle Reformen als Allheilmittel, um die Widerstandsfähigkeit der Mitgliedsstaaten zu erhöhen, Produktionslücken zu schließen und die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. „Der Aufschwung ist da und Europa zeigt Courage, jedoch ist nicht überall die äquivalente Entwicklung zu verzeichnen, womit die Zentralbank über ökonomisch erstarkende Länder wie Deutschland ´hinwegsehen muss´. Die Heterogenität innerhalb der Währungsunion hinsichtlich etlicher ökonomischer Aggregate kann ein ernsthaftes Problem für die effektive Betreibung von Geldpolitik werden. Deutschland wird wohl weiter auf die ´Nachzügler aus Südeuropa´ warten müssen“, so Neuwirth abschließend.




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