News RSS-Feed

04.09.2017 Die neue Liegenschaftspolitik Berlins: Königsweg oder Sackgasse?

Seit 2012 gilt in Berlin die neue Liegenschaftspolitik: Weg von der Politik des Höchstpreises, hin zu einer strategischen Ausrichtung mit Blick auf den künftigen Bedarf. Doch wie zielführend ist diese Politik? In diesem Zusammenhang diskutierten heute auf dem ersten Liegenschaftskongress Berlins Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, u. a. Senatorin Katrin Lompscher, Senator Dr. Matthias Kollatz-Ahnen, BImA-Vorstand Paul Fietz und Trockland-CEO Heskel Nathaniel folgende Themen:

Die öffentliche Hand als Garantin der Stadt für alle? – Berlin soll für alle da sein: Alte und Junge, Familien und Singles, Wirtschaft und Kultur. Diese Aufgabe muss in der öffentlichen Wahrnehmung die Verwaltung übernehmen. Oder müssen Bürger und Wirtschaft selbst tätig werden?

Dazu Birgit Möhring, Geschäftsführerin der BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH: „Die öffentliche Hand alleine wird dieser Aufgabe nicht gerecht werden; das sollte auch nicht ihr Anspruch sein. Es ist – wie fast immer – eine gesunde Mischung, die unsere Stadt voranbringen sollte: Vorausschauendes Quartiersmanagement und strategisch kluger Umgang mit landeseigenen Grundstücken sind sicherlich Aufgaben der öffentlichen Hand. Das ersetzt jedoch nicht die privatwirtschaftlichen Marktteilnehmer, die in unsere Stadt investieren. Bürgerschaftliches Engagement finde ich aber ebenfalls wichtig, wünsche mir hier oft mehr Augenmaß. Dazu gehört auch, dass – wer mitredet – auch akzeptieren muss, dass die eigenen Positionen nicht immer durchsetzbar sein werden.“

Spannungsfeld Bodenpolitik – Bund, Land, Kommune: alle verfügen über Liegenschaften im Stadtgebiet, was oft zu langen Prozessen bei Entscheidungen führt. Ist das noch zeitgemäß oder sollte der Bund mehr Verantwortung in die Hände der Stadtleitung geben?

Dazu Dr. Margaretha Sudhof, Staatssekretärin, Senatsverwaltung für Finanzen (SPD): „Unser Ziel ist es, die Immobilienpolitik des Bundes gemeinnütziger auszurichten. Auf die Belange der Kommunen muss Rücksicht genommen werden, um gerade in wachsenden Städten preiswertes Wohnen zu gewährleisten. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum in Berlin und anderen Großstädten sowie steigende Kosten beim Wohnungsbau sind unsere größten Herausforderungen. Ich bin mir sicher, dass wir für eine Neuausrichtung der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben auf Bundesebene Mitstreiter finden, um die Interessen von Bund, Land und Kommune mehr in Einklang zu bringen.“

Wider die Gentrifizierung – Berlin und andere Städte haben mit einer sozialen Bewohnermischung gute Erfahrungen gemacht. Ist diese Entwicklung in Gefahr? Brauchen wir überhaupt noch eine soziale Mischung in der Stadt?
Dazu Florian Niedermeier, Geschäftsführer der Markthalle Neun: „Wir sehen unser Projekt ja von Anfang an als ein Projekt der Gentrifizierung von unten an, da bei uns die Bewohner von Kreuzberg selbst Unternehmen gründen, Mitarbeiter einstellen und einen ehemals mehr oder weniger verlassenen Ort beleben und aufwerten. Dabei erwirtschaften sie für sich und andere ein Auskommen, welches hilft, Widerstandskräfte gegen eine fremdbestimmte Gentrifizierung zu entwickeln.“

Über die Alte Münze

Die Alte Münze war über 70 Jahre lang die Münz-Prägeanstalt von Reichsmark, DDR-Mark, D-Mark und Euro. Ihren heutigen Platz erhielt sie nach mehreren Umzügen 1936. Erbaut wurde die Münze in den Jahren 1936 bis 1942 nach Plänen von Fritz Keibel (Architekt) und Arthur Reck (Entwurf). Nach dem 2. Weltkrieg prägte sie u. a. Aluminiummünzen und hatte 1990 einen 20-prozentigen Anteil an der gesamtdeutschen Münzprägung. 2006 wurde hier auch eine Goldmünze zur deutschen Fußball-Weltmeisterschaft aufgelegt.

Im selben Jahr schloss die Münze ihre Tore und verlegte ihre Produktion nach Reinickendorf. Das Gebäudeensemble mit einer Bruttogeschossfläche von ca. 20.000 m² kam am 1. Mai 2005 zum Liegenschaftsfonds, der 2015 mit der BIM zusammengelegt wurde. Ab 2009 bis Januar 2015 fanden in den Räumen unterschiedliche Veranstaltungen statt. Seit Februar 2015 sind Teile der Münze an verschiedene Nutzer vermietet. Für Teile der Liegenschaft ist heute der Bund verantwortlich, andere werden von der BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH bewirtschaftet. Die Zukunft des Areals ist offen. Geplant ist derzeit eine nicht kommerzielle Nutzung als Kulturstandort.






Leserumfrage
Wir schätzen Ihre Expertenmeinung!
Hier ist unsere Leserumfrage:
schnell & unkompliziert
Jetzt starten!