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21.11.2012 Ehemaliger Güterbahnhof Tübingen wird zum Stadtquartier

Der Gemeinderat Tübingen hat in seiner Sitzung den Rahmenplan Güterbahnhof als Grundlage für die Ausarbeitung des Bebauungsplans einstimmig beschlossen. Damit ist der Weg frei für die städtebauliche Entwicklung des Güterbahnhof-Areals, das mit etwa 9 Hektar eines der größten zentralen Entwicklungsgebiete der Universitätsstadt ist. Der Rahmenplan wurde in enger Abstimmung zwischen der Stadt Tübingen und den Grundstückseigentümern, dem privatwirtschaftlichen Immobilienunternehmen Aurelis Real Estate GmbH & Co. KG und der DB Services Immobilien GmbH, erarbeitet. In nur 500 m Entfernung vom Stadtzentrum soll ein gemischt genutztes Stadtquartier entstehen.

Im Oktober 2011 hatten Stadt und Eigentümer für die Gestaltung von knapp 7 Hektar des Areals einen städtebaulich-freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb ausgeschrieben. Im März 2012 wurde der Siegerentwurf der Arbeitsgemeinschaft ANP Architektur- und Planungsgesellschaft, Kassel, und GTL Gnüchtel Triebswetter Landschaftsarchitekten, Kassel, gekürt. Bis Ende September 2012 haben die Stadt und die Projektbeteiligten diesen Wettbewerbsentwurf in intensiven Abstimmungsrunden überarbeitet und optimiert. Begleitend wurde das Projekt in Sitzungen des sogenannten Runden Tisches der Stadt Tübingen diskutiert. Die Anregungen aus dem Teilnehmerkreis flossen ebenfalls in die Überarbeitung ein.

„Was sich heute als Win-win-Situation für alle Beteiligten darstellt“, erläutert Aurelis-Projektleiter Michael Bender, „ist angesichts der zahlreichen Herausforderungen auf diesem Grundstück keine Selbstverständlichkeit. Wir mussten gemeinsam eine Projekt- und Prozessstruktur schaffen, ein Nutzungskonzept weiterentwickeln, das zum Stadtteil passt, und eine optimale Verkehrsführung ausarbeiten. All dies wäre ohne die verlässliche und motivierende Partnerschaft zwischen Stadt und Eigentümern nicht so zügig zum Ergebnis gekommen.“ So sollen auf einem Nettobauland von rund 6 Hektar etwa 24.000 m² für Gewerbe, rund 30.000 m² für Wohnen und knapp 6.000 m² für Sondernutzungen entstehen. Wenn der Bebauungsplan Ende 2013 rechtskräftig wird, kann die Vermarktung der Grundstücke beginnen.

„Wir sind sehr froh, dass allen Projektpartnern der behutsame Umgang mit der historischen Bausubstanz so wichtig war“, ergänzt Tim von Winning, Leiter des Fachbereichs Planen Entwickeln Liegenschaften in der Tübinger Stadtverwaltung, „denn so kann die ehemalige Güterhalle als identitätsstiftendes Element die neue Quartiersmitte markieren.“ Die Güterhalle prägt den vorgelagerten Quartiersplatz, der wie eine Aufweitung des Boulevards Eisenbahnstraße wirken wird. Die Halle soll saniert und attraktiv umgenutzt werden. Die wirtschaftliche Umsetzbarkeit verschiedener, denkbarer Nutzungsszenarien – von der Unterbringung des Stadtarchivs über eine Kindertagesstätte bis hin zu gastronomischen Angeboten – war von der Stadtverwaltung bereits im Rahmen einer Machbarkeitsstudie überprüft worden.

Ein weiterer zentraler Baustein des Rahmenplans ist die Gestaltung und Aufwertung des öffentlichen Raums: Straßen, Plätze und Wege sollen in erster Linie als Aufenthaltsräume für Bewohner und Beschäftigte vor Ort gesehen werden – und erst in zweiter Linie als Verkehrsraum. Daher wird die bestehende Eisenbahnstraße als zentrales Rückgrat des Quartiers auf rund 25 m Breite angelegt und mit Bäumen und Mobiliar ausgestattet. Dieser neue Quartiers-Boulevard bindet das Güterbahnhofs-Quartier an den südlichen Stadtraum an, ergänzt in West-Ost-Richtung das bestehende Fuß- und Radwegenetz der Südstadt und sorgt damit auch für eine bessere Anbindung der Südstadt an die Altstadt. „Bei innerstädtischen Konversionsflächen wie dieser“, betont Projektleiterin Ulrike Assfalg von der DB Services Immobilien GmbH, „ist es vordringlichstes Ziel der Planer, die Qualität des städtischen Lebens zu verbessern. Deshalb war uns von Anfang an klar, dass im neuen Quartier vor allem die Wege zwischen Südstadt und Innenstadt verbessert und die Beziehungen der einzelnen Stadtteile zueinander verstärkt und aufgewertet werden müssen.“

Das städtebauliche Konzept gliedert das Areal in drei Abschnitte. Der westliche Abschnitt wird durch ein markantes Gebäude besetzt – beispielsweise für Einzelhandel, Büros, Dienstleistung und Sonderwohnformen. Es soll den baulichen Auftakt und das repräsentative Entrée für das Quartier und die Südstadt bilden. Im mittleren Bereich werden sich vier- bis sechsgeschossige Wohngebäude um ruhige Innenhöfe gruppieren, die private und gemeinschaftliche Freibereiche enthalten. Innerhalb dieser städtebaulichen Struktur können zukünftig verschiedene Bauträger oder Baugruppen typische städtische Wohnformen realisieren. Vor allem entlang des neuen Quartier-Boulevards werden kleinteilige Einheiten mit Läden im Erdgeschoss konzentriert und sollen so für eine Belebung des breiten Fußgängerbereichs sorgen. Den Abschluss des Quartiers bildet ein kleiner Bereich, in dem Büro- und Gewerbeflächen geschaffen werden können. Sie werden in Tübingen dringend benötigt. Die Flächen, die östlich vom Wettbewerbsgebiet liegen, sollen den angrenzenden Firmen zur Erweiterung ihres Betriebsgeländes dienen.

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