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21.11.2012 Bremens innerstädtischer Einzelhandel steht unter einem guten Stern

Bremens innerstädtischer Einzelhandel steht derzeit unter einem guten Stern. Die 1A-Lagen der Wesermetropole erleben eine Renaissance und trotzen der über viele Jahre hinweg dominanten Centerkonkurrenz. Zuletzt stiegen daher auch die Spitzenmieten in der Bestlage wieder, wie das auf innerstädtische Einzelhandelsimmobilien in 1A-Lage spezialisierte Maklerunternehmen LÜHRMANN in den aktuellen LÜHRMANN CityNews Bremen feststellt.

Bremen – das ist Hanse, das ist Weser, das ist Wasser – kurzum, die rund 550.000 Einwohner umfassende norddeutsche Stadt mit der stolzen Geschichte ist mehr als nur das Zentrum des gleichnamigen Stadtstaates. Die Metropole ist eine traditionell vom fließenden Nass und vom Handel geprägte Stadt – die sich derzeit in Riesenschritten weiter entwickelt: zu einem erfolgreichen Standort technologischer Kompetenz und Innovationskraft. Zum heutigen Stadtbild gehören daher neben den traditionellen Wirtschaftsbereichen Schifffahrt, Hafen, Transport und den unvermeidlichen Stadtmusikanten sowie dem altehrwürdigen Roland zunehmend neue Unternehmen aus der Dienstleistungs- und Hightech-Branche. In direkter Nachbarschaft zur Innenstadt befindet sich, symbolisch für diesen Aufbruch, eines der größten Stadtentwicklungsvorhaben Europas: die Überseestadt. Auf 300 Hektar ehemaligen Hafenareals werden Gebäude saniert, neue Bauwerke entwickelt und die komplette Infrastruktur renoviert. Bis ins Jahr 2019 sollen sich rund 500 Unternehmen und Bildungseinrichtungen ansiedeln. Gleichzeitig entstehen Wohnungen, Kulturangebote und Grünanlagen direkt am Ufer der Weser. Eben diese Aufbruchstimmung überträgt sich auf die ganze Stadt. Auch der Tourismus, schon lange ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, hat noch einmal zugelegt. Vor allem bei den Tagesgästen kann Bremen punkten.

Im Zuge dessen bekommt nun auch der innerstädtische Handel seinen verdienten Teil vom (Umsatz-)Kuchen ab. Man mag es kaum glauben, doch Bremens 1A-Lage fiel lange Jahre deutlich ab im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten. Der innerstädtische Einzelhandel, wenngleich mit den bekannten Sehenswürdigkeiten durchsetzt, konnte sich seine Pfründe lange Zeit nicht angemessen sichern. Warum auch immer, wer letztendlich den Ausschlag gab, bleibt so unergründlich wie die Frage nach Henne oder Ei, über Jahre hinweg goutierte jedenfalls auch und gerade Bremens Bevölkerung das hier so zahlreich vorhandene Angebot des Einzelhandels auf grüner Wiese. Flächen in der so genannten Peripherie – im Übermaß: Haven Höövt, Weserpark, Roland-Center, Dodenhof, Waterfront. Als gehörte die Bremer Innenstadt und ihre Weserrenaissance rund um den Marktplatz nicht zu einer der schönsten Einkaufslagen des gesamten Nordens. Als hätte der Handel andernorts seine Wiedergeburt in den innerstädtischen Bestlagen nicht längst erlebt. Ein Delay, das nun, so zeichnet es sich ab, selbst Geschichte wird. Der Aufschwung kommt an auf Obernstraße, Sögestraße & Co. Erst kürzlich gab der Senat grünes Licht für den Ankaufsprozess des Gebäudekomplexes Lloydhof am Ansgarikirchhof. Ein nachhaltiges Signal. Nicht nur für ein Center in der Innenstadt, sondern für den gesamten Einzelhandel in der Bremer Innenstadt. Es geht voran.

Denn das ist klar, Bremens Innenstadt hat ihren ganz eigenen Reiz, für Kunden wie für Einzelhändler. Die Obernstraße und die parallel verlaufende Lloyd-Passage bilden mit der querenden Sögestraße einen großen attraktiven Fußgängerbereich, in dem sich nicht nur wunderschöne Häuser, sondern auch viele bekannte Einzelhändler befinden. Monetäres Potential ist ebenfalls vorhanden, die Pro-Kopf-Kaufkraft liegt über der von den Einwohnern Berlins (siehe LÜHRMANN CityFacts Bremen 2012/13). Zuletzt lag der Einzelhandelsumsatz im gesamten Stadtgebiet bei rund 3,4 Milliarden Euro. Das ist ein hohes Niveau. Und immer häufiger landet der Euro eben nicht mehr in den Kassen der Centermieter, sondern in denen der gewachsenen 1A-Lage. Dementsprechend stark war zuletzt auch das Interesse an erstklassigen Ladenlokalen. Da macht sich erneut der Nachfrageüberhang bei den großen bis sehr großen Ladenlokalen bemerkbar. Es ist die alte Bredouille: Großflächen waren und sind im Bestand kaum zu finden, die Stadt zollt so der historischen Bausubstanz ihren Tribut.

Mit der Stimmung steigt auch wieder die Spitzenmiete in den besten Lagen der Obernstraße und der Sögestraße. Bis zu 130 Euro kann der Quadratmeter eines Top-Ladenlokals in absoluter Bestlage mittlerweile monatlich kosten. Das hat einen unmittelbaren Einfluss auf den Wert der Immobilien in der Innenstadt. Die Durststrecke scheint endgültig überwunden, die Kaufpreisfaktoren sind so hoch wie nie zuvor. Legt man den derzeitigen Durchschnittsfaktor zu Grunde, sind die Häuser in der Bremer 1A-Lage seit dem Jahr 2002 um 21,6 Prozent im Wert gestiegen.

Aktuelle Projekte

Bonita ist umgezogen. Das Unternehmen aus Hamminkeln hat in dem Geschäftshaus Sögestraße 15 ein rund 150 Quadratmeter großes Ladenlokal angemietet. Bislang befand sich hier die Confiserie Arko.

Die wiederum zog es in die Lloyd Passage. Nach fast dreißig Jahren an der Sögestraße übernahm Arko eine rund 40 Quadratmeter umfassende Teilfläche des Yves Rocher-Ladenlokals. Das französische Kosmetikkonzept nutzte die Umbauphase ebenfalls und präsentiert sich seither in einem neuen Design.

Das Schmuckkonzept I Am der Beeline-Group ist unterdessen in die Sögestraße 9 gezogen. Damit kommt nun vermutlich etwas mehr Kontinuität in das 50-Quadratmeter-Ladenlokal, das in den letzten Jahren unter anderem von einem lokalen Metzger als Imbiss genutzt wurde.

Auch auf der Hutfilternstraße gab es in den letzten Monaten einige Veränderungen. Im Frühjahr zog zunächst das Coesfelder Modeunternehmen Ernsting’s family in eine 280 Quadratmeter große Einzelhandelsfläche in der Hutfilterstraße 16. Vorheriger Mieter war der Fischhändler Nordsee.
Anschließend mietete der Optiker eyes + more Ladenlokal direkt gegenüber an. Im vergangenen Sommer eröffnete das niederländische Unternehmen ein knapp 100 Quadratmeter große Ladenlokal in der Hutfilterstraße 15. Vormieter war die World Coffee Company.
Einen Mieterwechsel gibt es auch in der Hutfilterstraße 10. Auf den lokalen Modehändler Trendy folgt Deutschlands führender Schreibwarenspezialist McPaper. Das Berliner Unternehmen mietete erst kürzlich die 170 Quadratmeter neben dem alteingesessenen Modehändler Bruns.

Das ehemalige Pimkie-Ladenlokal in der Obernstraße 39-43 wurde unterdessen geteilt. Neue Mieter der insgesamt 400 Quadratmeter sind das Modelabel Street One sowie der britische Modeschmuckanbieter Claire’s.

Und kurz nach der Eröffnung der neuen Mammut-Fläche in Hamburg meldete der Outdoor-Anbieter den erfolgreichen Abschluss eines Mietvertrags für ein Ladenlokal in Bremen. Vor wenigen Tagen eröffnete die Mammut Sports Group daraufhin eine 250 Quadratmeter umfassende Verkaufsfläche in einer Randlage Am Wall 161.

Den größten Paukenschlag gab es ebenfalls erst kürzlich. Nach langem Hin und Her beschloss der Senat den Lloydhof zu kaufen. Damit kommen die Pläne für ein neues Einkaufszentrum im Ansgariquartier endlich in Fahrt. Um die 24 Millionen Euro würde das Gesamtensemble kosten, wenn der Deal mit der österreichischen S Immo noch in diesem Jahr über die Bühne ginge. Die Parkhausfläche Am Brill hinzugerechnet, könnte dort ein 17.000 Quadratmeter umfas sendes City-Center entstehen, über das im kommenden Jahr ein Investorenwettbewerb entscheiden soll. Läuft alles nach Plan, wäre 2017 Eröffnungstermin.

Weiterhin spannend bleibt es auch beim Bremer Carrée in der Obernstraße. Nachdem das Herrenmodegeschäft H.W. Meyer Anfang 2012 seinen Verkauf endgültig eingestellt hat, prüft der Eigentümer verschiedene Entwicklungsvarianten des Gebäudes unweit des Ansgarikirchhofs.

Weitere Entwicklung

Gespannt schauen Investoren und Mieter auf jedes erdenkliche innerstädtische Entwicklungsvorhaben. So könnte etwa die Entwicklung des Ansgariquartiers endlich zu ersehnten Flächenergänzungen und damit zu einer weiteren Stärkung der gesamten Lage führen. Das Interesse der Einzelhandelsunternehmen ist vorhanden, aber erst durch die weitere sukzessive Umsetzung innerstädtischer Projekte wird Bremen sein komplettes innerstädtisches Potential ausschöpfen und im Wettbewerb der deutschen Großstädte weitere Plätze gut machen können.

Fakt ist: durch weitere zugkräftige Mieter lassen sich mehr Kunden an die Weser locken. Das hat zuletzt etwa Primark in der Waterfront vorgemacht. Ganze Busladungen mit kaufwütigen Jugendlichen führte der Magnetanbieter nach Bremen. Zukünftig müssen solche Anker jedoch in die Innenstadt. Das ist eine Herausforderung für alle Seiten: die Stadt, die Mieter und für die Immobilieneigentümer. Doch wenn weiterhin neue (großvolumige) Einzelhandelsflächen geschaffen werden, steht Bremens innerstädtischer Einzelhandel unter einem guten Stern. Dann lebt Bremens Innenstadt weiter auf – und wird, neben Hamburg, wieder zum herausragenden Handelszentrum in Norddeutschland.


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