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08.12.2021 Candid-Tor in München: Lob und Tadel von städtischer Seite

Die Vision des Architekturbüros MVRDV für das Gebäude am Candidplatz in Untergiesing. Südlich davon: Das brachliegende städtische Grundstück, das bisher als Skateanlage genutzt wird (Bildcredit: MVRDV).
Am Dienstag hat sich die Stadtgestaltungskommission virtuell über den neuen Entwurf für das Ärzte- und Bürohaus am Candidplatz beraten. Unter dem Namen Candid-Tor soll in Untergiesing ein 64 Meter hohes Gebäude entstehen. Dort, wo Candidstraße, Candidplatz / Pilgersheimer Straße und Schönstraße zusammentreffen. Der Candidplatz ist heute geprägt von Gebäuden mit dunklen Fassaden. Dominant ist an dem Standort außerdem die Brückenkonstruktion des Mittleren Rings.

Der Entwurf stammt aus der Feder von MVRDV aus Rotterdam. Auftraggeber sind die Projektentwickler VALUES. Real Estate aus Hamburg und ehret + klein aus Starnberg. Die umfassenden Planungen laufen bereits seit über einem Jahr. Im September 2020 startete eine städtebauliche Mehrfachbeauftragung, bei der sich MVRDV gegen drei weitere international renommierte Architekturbüros durchsetzen konnte.

Das Team um Jacob van Rijs entwarf für den Candidplatz ein Gebäude, das aus aufeinandergetürmten, versetzt angeordneten Würfeln besteht. Für den bisher eher unattraktiven Ort soll so ein lokaler Identifikationspunkt geschaffen werden.

70 Prozent des heutigen Komplexes sollen erhalten werden. Nur die drei Gebäude, die sich direkt Richtung Candidplatz orientieren, sollen für das Candid-Tor weichen. Neben Büroräumen und Praxen sind zudem Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie und ein Fitnessstudio vorgesehen. Zu den geplanten sozialen Einrichtungen zählen eine Kindertagesstätte sowie ein Senioren- und Kulturzentrum. Über den Dächern Münchens soll außerdem eine öffentliche Dachterrasse entstehen.

Das Freiraumkonzept sieht vor, die Verbindung des Areals mit dem Stadtviertel zu stärken und sowohl die Qualitäten des ruhigen, grünen Innenhofs zu intensivieren als auch neue Aktivitätszonen zu schaffen, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dabei spielt auch die Aufwertung des städtischen Grundstücks unter der Mittleren Ring-Brücke eine große Rolle. Die Gestaltung des Freiraums hat das Münchner Büro Keller Damm Kollegen entwickelt.

Die Stadtgestaltungskommission würdigte die bereits sehr umfassende und qualitätsvolle Vorbereitung durch den Bauherren und lobte vor allem den Mut, an dieser Stelle etwas Neues zu wagen. „Solche schwierigen Orte ergeben Möglichkeiten für radikal Neues“, „ein Wahnsinns-Landmark an einem absoluten Unort“, „originelle und kreative Lösung des Problems“, „vom verlorenen Ort zum belebten Quartiersmittelpunk“, „wir brauchen Mut, um sowas anzugehen“ sind einige der Kommentare aus dem Expertengremium.

Stadtbauräten Elisabeth Merk fasst zusammen: „So ein Initialprojekt hat gefehlt. Ich finde, die bis dahin geleistete Arbeit sollte wirklich gewürdigt werden. In der Stadtgestaltungskommission hatte ich den Eindruck, dass es grundsätzlich eine Befürwortung gibt, an so einem Ort mal etwas Neues und Anderes zu wagen.“

Um sicherzustellen, dass die Bedarfe der Nachbarschaft und der Wunsch nach öffentlicher Zugänglichkeit ausreichend berücksichtigt werden sowie die optimale Ausgestaltung des Gebäudes gefunden wird, gibt die Stadtgestaltungskommission dem Investor den Auftrag, die Öffentlichkeit am Projekt zu beteiligen und den Bezirksausschuss einzubinden. Ein gemeinsames Workshopverfahren mit der Stadt soll zudem das Gesamtgebiet am Candidplatz, zusammen mit dem städtischen Grundstück südlich der Candidstraße, betrachten. Anschließend soll das Candid-Tor erneut in der Stadtgestaltungskommission vorgestellt werden.

Der erste Aufschlag des Candid-Tors regte die Diskussion verschiedener Sichtweisen im Gremium an. Dennoch sind Investoren und Architekten mit dem Feedback zufrieden. Architekt Jacob van Rijs vom Büro MVRDV resümiert nach der Sitzung: „Die Reaktion der Stadtgestaltungskommission ist für uns nachvollziehbar. Wir freuen uns, zusammen mit dem Bauherrn unsere Planungen bis zur Wiedervorlage im nächsten Sommer weiterzuentwickeln.“

Michael Ehret, Geschäftsführer von ehret + klein: „Wir nehmen uns die Empfehlungen des Expertengremiums sehr zu Herzen. Die Einbindung des Bezirksausschusses und unserer Nachbarn wäre ohnehin der nächste Schritt gewesen. Dass wir gemeinsam mit der Stadt über die Nutzung des Grundstücks südlich der Candidstraße nachdenken und unser Projekt dementsprechend anpassen können, macht aus unserer Sicht extrem viel Sinn.“







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