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14.02.2022 München: Ein klares Ja für das neue PaketPost-Areal

PaketPost-Areal, Hochhäuser. Fotocredit: © Herzog & de Meuron / LHM
Ein Leuchtturmprojekt für klimaneutrales Bauen und Wohnen, viele Grünflächen, bezahlbare Wohnungen sowie wenige Autos – die Münchner*innen haben zahlreiche Wünsche und Forderungen für die Neugestaltung des PaketPost-Areals in Neuhausen. Das Bürger*innengutachten für das geplante Stadtquartier nahe der Friedenheimer Brücke ist nun fertig, eine Delegation aus dem 112 Köpfe starken Team hat das mehr als 80 Seiten umfassende Papier an Bürgermeisterin Katrin Habenschaden überreicht. Kernaussage: ein klares Ja zu den Plänen für ein neues Wohn- und Geschäftsviertel, aber an einigen Stellen sollte noch nachgearbeitet werden.

Insbesondere die Größe der Grün- und Freiflächen reicht den Gutachter*innen nicht aus, und für die markante Paketposthalle wünschen sie sich ein belastbares Nutzungskonzept. Eine Mehrheit der nach einem Zufallsverfahren aus dem Melderegister ausgewählten Teilnehmer*innen befürwortet die beiden 155-Meter-Hochhäuser als wichtigen Teil des Masterplans. Ein reines Gewerbequartier, wie es der derzeit noch gültige Bebauungsplan auf den Flächen ermöglichen würde, lehnen die Münchner*innen ab.

Das Bürger*innengutachten fließt in die weiteren Planungen mit ein und spielt dort eine wichtige Rolle. Es wird zunächst dem Stadtrat vorgelegt, der dann über den weiteren Fortgang des Bauleitplanverfahrens entscheidet. Für die Münchner*innen gibt es im Laufe des Planungsprozesses noch weitere Möglichkeiten zur Mitwirkung und Stellungnahme.

Oberbürgermeister Dieter Reiter dazu: „Seriös und ausgewogen informieren, intensiv diskutieren und dann mit fundierter Meinung abstimmen: Das ist das Prinzip des Bürger*innengutachtens, und ich finde, der Aufwand hat sich gelohnt. Hier wurde nicht aus dem Bauch heraus entschieden, es ging nicht um ein simples Ja oder Nein. Hier haben Münchner*innen kreativ und mit großem Engagement ihre eigene Stadt mitgeplant.

Und ich freue mich, dass sie sich auch mehrheitlich offen gezeigt haben, für eine Architektur, die innovativ ist und mehr Höhe wagt. Das heißt, dass moderne Akzente im Stadtbild durchaus erwünscht sind – wenn der Standort stimmt. Ich kann mir Hochhäuser für München gut vorstellen, das habe ich immer gesagt, nicht überall in unserer Stadt, aber beispielsweise hier im Zusammenspiel mit der Paketposthalle. Ich bedanke mich bei allen für diesen bemerkenswerten Einsatz. Auf dieser Basis des Gutachtens werden wir nun weiterplanen.“

Stadtbaurätin Prof. Dr. (Univ. Florenz) Elisabeth Merk kommentiert: „Bürgerbeteiligung auf Augenhöhe bedeutet die Bereitschaft auf beiden Seiten, sich auf Konsens zu fokussieren und trotzdem einen Dissens zuzulassen - zugunsten einer gemeinsamen Zieldefinition.“

Ein nachhaltiges Quartier schaffen

Das PaketPost-Areal soll besonders ökologisch und klimafreundlich werden – das betrifft sowohl die Gebäude als auch das Mobilitätskonzept. Das neue Quartier an der Friedenheimer Brücke könnte so zur überregional bekannten „Marke“, zum Vorbild werden. Wichtig wären:

- eine nachhaltige Bauweise auf Basis des Platin-Standards der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
- ökologische Baustoffe auf dem zur Bauzeit aktuellen Stand der Technik
- wenig Autoverkehr und ein verringertes Parkplatzangebot
- E-Mobilität und Sharing-Konzepte
- ein intelligentes Parkraummanagement
- gute Angebote für Radfahrer*innen - aber ohne Beeinträchtigung der Fußgänger*innen: durch unterirdische Velo-Zufahrten und separate Fahrradschnellwege.

Mehr Grün- und Freiflächen bereitstellen

In den Außenbereichen sollte es mehr attraktiv gestaltete Grün- und Freiflächen geben. Die Balance zwischen bebauten und freien Flächen muss gewahrt sein. Hochwertige Grünflächen außerhalb des eigentlichen PaketPost-Areals in unmittelbarer Nähe wären eine denkbare Alternative, nicht aber die Vorzugslösung. Die Ergebnisse im Einzelnen:

- mindestens 20 Quadratmeter Freifläche pro Person
- Freiflächen haben Priorität vor Bebauung – aber möglichst nicht auf Kosten von Wohnungen. Lösungsidee: höhere Wohnblöcke oder ein weiteres Hochhaus
- Vor der Paketposthalle wäre ein Vorplatz schön.
- Die Freifläche in der Paketposthalle (mindestens 18.000 Quadratmeter) darf nicht durch kommerzielle Nutzungen verkleinert werden.

Den Masterplan weiterentwickeln

Zwar sind sich nicht alle Gutachter*innen einig, ob der aktuelle Masterplan die bestmögliche Variante für das Areal darstellt. Eine Mehrheit empfiehlt dennoch, die weitere Planung auf diesem Konzept aufzubauen – einschließlich des Baus der beiden Hochhäuser. Insgesamt erwartet die Mehrheit einen hohen Nutzen, wenn der Masterplan weiterverfolgt wird. Besonders wichtig sind:

- bezahlbare Wohnungen in größerer Zahl als es die städtischen Mindestvorgaben der sozialgerechten Bodennutzung (SoBoN) vorsehen
- keine Fixierung auf Luxuswohnungen, sondern vor allem auf Wohnungen im mittleren Preissegment, die durch gute Wohnungszuschnitte auch für Menschen mit Durchschnittseinkommen in Frage kommen
- Nein zum alten, aber derzeit noch gültigen Bebauungsplan, der Gewerbe und Bürobauten an der Wilhelm-Hale-Straße vorsieht.

Ja zu Hochhäusern, aber vielleicht müssen sie überarbeitet werden

Die Mehrheit der Gutachter*innen befürwortet den Bau von zwei 155 Meter hohen Türmen. Uneinigkeit herrscht über die Gestaltung: Dem einen Teil gefällt der Entwurf des Schweizer Büros Herzog & de Meuron, der andere empfiehlt einen Architekturwettbewerb.

Nutzung und Betrieb der Paketposthalle klären

Die Idee, die Paketposthalle auf Dauer als öffentlichen Treffpunkt und Freiraum zu nutzen, stößt auf breite Zustimmung. Notwendig dafür sind:

- ein Konzept für Gestaltung und Nutzung der Halle: Wer ist Träger der Erdgeschossflächen? Wie genau sollen Erd- und Untergeschoss genutzt werden? Wer trägt das finanzielle Risiko?

- ein organisatorischer Rahmen für den Kulturbetrieb. Vorschlag: Das soll die Stadt München übernehmen – durch die Gründung eines Vereins oder einer Interessensgemeinschaft

- Die Nutzungsrechte für die Öffentlichkeit sollen im Grundbuch festgeschrieben werden.

Mehr Informationen für die Öffentlichkeit

Um einseitige Berichterstattung in den Medien besser einordnen zu können, sollen noch mehr fundierte Hintergrundinformationen zur Verfügung gestellt werden. Dazu gehören auch:

- eine Darstellung der von den Gutachter*innen abgelehnten Alternative zum neuen Masterplan: Bürohäuser entlang der Wilhelm-Hale-Straße, wie sie der aktuelle gültige Bebauungsplan ermöglicht

- eine klare Position der Stadt München zur Entwicklung des PaketPost-Areals. Sie sollte möglichst bald fixiert und öffentlich kommuniziert werden.

Das Projekt

Auf einem Gewerbeareal im Süden Neuhausens soll ein neues, unverwechselbares Stadtquartier mit rund 1.100 Wohnungen sowie Büros für 3.000 Arbeitsplätze entstehen. Im Mittelpunkt steht die jetzt noch als Briefverteilzentrum genutzte Paketposthalle, deren kühn geschwungene Konstruktion als öffentlicher Treffpunkt und als Kulturzentrum genutzt werden soll.

Flankiert werden soll das einst als Paketbahnhof genutzte Bauwerk, das Ende der 1960er Jahre die weltweit größte freitragende Betonfertighalle war, von zwei Hochhaus-Türmen, die wie der gesamte Masterplan für das Gelände vom Architekturbüro Herzog & de Meuron stammen. Sie „zitieren“ an ihren konkav gewölbten Seitenfassaden ganz bewusst den Bogen der Paketposthalle – nur eben in vertikaler Richtung. So sehen es die Planungen des Investors, der Büschl-Unternehmensgruppe, für das Areal an der Arnulfstraße auf Höhe Friedenheimer Brücke vor. Abschließende Entscheidungen sind noch nicht gefallen, das Projekt befindet sich in einer frühen Phase des Planungs- und Genehmigungsprozesses.

Wie hoch die Türme genau werden, wie die Halle konkret genutzt werden kann und wie ein lebenswertes Viertel aussehen könnte, war Thema im vom Stadtrat beschlossenen Bürger*innengutachten. Es gibt aber im darauffolgenden Planungsprozess noch weitere Mitsprachemöglichkeiten für die Münchner*innen. Die Fernwirkung der Hochhäuser und damit die Auswirkung auf die Stadtsilhouette wird noch durch ein Gutachten untersucht.

Die Planung für die Türme wurde aktuell noch weiterentwickelt: Die Architekten, die auch die Allianz-Arena im Münchner Norden sowie die Fünf Höfe in der Altstadt entworfen haben, haben zwei Schrägaufzüge an den Außenfassaden ergänzt und die Türme so gedreht, dass die filigrane Form besser zur Geltung kommt.

Das Besondere

Das neue Quartier sticht architektonisch hervor – durch die (dann sanierte) Paketposthalle und die beiden Türme, in deren obersten Etagen Gastronomie, Kultur und eine öffentlich zugängliche Aussichtsplattform vorstellbar sind. Die überwiegend sechsgeschossigen Wohn- und Geschäftshäuser, in deren Erdgeschossen Geschäfte und Gastronomie unterkommen sollen, stehen südlich, westlich und nördlich davon – dort befinden sich heute unter anderem die Werksparkplätze der Deutschen Post, die voraussichtlich bis 2023 die Flächen räumen will.

Auch in den Türmen sollen neben Büros Wohnungen unterkommen - das gesamte Quartier wird nach den Grundsätzen der sozialgerechten Bodennutzung (SoBoN) geplant, die einen festen Anteil geförderter beziehungsweise bezahlbarer („preisgedämpfter“) Wohnungen garantiert. Die Gassen rund um die Gebäude werden autofrei konzipiert, der gesamte Anlieferverkehr soll unterirdisch ablaufen. Dort befinden sich auch die Parkplätze der Anwohner*innen.

Das Viertel soll sich durch ein klares Bekenntnis zur Ökologie und Nachhaltigkeit auszeichnen. So sind beispielsweise Pergolen mit Photovoltaikanlagen auf den gemeinschaftlich nutzbaren, begrünten Dachflächen vorgesehen. Um die CO2-Belastung zu reduzieren, wird eine Holzhybridbauweise der beiden Hochhäuser geprüft. Die Pläne für die Paketposthalle, die als öffentlicher überdachter Platz Mittelpunkt des neuen Viertels werden soll, müssen erst noch weiter konkretisiert werden – unter anderem durch das Bürgergutachten.

Planungsstand

Die begrünten Innenhöfe liegen im ersten Stock

Das 8,7 Hektar große Grundstück gehört der Büschl Unternehmensgruppe, die Herzog & de Meuron mit der Entwicklung eines Masterplans beauftragt hat. Darin wird ein städtebauliches und freiraumplanerisches Konzept für das Areal und ein Nutzungskonzept für die denkmalgeschützte Paketposthalle vorgeschlagen. Im Oktober 2019 hat der Stadtrats-Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung dem Masterplan für die Bebauung grundsätzlich zugestimmt und eine Überarbeitung beziehungsweise Weiterentwicklung angeregt. Dies ist inzwischen geschehen. Am 7. Juni 2021 wurde der Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg, am 16. Juni der Planungsausschuss des Stadtrats offiziell über den aktuellen Planungsstand informiert. Für den weiteren Planungsprozess bildet dann das Bürger*innengutachten einen wesentlichen Baustein. Es wird evaluiert, dem Stadtrat vorgelegt und schließlich zur Grundlage für die offizielle Beteiligung der Öffentlichkeit, die in einem Bebauungsplanverfahren Standard ist.

(Quelle: Stadt München)







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