News RSS-Feed

05.05.2022 Offenbach: 3-Bogen-Halle wird Kreativzentrum des Innovationscampus

Copyright: pätzold kremer architekten
Wie kaum ein anderes der noch erhaltenen Baudenkmäler auf dem ehemaligen Clariant-Gelände steht die 3-Bogen-Halle für die industriegeschichtliche Vergangenheit des neuen Offenbacher Innovationscampus. Wo früher chemische Produkte hergestellt wurden, soll auf Betreiben der Stadtwerke Offenbach schon bald ein in der Region einzigartiger sozialer Treffpunkt mit Kunst und Kultur, Freizeit und zeitgenössischer Arbeit entstehen.

Das innovative Nutzungskonzept für den dreischiffigen Backsteinbau mit seinen markanten tonnenförmigen Dachkonstruktionen hat die Offenbacher Künstlergruppe YRD.Works entwickelt. Sie wird die Halle von der Stadtwerke-Gesellschaft INNO Innovationscampus GmbH & Co. KG pachten und betreiben und auch selbst nutzen. Die INNO als Bauherrin lässt dafür die Bogenhalle unter der Projektsteuerung ihrer Immobilien-Schwester OPG Offenbacher Projektentwicklungsgesellschaft mbH sanieren und ausbauen. Die INNO ist Eigentümern des 36 Hektar großen Areals. Zusammen mit der OPG entwickelt sie den einstigen Chemiestandort im Auftrag der Stadt zu einem zukunftsweisenden Gewerbegebiet.

Nach dem YRD.Works-Konzept sollen auf rund 3.000 Quadratmetern und bis zu drei Geschossen vermietbare Ateliers und Produktionsräume im Maisonette-Stil, so genannte „Residencies“, dazu Gastronomie und Ausstellungsräume sowie eine zentrale, nach oben offene „Markthalle“ für Veranstaltungen, Konzerte und Feste entstehen. Dieser „Open Space“ ist als sozialer Treffpunkt nicht nur für die hier tätigen Kreativen, sondern auch für Beschäftigte der Unternehmen auf dem Innovationscampus sowie allgemein für alle Offenbacher*innen gedacht.

Yacin Boudalfa, Ruben Fischer und David Bausch arbeiten schon länger an der Schnittstelle von Kunst, Architektur und Design zusammen und sind auf die Konzeption und Ausgestaltung sozialer Räume spezialisiert. Mit Unterstützung der OPG betreiben sie die Kressmann-Halle im Hafen Offenbach als Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst. Die Gruppe hat sich auch durch Kulturevents wie die Offenbacher Seefestspiele oder die Operninszenierung auf der Hafeninsel einen Namen gemacht.

Neue Formate gemeinsamen Arbeitens

YRD.Works sprechen bei ihrem Konzept für den Industriebau auf dem Innovationscampus von einem „Dreiklang aus Kultur, Gesellschaft und neuer Arbeit“. Ruben Fischer: „Die leerstehende Bogenhalle bietet den nötigen Platz und die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten, um zu einem Biotop für junges, zeitgenössisches Arbeiten zu werden. Wir wollen motivierte Macher*innen und ihre innovativen Projektideen in der Bogenhalle versammeln und den Ort gemeinsam beleben.“ Dabei sollen neue Formate gemeinsamen Arbeitens entwickelt werden, bei denen Kunst und Kultur sowie die Teilhabe der Öffentlichkeit zentrale Aspekte sind. „Das Konzept von YRD.Works für die leerstehende Bogenhalle hat uns sofort überzeugt“, sagt INNO-Geschäftsführerin Daniela Matha, die bei den Stadtwerken den gesamten Immobilienbereich verantwortet. „Arbeit und Freizeit, Kultur und Begegnung werden hier verschmelzen und neu gedacht werden.“

„Die historische Halle ist ein identitätsstiftendes Bauwerk und aufgrund ihrer Größe geradezu prädestiniert, hier neue Ideen zu verwirklichen“, ist Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke überzeugt, der auch Wirtschafts- und Kulturdezernent ist. Auf den Innovationscampus werde damit auch abends und an den Wochenenden Leben einkehren, so OPG-Bereichsleiterin Quartiere und Infrastruktur, Sonja Schneider. „Die Drei-Bogen-Halle wird ein kreatives Zentrum des Campus sein und gleichzeitig das Gewerbegebiet zur Stadt hin öffnen.“

Sanierung und Innenausbau

Mit der Planung und Umsetzung der Gebäudesanierung und des Innenausbaus ist das Offenbacher Büro pätzold kremer architekten beauftragt. Den Bauantrag beabsichtigt die INNO Anfang nächsten Jahres einzureichen. Für die Umsetzung des YRD.Works-Konzepts soll ab 2023 zunächst die historische Hülle des seit acht Jahren leerstehenden Gebäudes unter Denkmalschutzaspekten ertüchtigt werden. Dach- und Wandkonstruktionen müssen instandgesetzt, Dachdeckung und Boden aufwändig erneuert und notwendige Fluchttreppenhäuser eingebaut werden. Teilweise werden zugemauerte Fensterbögen und verschlossene Dachflächen in Abstimmung mit der Denkmalpflege wieder geöffnet.

Für das gesamte Gebäude wird ein nachhaltiges Haustechnik- und Brandschutzkonzept umgesetzt. Architekt Hans Pätzold: „Ziel ist es, eine Synthese zwischen historischer Bausubstanz und zeitgenössischer Architektur sowie modernen Anforderungen zu schaffen.“

Das Raum- und Nutzungskonzept sieht entsprechend der Bauweise auch eine Dreiteilung der rund elf Meter hohen Bogenhalle vor. Herzstück ist die zentrale „Markthalle“ in der Gebäude-Mitte: ein überdachter, deckenhoher, temperierter Treff- und Knotenpunkt, der Platz für (Kultur-)Veranstaltungen, Co-Working und Austausch zwischen den in der Halle tätigen Kreativen untereinander wie auch mit den
Tagesbesucher*innen bietet.

Zusammen mit einem noch genauer festzulegenden gastronomischen Angebot soll die „Markthalle“ auf dem Campus ein atmosphärischer Entspannungsort sein – und dies nicht nur in den Mittagspausen der Beschäftigten. Mehrmals im Jahr soll es hier auch besondere Veranstaltungs-Highlights wie Weinfest, Nightmarket oder Beteiligungen an Musikfestivals geben.

In die beiden Seitenschiffe der Halle werden nach dem von YRD.Works und pätzold kremer architekten entwickelten Haus-im-Haus-Konzept mehrere Ebenen mit bis zu dreigeschossigen Einbauten aus Holz eingezogen. Die so entstehenden Arbeitsräume mit Werkstattflair für künstlerisches und handwerkliches Schaffen öffnen sich durch Glas-Metall-Wände zur „Markthalle“ und stehen damit in Sichtbeziehung zum „Open Space“.

Auf der östlichen Hallenseite entstehen fünf zweigeschossige, Maisonette-Ateliers mit internen Treppenverbindungen. Diese befristet mietbaren „Residencies“ sollen jungen Kreativen die perfekte Infrastruktur für ihre innovativen Projekte zur Verfügung stellen und sie beim Start in die Selbstständigkeit unterstützen.

„Drive“ nennt die Künstlergruppe das westliche Seitenschiff des Gebäudes. YRD.Works wollen einen Teil der dortigen Holzeinbauten selbst nutzen, mit Büro und Werkstatt und einem Projektraum. In Nachfolge der Kressmann-Halle, die im Hafen absehbar dem Neubau der Hochschule für Gestaltung weichen wird, sollen in diesem Projektraum Ausstellungen und Kunstaktionen stattfinden. Darüber hinaus wird „Drive“ Küche und Gastraum sowie einen Teil der Lager und Versorgungseinrichtungen der Halle beherbergen.

Fertigstellung und Einzug sind für das erste Quartal 2025 geplant. Das Millionen-Projekt, in das Fördermittel aus dem Bund-Länder-Programm Wachstum und nachhaltige Erneuerung (vormals: Stadtumbau West) einfließen, ist zunächst als zehnjährige Interimsnutzung angelegt.








Leserumfrage
Wir schätzen Ihre Expertenmeinung!
Hier ist unsere Leserumfrage:
schnell & unkompliziert
Jetzt starten!