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19.09.2022 Crowdfunding im Schwarzwald: Neues Landhotel Bohrerhof eröffnet

Fotocredit: Landhotel Bohrerhof
Crowdfunding im Schwarzwald: Die landwirtschaftliche Unternehmerfamilie Bohrer aus dem Markgräferland - zwei Kinder und deren Ehepartner sind bereits fest im Familienbetrieb integriert - setzt seit 13 Jahren auf die sogenannte Schwarmfinanzierung. Die Zielmarke für ihr aktuelles Hotelprojekt liegt bei 13 Millionen Euro. Der Countdown läuft: Keine zehn Jahre sollte es dauern, bis das neue Landhotel "Bohrerhof" mit seinen 64 Zimmern, am 23. September 2022 eröffnen wird. Investieren kann jeder ab einer Mindeststumme von 10.000 Euro bei einem Festzins von fünf Prozent. Drei Fragen an Petra Bohrer, die Bauherrin und Kopf des Betriebs.

Frau Bohrer, Ihr Hof zählt heute zu den größten Gemüseproduzenten im südbadischen Raum: Spargel, Zucchini, Kürbis, Chicorée, Feldsalat und neuerdings auch Erdbeeren liefern Sie an die Edeka Südwest unter der Dachmarke "Unsere Heimat". Die Frage liegt nahe, warum jetzt der Schritt ins Hotelgewerbe?

Petra Bohrer: (lacht) Die Frage ist absolut berechtigt. Wir sind ja vom Kern her ein reiner Gemüsebaubetrieb in zweiter Generation mit einem großen Vertriebsnetzwerk über die Edeka Süd-West. Wenn ich zurückdenke, ist die Hotelidee allmählich in unseren ersten Gastronomiejahren „gereift“. Im Zuge unserer gastronomischen Ausrichtung sind wir dann immer stärker mit dem gewerblichen Bereich in Berührung gekommen. Die Nachfrage nach unseren Produkten im hofeigenen Landmarkt wuchs und damit auch unser Kundenstamm. Wir wollten uns als Gastgeber weiterentwickeln, unsere Hofbesucher nicht nur bewirten, sondern auch ihrem Wunsch nachkommen, auf unserem Hof zu nächtigen.

Die erste wichtige Hürde war es, einen neuen Bebauungsplan für unser Hotelvorhaben auf den Weg zu bringen. Und Ende November 2012 wurde uns vom Gemeinderat in Feldkirch schließlich der vorhabenbezogene Bebauungsplan für unseren Hotelbau genehmigt. Zehn Tage später erfolgte unser Spatenstich für den Bau einer neuen Zufahrtsstraße. Das war der wohl der erste Mosaikstein für die Erweiterungspläne des Bohrerhofs. Und jetzt - zehn Jahre später - stehen wir kurz vor der Eröffnung, die für den 23. September 2022 geplant ist.

In Krisenzeiten gehört bekanntlich noch eine Portion mehr Mut zum Bauen. Auch Ihre Hausbank war anfangs ziemlich zurückhaltend. Im Gegensatz zu Ihren privaten Investoren, die wohl in einer Zeit extremer Niedrigzinsen nach renditestarken Geldanlagen suchten. Wieviel Mut braucht es für Crowdfunding?

Petra Bohrer: Das war sicherlich eine unserer größten Herausforderungen - Mut und Vertrauen in diese alternative Kapitalbeschaffung. Sie brauchen gute Nerven, wenn das Anlegergeld parallel zur Bauphase eingezahlt wird, und eben nicht die gesamte Bausumme wie beim klassischen Bankdarlehen vorab zugesichert ist. Sie müssen sich das so vorstellen, dass vor jedem großen Meilenstein in der jeweiligen Bauphase, das fehlende Kapital eben rechtzeitig auf dem Konto sein muss. Manch einer würde es vielleicht schon als eine Art Nervenkitzel formulieren.

Nun ja, wir arbeiten jetzt seit fast 13 Jahren ohne zusätzliche Kredite von Banken, die bis heute größtenteils zurückgeführt sind. In dieser Zeit konnten wir unseren Investorenkreis sukzessive vergrößern. Am Anfang kamen die Anleger vornehmlich aus unserer Region oder aus dem erweiterten badischen Raum, doch auch über den Schwarzwald hinaus bis zum Elsass. Hinzu kommt, dass das Markgräferland eine beliebte Urlaubsregion ist, so dass unsere Gäste unsere Visionen auch nach Hause tragen und mit Bekannten, Nachbarn und Verwandten in ganz Deutschland über alternative Geldanlagen sprechen.

In puncto Nachhaltigkeit gilt Ihr Landhotel als beispielgebend nicht nur für die Region. Seine CO2-Bilanz ist tadellos und das neue Boutique-Resort bis zu 80 Prozent autark. Heimische Baustoffe wie Tanne und Fichte aus dem benachbarten Schwarzwald, eine solarbetriebene Fotovoltaikanlage fu?r Gastronomie, Hotel, Landwirtschaft und später auch für das geplante Badehaus, ein autarkes Heizungs- und Ku?hlungssystem u?ber die stabilen Grundwasserstände der Rheinebene. Wodurch unterscheidet sich Ihr Hotel noch von anderen? Welche Erkenntnisse haben Sie in der Baukultur gewonnen?

Petra Bohrer: In der Tat ist unser Hotel nahezu vollständig aus dem Werkstoff Holz gebaut, wodurch wir etwa 4500 Tonnen CO2 einsparen im Vergleich zur herkömmlichen Stahlbetonweise. Vorweg sei gesagt, dass grundsätzlich sehr viel Erfahrung in den unterschiedlichsten Kompetenzbereichen der Baubranche erforderlich ist, bevor innovative Techniken überhaupt auf den Weg gebracht werden können. Wir haben den Bohrerhof - ursprünglich als landwirtschaftlichen Betrieb - über zwei Generationen gemeinsam entwickelt und konnten hier schon auf langjährige und inzwischen freundschaftlich verbundene Handwerksbetriebe zurückblicken. Es bedarf sehr vieler fachmännischer Diskussionen auf Augenhöhe und sicherlich auch ein gewisses Maß an Experimentierfreude, um nachhaltig zu bauen.

Anfangs haben sich beispielsweise viele Fremdbetriebe gegen ein autarkes Kühlungssystem ausgesprochen. Wir wollten aber keine klassischen Kühlgeräte in unseren Hotelzimmern, da sie mitunter hohe Wartungskosten mit sich bringen. Deshalb experimentierten wir in einem heißen Sommer vor drei Jahren mit einem sogenannten Kühlbalkensystem, das über Grundwassertauscher funktioniert. Bei einer Außentemperatur von 36 Grad, haben wir in unserem Musterzimmern an einem Tag 29 Grad gemessen. Dann installierten wir den Kühlbalken und simulierten eine übliche Grundwassertemperatur von 10 Grad. Zu diesem Zweck kühlten wir das Wasser in einem großen Becken aus unserer benachbarten Chicorée-Treiberei auf 10 Grad herunter. Nachdem wir den Kühlbalken an das System angeschlossen hatten, fiel die Zimmertemperatur binnen weniger Stunden auf 23 Grad. Mit diesem Beweis sind wir wieder an die Fachleute herangetreten und konnten sie überzeugen. In Summe lassen sich dank unserer nachhaltigen Gebäudetechnik jährlich 535 Tonnen CO2 einsparen.





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