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20.03.2023 Stadtreparatur: Ex-Karstadt wird zum MarktQuartier Recklinghausen

Visualisierung Drohnenbild. Fotocredit: ©Matthias Mayr
„Früher waren die mehrstöckigen Warenhäuser mit ihrem breit gefächerten Angebot begehrte Einkaufsstätten, doch die Institution Waren-/Kaufhaus ist heute ein Auslaufmodell. Schließungen sind die Folge und diese führen nicht nur zum Verlust der Arbeitsplätze und dem Leerstand der eigenen Immobilie, sondern haben auch gravierende Auswirkungen auf den umliegenden Einzelhandel. Die Kaufkraft verlagert sich in periphere Einkaufszentren und alternative Nutzungen für die zentralen Innenstadtstandorte müssen entwickelt werden.

Als Architekten und Planer liegt unsere Verantwortung darin, neue kreative Lösungen zu finden, um dem Leerstand und dem befürchteten Trading-Down-Effekt auf die Innenstädte entgegenzuwirken. Die AIP Unternehmensgruppe hat sich in den vergangenen Jahren intensiv mit dieser Problematik befasst und zeitgemäße Lösungen zur Stadtreparatur entwickelt.

Auch das Karstadt-Warenhaus in Recklinghausen musste im Mai 2016 seinen Betrieb einstellen. Zwei Jahre nach der Schließung wurde die AIP auf das monumentale Gebäude aufmerksam.

Nach umfassender Analyse der Umgebung und der Bedürfnisse der Stadt entwickelte die AIP in enger Kooperation mit der Stadt Recklinghausen ein für den Standort optimales Mixed-Use-Konzept, das innerhalb eines Jahres in den Bebauungsplan überführt und in verschiedenen Veranstaltungen der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Das Ensemble aus ehemaligem Warenhaus und Karstadt-Bettenhaus wurde zum MarktQuartier Recklinghausen (MQR).

Trotz der schwierigen Bausubstanz wurde das Gebäude-Ensemble mit rund 30.300 qm BGF nicht abgerissen, sondern zugunsten der Umweltbilanz und Klimaneutralität aufwendig saniert. Im Erdgeschoss entsteht nun ein Mix aus Nahversorgung, Gastronomie, Apotheke, Zahnarzt und weiterem Einzelhandel, der die Anziehungskraft des Marktplatzes erhöht. In den oberen Geschossen bieten betreutes Wohnen, Kurz- und Tagespflege, Flächen für Büros und Praxen sowie eine Kindertagesstätte mit Dachgarten neue Nutzungen, welche die Durchmischung und Attraktivität der Innenstadt weiter fördern. Zudem wurde das Gebäude durch einen Hotelneubau ergänzt.

Das Hotel Holiday Inn Express eröffnete mit seinen 132 Zimmern im April 2022. Im September folgte Aldi mit einem, nach dem neuen Filialkonzept „ANIKo“ (ALDI Nord Instore Konzept) gestalteten, Markt. Im November 2022 fand die Bären-Apotheke eine neue Heimat im MarktQuartier und im Februar dieses Jahres folgte die Eröffnung des Café Extrablatt. Nach dem Tag der offenen Tür der Zahnmedizinischen Tagesklinik Dr. Schlotmann am 18./19. März 2023 wird auch diese ihren Regelbetrieb aufnehmen. Die Übergaben des Kindergartens an den Diakonisches Werk in Recklinghausen e.V. und des Betreuten Wohnens an die Bonifatius Seniorendienste GmbH sind für April/Mai 2023 vorgesehen.

Das ehemalige Warenhaus präsentiert sich heute zu allen vier Seiten neu. Durch den weitgehenden Erhalt der klassischen Fassade und deren nutzungsbezogene Aufwertung durch Loggien und farbige Markisen fügt sich das Gebäude zukünftig angemessener in das städtebauliche Umfeld ein.

Zudem erhält die Fassade zum Markt einen vertikalen, ökologisch wertvollen „Garten“ und im inneren Bereich des Gesamtkomplexes entsteht ein Innenhof, der für mehr Licht und ein gutes Klima im Gebäude sorgt. Der Innenhof schafft als grünes Refugium eine neue Aufenthaltsqualität und somit die Voraussetzungen für eine attraktive Wohnlage im Altstadtzentrum.

Mit seinem Nutzungs-Mix soll sich der Standort zu einem neuen attraktiven Ziel am Markt entwickeln und wird eine Erhöhung der Fußgängerfrequenz zwischen Marktplatz, Schaumburgstraße und dem nicht weit entfernten Shopping-Center Palais Vest generieren.

Es gibt viele Möglichkeiten Warenhäusern in Innenstädten neue Funktionen zuzuordnen. Mit der Revitalisierung dieser oftmals repräsentativen, historischen Bauten können gesamte Innenstädte an Attraktivität gewinnen. Die Herausforderungen auf baulicher, technischer, wirtschaftlicher und rechtlicher Ebene sind nicht zu unterschätzen, sie bieten jedoch auch eine enorme Chance einen positiven Mehrwert für die Stadt und die Bevölkerung zu erzielen und somit den Weg in Richtung der durchmischten „Stadt der kurzen Wege“ einzuschlagen.“






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