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24.07.2015 Standort sucht Konzept: Einkaufszentrum vs. Quartier

Einkaufszentren können ganze Städte revitalisieren, Quartiere verbinden Wohnraum und Einzelhandel und können dadurch Innenstädte über den Ladenschluss hinaus beleben: Die Kraft von unterschiedlichen Shoppingkonzepte kann massiv auf Städte wirken. Sie ist jedoch keineswegs gefährlich für den bereits bestehenden Handel, solange das richtige Modell für den jeweiligen Standort gefunden wird. Lothar Schubert, Geschäftsführer des Hamburger Projektentwicklers DC Commercial, erklärt was den Erfolg bei konzeptionellen Standortentscheidungen ausmacht.

Das klassische Einkaufszentrum bietet als geschlossenes System eine Komplettversorgung für seine Kunden. Daher benötigt ein Shoppingcenter naturgemäß keine größere Stadt in Reichweite, da die Konzentration der im Center vorhandenen Einzelhändler als Besucheranreiz für ein großes Einzugsgebiet bereits ausgezeichnet funktioniert. Umgekehrt gilt jedoch: Wenn die Fußgängerzone noch nicht alle Branchen abdeckt, kann die Stadt von der Etablierung eines Einkaufszentrums profitieren. Konkret heißt das: Wenn eine Einkaufsstraße plötzlich nur noch schnell von Passanten durchquert wird, statt zum Verweilen einlädt, kann es sein, dass das Angebot in seiner Gesamtheit nicht mehr ausreicht. Ein Einkaufszentrum hat die Kraft den Umsatz von Einzelhändlern in den Fußgängerzonen zu erhöhen, sofern eine Vollversorgung der Innenstadt nicht gewährleistet ist. Denn durch die Mall wird die Attraktivität der Innenstadt gestärkt und die Frequenz der Kunden steigt. Für große Marken sind geeignete Flächen in Mittelstädten zum Teil noch rar, daher kann diese Nachfrage durch Shoppingmall-Konzepte bedient werden.

Quartierskonzepte hingegen sind viel mehr als laufender Motor innenstädtischer Entwicklung zu sehen: Durch Quartiere können wir wahres Innenstadtflair entstehen lassen, das geht über das reine Shoppingerlebnis in einem Einkaufszentrum hinaus. Unsere Aufgabe als Projektentwickler besteht darin, sowohl den aktuellen als auch den zukünftigen Bedarf einer Stadt zu erkennen: Den erhöhten Bedarf an Wohnraum in einer aufstrebenden Stadt können wir durch das nachhaltig angelegte Mischkonzept eines Quartiers ebenso decken, wie die Nachfrage an modernen Einzelhandelsflächen, der durch steigende Kaufkraft entsteht. Das Quartierskonzept ergänzt Wohnen und Arbeiten und ist dadurch für Bewohner jeglichen Alters attraktiv. Ein Quartier fördert die Persönlichkeit des Innenstadtkerns, denn durch die Verbindung von Einzelhandel und Wohnraum wird die Innenstadt über den Ladenschluss hinaus belebt.

Projektentwickler dürfen in ihrer Planung daher nicht geschäftsgetrieben sein. Für uns steht das bestehende Profil der Stadt im Vordergrund und wir planen nach den Zukunftsbedürfnissen. Wir haben unsere Expertise in den vergangenen Jahren sowohl im Bereich der Konzeptionierung von Einkaufszentren als auch von Quartieren weiter ausgebaut, damit wir jeder Stadt genau das bieten können, was sie benötigt. Die Stadt kann sich auf unsere Erfahrung verlassen, denn wir wissen genau welches Konzept an welchen Standort gehört. Den Bedarf an modernen Quartieren sehe ich aktuell höher an, als den von Einkaufszentren, denn ein nachhaltiges Investment, das mit einem Mischnutzungskonzept den bestehenden Einzelhandel ergänzt sowie attraktive Wohnangebote bietet, schafft ein lebendiges Stück Stadt. Städte, die eine zielgruppengerechte Veränderung in ihrem Markenangebot anstreben, finden die Lösung ebenso mit der Etablierung eines Quartiers. Denn die Ansprüche individueller Einzelhändler, die beispielsweise durch Altbauten nicht befriedigt werden können, da diese Objekte zum Beispiel nicht über große Glasfronten verfügen, finden in modernen Quartieren passende Flächen.

Es gibt kein allgemeingültiges Rezept nach welchem ich die Entscheidung für ein Quartier und oder für ein Einkaufszentrum fälle. Grundlage für die Projektentscheidung ist für mich immer das einzigartige Profil der Stadt selbst. Daher gibt es auch keine Patentlösung mit der beispielsweise Mittelstädte oder Randbezirke größerer Städte konkurrenzfähig gemacht werden können. Für unsere Planung berücksichtigen wir immer den Charakter der Stadt, das heißt wir sehen die Kunden des zukünftigen Shoppingcenters oder des Quartiers nicht nur als Kunden des dortigen Handels, sondern ganzheitlich als Kunden der Stadt. Welche Eigenschaften zeichnen die Bewohner aus? Gehen oder fahren Sie in die Innenstadt? Wie sind die Parkmöglichkeiten? Solche Fragen bedeuten für unsere Planung das Einzugsgebiet der jeweiligen Stadt zu studieren und natürlich auch die Konkurrenz zu kennen. Die erste Frage, die wir uns in jeder neuen Stadt stellen lautet daher: Soll der Charakter gestärkt werden, oder wird eine Vollversorgung benötigt?

(Kommentar von: Lothar Schubert, Geschäftsführer des Hamburger Projektentwicklers DC Commercial)



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