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26.04.2013 Die Immobilienbranche muss sich reformieren! Dahler & Company, ImmobilienScout24 und IVD Nord e.V. diskutieren

„Wie tragen ImmobilienScout24 und Co. zu einer erhöhten Transparenz in der Immobilienbranche bei und wie wirkt sich dies auf den Maklerberuf aus?“ Es diskutieren Marc Stilke, CEO Immobilien Scout GmbH, Axel Kloth, Vorstand IVD Nord e. V. und Björn Dahler, Gründer und Geschäftsführer von Dahler & Company GmbH. Zu Beginn des Gesprächs wurde die Frage diskutiert, ob Immobilienportale die Rolle der Makler einnehmen und diese aus dem Markt drängen könnten.

Marc Stilke:
Wir werden Makler nicht verdrängen. Viel mehr bieten wir ihnen eine zusätzliche Dienstleistung. ImmobilienScout24 unterstützt neben der Vermarktung auch die Imagebildung und die Akquise neuer Aufträge in der digitalen Welt. Mit unserem Bewertungstool, das von 1 bis 5 Sterne reicht, erhöhen wir die Transparenz für den Verbraucher und entlarven die schwarzen Schafe. Daraus resultieren unvermeidbare Veränderungen: Leistungsdruck und Qualitätsanspruch steigen durch die Vergleichbarkeit. Das sorgt für Augenhöhe zwischen Makler und Verbraucher. Dabei sind viele Makler oft schon besser als ihr Ruf: Im Durchschnitt haben die deutschen Makler eine Bewertung von 3,4 von 5 Sternen und die Weiterempfehlungsquote liegt bei 58 Prozent.

Björn Dahler:
Das glaube ich auch nicht. Onlineportale sind heute das, was früher die Printmedien waren – nur besser, anschaulicher und interaktiver. Die sichtbaren Bewertungen begrüße ich, gute Makler brauchen keine Angst davor haben. Wir können uns der Anarchie der Internet-Bewertungen sowieso nicht entziehen. Makler haben keine andere Wahl, als sich diesen Herausforderungen zu stellen. Wer guten Service bietet, wird auch mit entsprechenden Bewertungen belohnt werden.

Axel Kloth:
Onlineportale sind meist ein Segen. Sie bieten den Maklern viele Möglichkeiten ihre Objekte zu bewerben und sorgen ebenso, durch die verschiedene Bewertungstools und Informationen, für eine Transparenz im Markt. Aber ich sehe es problematisch, dass über Onlineportale Dienstleistungen angeboten werden, wie zum Beispiel die Immobilienbewertung, denn eine Ferndiagnose auf Basis durchschnittlicher Angebotspreise kann schnell zu einem falschen Preis führen. Interessenten werden so in die Irre geleitet und die Immobilie bleibt länger auf dem Markt. Ich wünsche mir mehr Verantwortungsbewusstsein von den Onlineportalen.

In den letzten Jahren hat der Berufstand gelitten. Warum?

Marc Stilke:
Der Immobilienboom hat viele Glücksritter angezogen. Seit 2007 hat sich die Zahl der Makler in Deutschland stark vergrößert und ist von 27.000 auf 35.000 gestiegen. Das ist ein Zuwachs von 30 Prozent. In Hamburg sogar von 350 auf 750 Makler. Das ist eine Steigerung von 114 Prozent. Das Angebot stagniert, während viele neue und weniger professionelle Makler dazu gekommen sind.

Björn Dahler:
Die Branche leidet unter der Tatsache, dass es keine Zulassungsbeschränkungen gibt. Es gibt viele Menschen, die glauben, man kann hier schnelles Geld machen. Dabei ist das in der Breite absolut nicht der Fall. Der Kunde merkt hingegen sehr schnell, wenn ein Makler nicht über fundierte Kenntnisse verfügt und lediglich zu Massenbesichtigungen bittet – und wird dementsprechend sauer. Es gibt auch Franchise-Unternehmen, die ausschließlich auf eine Marktdurchdringung setzen und sagen: Macht einfach einen einwöchigen Lehrgang und dann geht’s los. Diese Strategie sichert weder die Servicequalität, noch legt sie den Grundstein für eine erfolgreiche Selbstständigkeit.

Auch die hohen Courtagen werden von allen Seiten kritisiert. Welche neuen Wege könnten beschritten werden?

Björn Dahler:
Ich spreche mich dafür aus, dass die Courtage hälftig bezahlt wird, so wie es in einigen Bundesländern bereits der Fall ist. Der Makler sollte sich als Mediator verstehen und somit zwischen den beiden Parteien vermitteln. Meines Erachtens ist es fairer, die Courtage aufzuteilen. Es wäre aus meiner Sicht ein richtiger Schritt, dass sich der IVD dafür einsetzt und nicht der Staat.

Wie kann dem Abhilfe geschaffen und der Ruf des Maklers verbessert werden?

Marc Stilke:
In Singapur wurde ein Sach- und Fachkundenachweis eingeführt. Die Zahl der Makler ist von 35.000 auf 28.000 gesunken. Nur die qualitativ guten Makler sind noch am Markt.

Axel Kloth:
Nach der Rechtslage ist es für einen Makler ausreichend, Immobilien nachzuweisen. Dafür steht ihm die Courtage zu. Das ist natürlich viel zu wenig. Es ist leichter Makler zu werden, als einen Gemüsestand zu eröffnen. Das Bundeswirtschaftsministerium beruft sich auf die Berufsfreiheit in Deutschland und macht somit eine Ausbildung
nicht zur Pflicht. Dabei können Makler hohen Schaden anrichten und haben eine große Verantwortung zu tragen. Somit sind wir dafür, dass Makler eine Sach- und Fachkunde nachweisen müssen. Wir plädieren dafür, dass diejenigen, die einen Gewerbeschein für ihre Maklertätigkeit beantragen, eine Ausbildung vorweisen müssen.

Björn Dahler:
Es ist im Sinne unseres Berufsstandes. So verbessert sich das Image, und Makler werden in Folge dessen eher in Anspruch genommen. In Österreich zum Beispiel ist es nötig, eine Prüfung abzulegen. Der Makler sollte über jede Menge Know-how verfügen und beraten – etwa in Energiethemen. Das ist nämlich zum Beispiel ein Bereich, in dem viele Verbraucher schwimmen. Wer das kann, braucht sich auch keine Sorgen machen durch das Web verdrängt zu werden. Ebenso bin ich ein Anhänger des nordamerikanischen Systems. Dort gibt es eine Listung aller Objekte auf einem Portal, das nur Maklern zugänglich ist. Wer einen Interessenten hat, sucht dort nach passenden Objekten. Das ist sehr verbraucherfreundlich, denn der Kunde muss nur mit einem Makler seiner Wahl sprechen. Wenn ich in Deutschland ein Haus suche, muss ich mich bei zahlreichen Maklern melden, die die jeweiligen Objekte betreuen. In den USA werden außerdem alle relevanten Zahlen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht: Wie viel hat ein Haus erzielt? Ist der Preis mehrmals nach unten korrigiert worden? Wie lange war es auf dem Markt? Der Verbraucher kann nachvollziehen, wie sich die Preise entwickeln. In Deutschland machen alle die Schotten dicht – und der Verbraucher ist der Leidtragende.

In wie fern sind Onlineportale für Sie relevant?

Björn Dahler:
Onlineportale wie ImmobilienScout24 spielen für uns eine große Rolle. Über die Hälfte unserer Kunden kommt auf diesem Weg zu uns. Es ist ja auch viel bequemer. Doch um ihre Existenzberechtigung zu verteidigen, werden Makler deutlich mehr bringen müssen. Wir schalten auch in zunehmendem Maße auf ImmobilienScout24 Anzeigen, denn wir wollen die Interessenten dort erreichen, wo sie sich aufhalten. Mittlerweile macht der Online-Werbeetat ungefähr 20 Prozent aus, aber mit steigender Tendenz.



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