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23.05.2013 Es fehlen Lösungen zur Stärkung der Bremer Innenstadt

Als Deutschlands zehntgrößte Stadt und dem zweitgrößten Hafen in Deutschland ist Bremen mit ca. 550.000 Einwohnern das maßgebliche Oberzentrum im Nordwesten Deutschlands mit etwa 1,1 Mio. Menschen im Einzugsgebiet. Gleichzeitig bildet die Hansestadt Bremen zusammen mit Bremerhaven das kleinste Bundesland Deutschlands. Der Strukturwandel in Bremen, weg vom Schiffbau- und Hafenstandort hin zu einem zukunftsorientierten Wirtschaftsstandort, ist nach wie vor im Gange und die Stadt konzentriert sich seit vielen Jahren auf technologische Branchen, wie z.B. die Luft- und Raumfahrt, Automobilbau, aber auch auf Logistik. Hier hat sich Bremen als Standort mit hoher Kompetenz etabliert, was die Liste namhafter Arbeitgeber wie z.B. Airbus, BLG Logistics Group oder Daimler Benz unterstreicht.

BEDEUTUNG DER STADT ALS EINZELHANDELS-STANDORT

Wie auch schon in den vorherigen Jahren verbessert sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt kontinuierlich, was der gesamt¬wirtschaftlichen Belebung der letzten Jahre und den erreichten Erfolgen im Strukturwandel zuzuschreiben ist. Mit gut 10 % liegt die Arbeitslosenquote aber immer noch deutlich über dem bun¬desdeutschen Durchschnitt. Vergleicht man die Hansestadt mit ähnlich großen Städten liegen die Bremer Zahlen „in between“: Dortmund rd. 13 %, Essen gut 12 %, Leipzig rd. 11 %, Hannover rd. 10 %, Dresden rd. 9 % und Nürnberg rd. 8 %, zeigt Günter Rudloff, Geschäftsführer des auf Handelsimmobi¬lien in Toplagen spezialiserten Makler- und Beratungsunter¬nehmen, COMFORT Hamburg, auf.“ Im Tourismus erzielen das Bundesland und die Stadt Bremen ebenfalls Zuwächse: aktuell werden knapp 1,4 Mio. Übernach¬tungen (zahlende Gäste) im Jahr verzeichnet. Zusätzlich finden schätzungsweise ca. 2 Mio. private Übernachtungen im Jahr statt. Der Tagestourismus ist mit ca. 40 Mio. Tagestouristen pro Jahr das größte touristische Marktsegment der Stadt. Bremen profitiert zudem von den Investitionen innerhalb des Bundes¬landes, seien es beispielsweise die Entwicklung in das neue Quartier Überseestadt oder in Bremerhaven, deren Havenwelten mit dem einzigartigen Klimahaus ein beliebtes Tagesausflugsziel in Norddeutschland sind.

Aus Sicht der COMFORT Hamburg kann die Innenstadt Bremens die grundsätzlich guten Voraussetzungen auch im Hinblick auf die entspannte Situation durch die solitäre Großstadtlage nicht ausnutzen und hält in der Gegenüberstellung vergleichbarer Metropolen wie z.B. Hannover, Nürnberg oder Stuttgart nicht mit. Hauptgrund ist ein für diese Stadtgröße relativ geringer Anteil an internationalen und erfolgreichen Filialisten. Trotz generell hohem Interesse finden diese aufgrund der recht begrenzten Gesamtgröße der Einzelhandelsflächen in den 1A-Lagen Sögestraße und Obernstraße nur selten eine Möglichkeit, adäquate Verkaufsflächen anzumieten. Obwohl die 1A-Lagen, hier im Besonderen die Obernstraße, optimal mit dem ÖPNV erreicht werden können, locken die an der Peripherie angesiedelten Einkaufscenter wie der Weser-Park, Waterfront und schließlich der zwischenzeitlich erweiterte Dodenhof in Posthausen viele potenzielle Kunden in ihre Geschäfte. Sei es der Anbieter-Mix oder auch die im Verhältnis zu anderen vergleichbaren Städten überschaubare Aufenthaltsqualität, den Reiz der recht nahegelegenen Einkaufsstadt Oldenburg oder gar von Hamburg kann und konnten die Bremer 1A-Lagen in der Innenstadt bisher nicht erreichen. Nach Fertigstellung des Autobahnausbaus der A1 nach Oldenburg und Hamburg entscheiden sich noch mehr Verbraucher des Einzugsgebietes zu dortigen Konsumausgaben. Es fehlt in der Bremer Innenstadt schlichtweg das breite zugkräftige Angebot.

Eine weitere Ursache für eine vergleichsweise schwach aufgestellte Innenstadt in Bezug auf den Einzelhandel im gesamten Bremer Stadtgebiet ist das auffällige Missverhältnis an Verkaufsfläche zwischen der Innenstadt und der Peripherie. Zwar ist die gesamtstädtische Ausstattung an Einzelhandelsflächen in Bremen mit ca. 970.000 m² (= rund 1,8 m² pro Einwohner) vergleichsweise sogar überdurchschnittlich, allerdings befinden sich aber nur ca. 150.000 m² bzw. gut 15 % davon in der Innenstadt. Dieser Wert liegt deutlich unter dem Anteil vergleichbarer Innenstädte (z. B. Hannover ca. 32 %, Stuttgart ca. 42 %). Grundsätzlich liegt dieser Anteil bei vergleichbaren Innenstädten bei über 20 %. Wenn man weiterhin berücksichtigt, dass von den vorhandenen 150.000 m² allein der übermächtige Karstadt ca. 40.000 m² aufweist und die Bremer Innenstadt zusätzlich mit einem großen Peek & Cloppenburg, Kaufhof und C&A aufwartet, lässt sich schnell erkennen, dass ein ausgewogenes und attraktives Einzelhandelsangebot in der Innenstadt auf der derzeit verfügbaren Fläche nicht realisierbar ist. Neben dem ohnehin zu geringen Flächenangebot sind zudem die vorhandenen Ladenformate neben den beschriebenen Großmietern oftmals zu klein, sodass insbesondere für Mietkonzepte mit Flächenformaten oberhalb von 800 m² in den Bestandsflächen ein unzureichendes Angebot vorhanden ist. Ein Ausweichen dieser möglichen Mieter auf die Einkaufscenter an der Peripherie ist somit vorprogrammiert. Hinzu kommt, dass es keine ausgeprägte Luxuslage in Bremen gibt. Diese Kundenklientel fährt überwiegend nach Hamburg.

In Bezug auf Einzelhandelsmieten bleibt Bremen weit hinter den vorgenannten Städten zurück. Die Hansestadt bewegt sich mit erzielbaren Höchstmieten von rund 123,- EUR/m² im Vergleich mit gleich großen Städten im unteren Mittelfeld.

CHARAKTERISIERUNG DER 1A-LAGEN
Sögestraße

• Ehemals niveaugeprägte Lage entwickelte sich in den letzten Jahren zur Konsummeile
• Stärkste Lage in Bremen mit stabilem Mieterbesatz und wenig Entwicklungspotenzial
• Höchste Passantenfrequenz
• Zugang zur Katharinenpassage bzw. Domhof
• Standort namhafter Filialisten sowie regionaler Anbieter wie z.B. H&M, Roland Fashion, Dittfeld Lederwaren oder Café Knigge
• Neue Mieter: demnächst Betty Barclay
• Aktueller Mietpreis liegt bei 123,- EUR/m² für Kleinflächen

Obernstraße
• Klassische 1A-Lage mit unterdurchschnittlicher Aufenthaltsqualität
• Breite Einkaufsstraße mit teilendem Straßenbahnverkehr
• Große Karstadt-Immobilie mit 70 m Front zur Obernstraße
• Darüber hinaus Standort weiterer Großflächenmieter wie z. B. Peek & Cloppenburg, Anson’s, Thalia und demnächst ZARA (auf der bisherigen Fläche von Kult)
• Größere Grundflächen und nicht zeitgemäßer Zustand einiger Immobilien bieten deutlich mehr Entwicklungspotenzial als die Sögestraße
• Einige Mietflächen haben rückwärtig Zugang zur parallel verlaufenden A-Lage LloydPassage
• Neue Mieter: Schuh Geiz, Claire’s, street one, demnächst ZARA
• Aktueller Mietpreis liegt bei 108,- EUR/m² für Kleinflächen

Lloyd-Passage

• Kurze überdachte Fußgängerzone als Querverbindung von der Sögestraße zum Hanseatenhof Karstadt und Galeria Kaufhof mit Saturn sind die wesentlichen Mieter
• Darüber hinaus viele kleine Mietflächen mit ausgeprägter Gastronutzung
• Einige Mietflächen haben rückwärtig Zugang zur parallel verlaufenden A-Lage Obernstraße
• Sehr hohe Passanten-Frequenz

Hutfilterstraße
• Gerade Verlängerung der Obernstraße mit schwächerer Lagequalität und deutlicher Tendenz zur Ansiedlung von Discount-Konzepten
• Schwerpunkt von strukturfördernden Maßnahmen und Revitalisierungen wie z.B. das BRILLissimo
• Dennoch ähnlich der Obernstraße, noch weitere Entwicklungsmöglichkeiten aufgrund vorhandener nicht zeitgemäßer Immobilien.
• Im hinteren Bereich zur Bürgermeister-Smidt-Straße kleinteilige Mietflächen und wenig namhafter Besatz
• Neue Mieter: Kabel Deutschland, Mc Paper
• Aktueller Mietpreis liegt bei 61,- EUR/m² bei Kleinflächen

INVESTMENT
Der für Bremen bekannte, hohe Anteil an Privateigentümern der Geschäftshäuser in der Innenstadt, sorgt für ein geringes Transaktionsaufkommen. Die letzten beiden größeren Immobiliendeals waren vor zwei Jahren der Verkauf des C&A und des Kaufhofs. Der Ankauf des Lloydhofes durch die Stadt selbst von der österreichischen S Immo AG zum Jahreswechsel stellt einen aktuellen bedeutenden Immobiliendeal dar. Trotz des eher geringen Immobilienhandels ist ein ausgeprägtes Kaufinteresse an Investoren vorhanden. Im Vergleich mit anderen Städten ähnlicher Einwohnerzahl hinkt Bremen aus Einzelhandelssicht zwar hinterher, da das Angebot an Städten über 500.000 Einwohner in Norddeutschland aber überschaubar ist, steht die Stadt bei allen in Norddeutschland aktiven Investoren auf der Suchliste. Vergleichsweise moderate Kaufpreisfaktoren ermöglichen zudem auch stärker renditeorientierten Anlegern, wie beispielsweise Fondsgesellschaften, hier in Toplage zu investieren. Die durchschnittlichen Anfangsrenditen liegen bei ca. 6 - 6,3 %. Die aktivste Investorengruppe sind Projektentwickler, die sich um Entwicklungsmöglichkei¬ten bemühen, die vorwiegend in der Obernstraße und Hutfilterstraße gefunden werden können. Es ist anzunehmen, dass die Investmentaktivitäten durch die immer konkreter werdenden Centerplanungen am Lloydhof beeinflusst werden: Die Lage Sögestraße könnte zunächst etwas zurückhaltend nachgefragt werden, wohingegen Chancen im direkten Lageumfeld um das zukünftige Center stärker gesucht werden dürften.

FAZIT UND PERSPEKTIVE
Die ungenügende Flächenausstattung der Innenstadt und das geringe Großflächenangebot sind den Verantwortlichen in Bremen seit vielen Jahren bekannt. Die Überlegungen, die Innenstadt durch die Errichtung eines innerstädtischen Centers stärker gegenüber der Peripherie aufzustellen, werden fast ebenso lange verfolgt. Vorangegangene Studien zur Standortbestimmung und Verträglichkeit ergaben eine Zielgröße von ca. 30.000 m² Verkaufsfläche und als optimalen Standort für diese bedeutende innerstädtische Entwicklung die Flächen rund um den Ansgarikirchhof. Dieser Platz liegt nahe der Obernstraße. Von hier führt die Lloyd-Passage direkt zur Sögestraße. Zudem wird der Standort umringt von den markanten Großimmobilien Kaufhof, C&A, Bremer Carree (ehemaliges Hertie-Haus, nach dem Auszug von dem Textilanbieter H.W. Meyer zum Großteil leerstehend), dem leidgeprüften Lloydhof und dem dahinter befindlichen Parkhaus am Brill. Es gibt also mehrere Entwicklungsalternativen unter Einbeziehung aller oder nur einem Teil dieser Immobilien.

Ein erster Schritt zu dieser dringend notwendigen Entwicklung ist zwischenzeitlich erfolgt. Die Stadt Bremen selbst hat den Lloydhof erworben und für dessen gemeinsame Entwicklung mit dem ebenfalls stadteigenen Parkhaus am Brill eine Ausschreibung getätigt. Wenn diese beiden Objekte sinnvoll entwickelt werden und nach Auffassung der COMFORT Hamburg zudem das Bremer Carree ein neues Nutzungskonzept erhält, wird dieser Standortbereich zukünftig eine neue Qualität und einen gewichtigen Schwerpunkt in den innerstädtischen 1A-Lagen spielen. Ein erstes Zeichen setzte bereits ZARA mit der Anmietung der von den Verbrauchern lange erwarteten ersten Filiale in Bremen. Die ehemals von Kult genutzte Obernstraße 82-88 wird in den nächsten Monaten aufwendig modernisiert und wird die Lage sicherlich nachhaltig stärken.

Eine baldige und eindeutige Nachricht über die zukünftige Entwicklung des Lloydhofes einschließlich Parkhaus und des Bremer Carrees würde der Stadt von ebenfalls sehr gut zu Gesicht stehen. Eine Reihe internationaler Filialisten wartet nur darauf, endlich in den Bremer 1A-Lagen anmieten zu können, weiß COMFORT Hamburg -Geschäftsführer Frank Reitzig.

Eine weitere länger geplante Projektentwicklung in der Bremer Innenstadt am Bahnhofsvorplatz scheint sich deutlich zu verzögern. Der Hamburger Investor, Achim Griese Treuhandgesellschaft, plant einen 40.000 m² BGF umfassenden Neubau, der neben einem Gesundheitszentrum und einem Hotel auch Einzelhandelsflächen im Untergeschoss bis zum 1. Obergeschoss vorsieht. Nachdem es bereits seit 16 Jahren für diesen ungenutzten Vorplatz am Bahnhof immer wieder kritisch diskutierte Entwicklungsbestrebungen gab, wurden auch diese aktuellen Planungen kontrovers diskutiert. Der Entwurf sieht zwei getrennte siebengeschossige Baukörper vor, damit die Sicht auf den Bahnhof bestehen bleibt. Die Fertigstellung war ursprünglich für 2014 vorgesehen. Dieser Zeitpunkt ist allerdings nicht mehr realistisch, veranschlagt der Projektentwickler doch selbst eine Bauzeit von ca. 2,5 Jahren. Von daher müssen schon in den nächsten Wochen die Bauarbeiten beginnen, damit eine Eröffnung Ende 2015 überhaupt noch möglich erscheint.

Ein bedeutender Einzelhandelsstandort wird dort eher nicht entstehen können. Dafür ist die Lage einfach zu weit von den 1A-Lagen entfernt. Gastronomisch sowie überwiegend nahversorgungsorientiert werden die Einzelhandelsflä¬chen dort sicher funktionieren können. Der modische Textilfilialist wird demgegenüber eher versuchen, rund um den Ansgarikirchhof anzumieten.

Die vorgenannten Bestrebungen für ein innerstädtisches Center und die Entwicklung der umliegenden Einzelhandelsobjekte sind grundsätzlich eine nachhaltige und sinnvolle Maßnahme, um das Flächenangebot der Innenstadt gegenüber der Peripherie zu erhöhen und das Mieterangebot auszuweiten.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die dringend erforderliche Stärkung der Innenstadt nur durch die Ausweitung des Einzelhandelsangebotes und der vorhandenen Einzelhandelsfläche in und an der Toplage gelingen wird. Der Anteil der Innenstadt an der gesamten Einzelhandelsfläche muss deutlich gesteigert werden, um genug Kraft zu entwickeln, an die Peripherie innerhalb und außerhalb des Stadtgebietes verlorene Kaufkraft wieder zurück in die Innenstadt zu holen. Da zudem an der Peripherie ebenfalls Wachstumsaktivitäten existieren, ist die Innenstadt hier dringend im Zugzwang.

Centersituation

Hinsichtlich des Centerangebots kann sich Bremen als die Nr. 1 unter vergleichbar großen Städten in Deutschland ansehen, zumindest was die Peripherie betrifft. Mit der Waterfront im Stadtteil Gröpelingen, dem Weserpark im Ortsteil Osterholz oder dem Roland Center im Ortsteil Huchting seien nur drei Center genannt, die zusammen über eine Verkaufsfläche von ca. 130.000 m² verfügen, was schon nahe an das Verkaufsflächenangebot in der Innenstadt herankommt. Aktuell setzt hier der Weserpark Akzente: Neben der geplanten grundsätzlichen Modernisierung des Centers, hat der Weserpark unlängst das Angebot an kostenlosen Parkplätzen durch einen Neubau eines Parkhauses gesteigert. Zusätzlich wird der Eigentümer, die Münsteraner WSN Grundbesitz GmbH, die Verkaufsflächen durch einen geplanten Erweiterungsbau vergrößern. In diesem soll eine neue Mall mit ca. 40 zusätzlichen Geschäften und neuen Parkflächen auf dem Gebäudedach entstehen. Nach der Fertigstellung stehen den Besuchern somit dann insgesamt ca. 4.800 kostenlose Parkplätze zu Verfügung

Zu den oben genannten Großcentern kommt eine Vielzahl an kleineren Nahversorgungscentern und Fachmarktagglomerationen hinzu sowie außerhalb des Stadtgebietes mit dem Ochtum Park ein Designer Outlet, das erst kürzlich die Verkaufsfläche durch einen Neubautrakt nochmals vergrößert hat. Dass Bremen die peripheren Einzelhandelsansiedlungen in der Vergangenheit zu unkritisch geprüft und genehmigt hat, unterstreichen auch die jeweiligen Flächendimensionen.

Ein Beispiel dafür ist das Center Haven Höövt in Bremen-Vegesack. In dem nur ca. 35.000 Einwohner zählenden Stadtteil wurde 2003 das Center mit einer Verkaufsfläche von über 25.000 m² errichtet. Die ca. 125.000 m² Verkaufsfläche von Dodenhof in Posthausen (nach Erweiterung), dem nahegelegenen größten Einkaufscenter in Norddeutschland, komplettiert die aufgerüstete Peripherie und macht der Innenstadt von Bremen das Leben zusätzlich schwer.

Der zunächst als Freizeitpark konzipiert und fulminant gescheiterte Space-Park wurde nach Neugestaltung als Einkaufscenter Waterfront 2008 wiedereröffnet. Nach anfänglich mäßigem Erfolg wählte der zum britischen Lebensmittelkonzern Associated British Foods gehörende Textilhändler Primark diesen Standort als erste Filiale in Deutschland aus. Das hatte zur damaligen Zeit eine deutliche Belebung der Waterfront zur Folge. Denn aus ganz Nord- und Mitteldeutschland pilgerten die Kunden scharenweise nach Bremen. In gewisser Weise profitierte davon in den vergangenen Jahren auch die Bremer Innenstadt.

Hierfür waren weniger die Primark-Jünger verantwortlich, die auf ihrer weiten Reise auch in der Innenstadt noch etwas Umsatz generierten. Vielmehr geschah dies durch die auf Bremen gelenkte Aufmerksamkeit, die der neue Player auf dem deutschen Markt auslöste. Die besondere Beachtung von Primark in Bremen ebbt mit der zügig voranschreitenden bundesweiten Expansion dieses Konzeptes allerdings merkbar ab. Nach der Eröffnung eines Primark in Hannover und in absehbarer Zeit auch in Braunschweig, hat sich der Einzugskreis deutlich verkleinert. Sollte es Primark gelingen, auch in Hamburg die dort angestrebten zwei Standorte zu realisieren, wird der östliche Einzugsraum nochmals verkleinert.

Bremen weist aufgrund seiner in den letzten Jahren nachhaltig verbesserten wirtschaftlichen Basis eine relativ entspannte Situation im Wettbewerb mit vergleichbaren Städten auf. Im natürlichen Einzugsgebiet ist somit eine solide Plattform für nachhaltiges Wachstum vorhanden. Nun gilt es, die offensichtlichen Chancen zu nutzen und die Innenstadt durch die Schaffung von zusätzlichen Verkaufsflächen – dies gilt besonders für die Flächengrößen ab ca. 800 m² - nachhaltig zu stärken, resümiert der Einzelhandelsexperte Günter Rudloff die Situation.

Von daher ist es die maßgebliche Aufgabe der Stadt, die aktuelle Situation zu korrigieren und den Ausbau der innerstädtischen Einzelhandelsflächen zügig voranzutreiben. Am Beispiel von Dodenhof oder auch an dem Einzelhandelsausbau in einer Stadt wie Oldenburg ist erkennbar, wie das Umland von Bremen in den letzten Jahren an Stärke gewonnen hat. Vielen Diskussionen und Worten müssen nun zügig Taten folgen statt weiter abzuwarten, denn der kaufwillige Konsument findet Alternativen – so oder so!


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